Der Herr der Affen

DVD-Kritik: Disneys Tarzan
Bildquelle: 
www.disney.ch

Ein weinerliches Schreien weckt die Neugier der Gorilladame Kala. Sie folgt den fremden Klängen und trifft auf den Unterschlupf einer Menschenfamilie. Mutter und Vater sind zuvor mit einem Neugeborenen von einem brennenden Schiff geflohen und im Dschungel gelandet. Kala findet die Eltern tot – ein Leopard hat sie angegriffen – und das Baby schreiend in ein Tuch eingewickelt. Als sie ebenfalls vom noch anwesenden Leoparden angegriffen wird, schnappt sie kurzerhand das Baby und flieht. Zurück bei den anderen Affen gelingt es ihr, den Anführer Kerchak zu überzeugen, dass sie das Kleine behalten darf.  Sie tauft es Tarzan. 

 

Welche Welt ist die richtige?

 

Tarzan entwickelt sich prächtig und ist bald im Dschungel zu Hause. Weil er von den jungen Gorillas nicht immer akzeptiert wird, lässt er sich auf eine gefährliche Mutprobe ein, durch die er das Elefangenjunge Tantor kennenlernt. Gemeinsam mit der vorlauten Gorilladame Terk machen die drei viel Unfug und werden zu unzertrennlichen Freunden. Bis die Menschen auftauchen. Tarzan erkennt, dass er nicht der einzige seiner Art ist. Er freundet sich mit Jane und ihrem Vater, die für Forschungszwecke aus London angereist sind, an und wird schon bald vor die Frage gestellt, in welche Welt er gehört.

 

Ein Markenzeichen von Disneys Zeichentrickfilmen war immer die Detailtreue. So auch bei «Tarzan». Die Gesichter leben, die Umgebung pulsiert zum Teil förmlich. Zwar bekommt die Geschichte von «Tarzan» – die Romanvorlage stammt von Edgar Rice Burroughs – einen etwas kindgerechten Charakter und viele Dinge wurden in künstlerischer Freiheit angepasst, aber das stört überhaupt nicht. Dazu kommt, dass die Figuren erstmals nicht singen, was eigentlich untypisch ist für Disney Zeichentrickfilme. Bei «Tarzan» singt Phil Collins seine Kompositionen gleich selbst und das ebenfalls in Deutsch. Durch seinen starken Akzent klingen sie Songs in der deutschen Synchronfassung zwar etwas unfreiwillig komisch, aber die Musik integriert sich ideal in den Kosmos des Affenjungen.

 

Deep Canvas hat den Zeichentrickfilm verändert

 

Beim Schauen des Films fällt zuerst auf, wie geschmeidig die Animationen sind. Als der Film 1999 in die Kinos kam, waren die Sequenzen, in denen Tarzan förmlich durch die Bäume surft, der neueste Stand der Technik. Sie funktionieren bis heute wunderbar und machen – gerade auf Blu-Ray – sehr viel Spass. Desweiteren wurde speziell für «Tarzan» die Software «Deep Canvas» erfunden. Sie ermöglichte es, atemberaubend tief wirkende Hintergründe zu animieren, die wie von Hand gezeichnet wirken. Die technischen Raffinessen und die heutig qualitativ hochwertigen Blu-Rays ergänzen sich schlicht optimal. 

 

Die Mischung aus Musik, feinfühligem Humor und Dramaturgie ist bei Disney Zeichentrickfilmen seit Jahrzehnten Tradition und hat mit «Tarzan» ein Niveau erreicht, dass so nahe an der Perfektion ist, dass selten ein Zeichentrickfilm eines anderen Studios der Qualität nahe gekommen wäre. Zwar gibt es Zweifler, die beanstanden, dass die Perfektion eben gerade den Charme von Disneys Zeichentrickfilmen vermissen lasse, aber das ist natürlich Geschmacksache. Auf der Blu-Ray sind als Extras zusätzliche Szenen enthalten, die in Form eines Storyboards einen alternativen Anfang zeigen. Ausserdem ist das Musikvideo zu «You’ll Be In My Heart» und eine DisneyPedia zum Leben im Dschungel enthalten. Die Blu-Ray von «Tarzan» beinhaltet also sehr viel Spass.

 

  • Tarzan (USA, 1999)
  • Regie: Chris Buck, Kevin Lima
  • DVD-Start: 26. Juli 2012
Patrick Holenstein / Di, 31. Jul 2012