Where the wild Roses grow

Movie-Kritik: L'écume des jours
Bildquelle: 
Frenetic Films

Michel Gondry lieferte uns «Eternel Sunshine of the Spotless Mind», «Science of Sleep» und viele weitere unvergessliche Kinoerlebnisse. Seine Handschrift ist dabei die stets etwas leicht verrückte Handlung, bei der Realität und Fiktion ineinandergreifen. So auch in seinem neusten Werk mit Audrey Tautou («Amélie») in der Hauptrolle. Die Französin spielt Chloé, eine junge Frau über deren Leben wir nicht viel wissen, ausser, dass sie sich nach relativ kurzer Zeit dazu entscheidet ihren Freund Colin (Roman Duris «L’auberge espagnole») zu heiraten. Während der Hochzeitsreise fliegt eine Blüte ins Zimmer und in Chloés Lunge. Dort wächst in den nächsten Tagen und Wochen eine Seerose heran und gefährdet so Chloés Gesundheit. Als einzige Medizin dienen frische Blumen, die durch ihre Nähe die Seerose zum Verschwinden bringen sollen. So wird Chloé täglich gezwungen sich in ein Bett voller Blumen zu legen, während ihr Liebster zum ersten Mal in seinem Leben Geld verdienen muss, um seine junge Frau medizinisch versorgen zu können.

 

Bild 1: Frisch verliebt und schon auf der Strasse zur Hochzeit: Chloé und Colin. / Bild 2: Selbst die Nebenrollen sind bestens besetzt. Zum Beispiel mit Omar Sy. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Der gleichnamige Roman von Boris Vian liefert in der Tat jene Geschichte, für die wir uns keinen anderen als Michel Gondry vorstellen können. Dementsprechend raffiniert greift er in seine Trickkiste und zaubert die richtigen Bilder zu Vians kurioser Geschichte. Leider konzentriert sich Gondry aber ein wenig zu sehr auf die Machart und verliert die Dramaturgie aus den Augen. Die Chemie zwischen Tautou und Duris will sich irgendwie auch nicht wirklich entwickeln. Davon profitieren aber einzig die brillanten Nebenfiguren, dargestellt von Gad Elmaleh («Midnight in Paris»)  und Omar Sy («Intouchables»). Elmalehs Chick ist wie Colin selbst auch verliebt, jedoch mehr in die Poesie eines Dichters namens Jean-Sol Partre (!) als in seine Freundin. Statt das Geld, welches er von Colin borgt, wie vereinbart in seine Hochzeit zu investieren, gibt er es für allerlei Fanartikel seines Lieblingsautoren aus. Dieser Handlungsstrang, wie auch Colins mühsame Suche nach einem Verdienst, bringt die zentrale Gesellschaftskritik des Romans sehr gut hervor. 

 

Bild 1: Chloé und Colin schweben auf Wolke 7, fallen aber auch (Bild 2) mal auf die Nase und lachen trotzdem gemeinsam.  

 

Gondry Fans werden an diesem genial-kreativ umgesetzten Stoff grosse Freude haben. Nicht zuletzt, weil der Filmemacher selbst als Chloés Doktor eine kleine Nebenrolle übernimmt. Zuschauer mit weniger Bezug zu Gondry, sind der Gefahr ausgesetzt, von den vielen bildnerischen Spielereien überfordert zu werden. Hinzu kommt die relative Unbekanntheit von Boris Vians Roman, so dass die kleinen Absurditäten, der stark in der Realität verwurzelten Kernbotschaft der Geschichte, die Show zu stehlen vermögen. Da dieser Film jedoch hochgradig von seiner visuellen Erzählweise lebt, ist der Kinobesuch trotzdem zu empfehlen.

 

  • L’écume des jours (Frankreich/Belgien 2013)
  • Regie: Michael Gondry
  • Darsteller: Romain Duris, Audrey Tatou, Gad Elmaleh, Omar Sy, 
  • Laufzeit: ca. 94 Minuten
  • Kinostart: 10. Oktober 2013
Tanja Lipak / Do, 10. Okt 2013