Wenn Welten aufeinander prallen

DVD-Kritik: Disneys Pocahontas
Bildquelle: 
Disney

Der Prolog zeigt, wie die Engländer in See stechen und losfahren. Ziel: Gold zu finden. Wir lernen John Smith, den draufgängerischen Seemann, kennen, sehen wie die Menschen in der Zivilisation die Technik nutzen und die Weltmeere besegeln. Nach den Credits bekommen wir Einblick in das Leben der Indianer. Sehen, wie sie in Einklang mit der Natur leben und wir lernen Pocahontas kennen. Die Tochter des Häuptlings ist eigenwillig und kann es nicht ausstehen, wenn man ihr Vorschriften macht. Sie erkundet lieber mit den tierischen Freunden, dem Waschbären Meeko und dem Kolibri Flit, den Wald. 

 

Ein Blick genügt 

 

Als die Engländer in Amerika ankommen, beobachtet das die neugierige Pocahontas aus dem Dickicht heraus, sie schaut sich an, wie Kisten und Waren ausgeladen und Holzpfosten eingeschlagen werden. Dabei fällt ihr Blick ein erstes Mal auf John Smith. Sie ist sofort fasziniert von dem fremden Mann. Während der Häuptling der Indianer zur Vorsicht vor den Unbekannten mahnt, nähern sich John Smith und Pocahontas an. Sie verlieben sich gegen alle Widersprüche. Doch wem dient jetzt John Smith? Und kann Pocahontas den sich anbahnenden Kampf zwischen den Völkern verhindern?

 

Der Film basiert auf der Legende von Pocahontas. Dabei nimmt er sich einige historische Freiheiten und erntete dafür beim Kinostart auch Kritik. Aber wer darüber hinweg schauen kann, bekommt eine charmante und liebevoll gezeichnete Geschichte zweier Liebenden mitten im Zielfeld zweiter Mächte. Die goldgierigen Engländer schiessen auf alles, was sie nicht kennen und haben nur Profit im Kopf während sich die Indianer so gut sie können verteidigen. Die zivilisierten Männer aus der Stadt gegen die Wilden aus der Natur oder ist die bessere Frage vielleicht: Wer sind denn wirklich die Wilden? Zwischen den Zeilen geht «Pocahontas» genau auf solche Fragen ein, vermeidet es aber, klare Antworten zu geben oder mit dem «gezeichneten» Mahnfinger zu schwingen. 

 

Der Trauerweide gehören die Lacher

 

Wie immer bei Disney lebt die Geschichte von den Nebenfiguren. Der freche Waschbär Meeko ist manchmal zum Schreien komisch und der süsse Kolibri Flit büsst mehr als einmal für Meekos Spässe. Auch die Geister der Indianer werden gezeigt: Mal als schemenhafter Adler, neben Pocahontas, wenn sie durch die Natur rennt, und natürlich in Person von Mutter Weide. Die Trauerweide, quasi ein Geist des Waldes, wird mit einem Gesicht verdeutlicht und ist eine wichtige Freundin für Pocahontas. Sie steht natürlich als Synonym für die Verbundenheit mit dem Wald und doch gehören der alten Dame einige Lacher. 

 

«Pocahontas» ist eine lockere Geschichte, die ein wenig Weltgeschichte beinhaltet, aber eigentlich nicht mehr sein möchte als die Story zweier Liebenden, die zwischen die Fronten geraten. Die Blu-Ray ist zudem mit allerlei Bonusmaterial vollgepackt. Ein Making-of oder zusätzliche Szenen sind nur zwei Beispiele dafür. Zudem ist – wie schon bei Tarzan – das Bild auf der Blu-Ray gestochen scharf und die Farben sind brilliant. 

 

  • Pocahontas (USA, 1995)
  • Regie: Mike Gabriel, Eric Goldberg
  • DVD-Start: 26. Juli 2012
Patrick Holenstein / Do, 02. Aug 2012