Einen Teil meines Herzens habe ich selber gebrochen»
Skunk Anansie waren in den 90er-Jahren für ihr Alternativ-Punk-Rock bekannt. Im Jahr 2001 löste sich die Band aber auf. Acht Jahre nach der Trennung, schloss sich die Band wieder zusammen. Seither haben die 4 Briten 3 neue Alben veröffentlicht. Darunter «Anarchytecture», das im Januar dieses Jahres auf den Markt kam.
Im Jahr 1995 stiess Mark Richardson als letztes Mitglied zu Skunk Anansie. Als kleines Kind setzte sich Mark bereits hinter das Schlagzeug. Dass er seinen Traum jemals in sein Berufsleben integrieren könnte, ahnte der damals 8-jährige Drummer jedoch nicht. Das Leben meinte es nicht immer gut mit Mark, trotzdem hat der passionierte Motorradfahrer nie aufgehört, die Musik und sein Leben zu lieben. Wir haben mit Mark telefoniert und vieles über sein Privatleben, das neue Album und die Erfahrungen mit Skunk Anansie erfahren.
Mark, du und Ace (Gitarrist bei Skunk Anansie) seid bei ACM sehr engagiert, was macht Ihr da genau?
ACM ist eine Musikschule für junge, talentierte Musiker, die daran interessiert sind, Musik zu Ihrem Leben zu machen. Wir versuchen die Jungen auszubilden, um ihr Talent zu ihrem Beruf zu machen.
Ich persönlich arbeite mit Personen, die Probleme haben, weil sie von zu Hause weg mussten oder Probleme mit den Kursen haben. Manche kommen in ihren Beziehungen nicht weiter und so verlieren sie die Lust an der Musik oder besser gesagt den Glauben an die Musik. Also ist es mein Job, zu sagen «ok Leute, packen wir das Problem an und finden eine Lösung».
Du bist also eine Art Psychotherapeut für die Schüler?
Ich würde nicht sagen Psychotherapeut. Eher eine Art Zuhörer, ein Freund.
Wieso unterrichtest du als langerfahrener Musiker keine musikalischen Fächer, sondern kümmerst dich um die Anliegen der Schüler?
Ich habe gelernt, egal wie schlimm einem das Leben vorkommt, egal wie schlimm alles scheint, es gibt immer einen Weg, es gibt immer Lösungen und Optionen die einem nach dem Abdriften wieder auf die richtige Spur bringen.
Wie lange gibt es ACM schon?
Gute Frage. (lacht) Als ich mich 1995 als letztes Bandmitglied Skunk Anansie anschloss und Ace kennenlernte, war er schon an dieser ACM-Sache dran. Es war inspirierend, zu sehen wie er talentierten Musikern, mit dem Traum die Musik ins Berufsleben einzubringen, half den Traum zu verwirklichen. Also schloss ich mich an und bin nun seit 1999 dabei.
Da gibt es noch eine Sache die du tust, seit du sechs Jahre alt bist. Motorradfahren.
Oh Ja! Und wie. Ich liebe es.
Jeder erzählte, was in den vergangen Jahren passiert war. Wo wir waren, was wir erlebten. Wir trafen uns im selben Raum, in dem wir uns getrennt hatten. Es war, als hätten wir acht Jahre zuvor Pause gedrückt und dann wieder Play. Es war grossartig, zu viert in diesem Raum.
Wenn du wählen müsstest zwischen Motorradfahren und Schlagzeug spielen, was würdest du auswählen?
Och Gott. Das ist eine sehr, sehr harte Frage. Ich denke, wenn ich wirklich wählen müsste. Uff, diese Frage. Ok, ich denke ich würde mich für die Musik entscheiden, weil ich ja mit dem Motorrad kein Geld verdienen könnte. Ja gut, das Motorrad war meine erste Liebe, wie du gesagt hast, mit sechs Jahren durfte ich erstmals mit meinem Vater bei einem Motorradfahren zusehen. Bezahlt hätte mir mein Vater dieses Hobby niemals, es ist sehr teuer und ja wahrscheinlich ist es auch besser so. Mit meinem Gewicht hätte ich niemals ein guter Motorradfahrer sein können.
Hobbymässig hast du ja nie damit aufgehört, du hast sogar Gutes damit getan.
Ja, kann man so sagen. Ich habe einige Wohltätigkeitsrennen gemacht, unter anderem in Afrika und Indien. Auch für mich habe ich Gutes damit getan. Es ist eine Art Psychotherapie für mich, eine Art flüchten. Auf dem Motorrad holen mich meine Probleme niemals ein. Heute leben wir alle gestresst. Wir müssen immer erreichbar sein und schon jeden nächsten Schritt geplant haben, auch zu Hause. Wir haben Laptops, iPads, Handys, die rumliegen. Wir müssen immer überall erreichbar sein. Das einzige was ich auf dem Motorrad machen muss, ist im Moment zu sein, den Moment zu fühlen und zu leben.
Du bist ein sehr beschäftigter Mann, wo bleibt dir die Zeit für die Band?
Ja, ich bin sehr beschäftigt, das ist auch gut so. Dank meiner Frau, die mich immer ermutigt, etwas zu tun, kann ich mich ablenken. Wäre es nicht für sie, würde ich den ganzen Tag vor dem Fernseher vergammeln. Auch abends spornt sie mich an, Museen zu besuchen, Auftritte anzusehen usw. Es ist ein sehr hektisches Leben, aber es ist ein gutes Gefühl, ein sehr gutes Gefühl, immer etwas zu tun zu haben. Ansonsten hätte ich Zeit, um mir viele, unnötige Gedanken zu machen.
Wechseln wir zu Skunk Anansie, wie war die Reunion nach acht Jahren Trennung?
Es war sehr nett, wir hatten viel zu bereden. Jeder erzählte, was in den vergangen Jahren passiert war. Wo wir waren, was wir erlebten. Wir trafen uns im selben Raum, in dem wir uns getrennt hatten. Es war, als hätten wir acht Jahre zuvor Pause gedrückt und dann wieder Play. Es war grossartig, zu viert in diesem Raum.
Habt Ihr euch dann in diesen acht Jahren der Trennung niemals getroffen?
Doch sicher, wir trafen uns zwar nicht oft, aber es kam vor. Ich spielte für Skins und Ace’s Solo-Alben, es war also nicht komplett Funkstille und heute kann man fast nicht, keinen Kontakt haben, mit den ganzen Social-Media Kanälen.
An eurem aktuellen Album, welches im Januar erschienen ist, habt ihr immer zusammen gearbeitet , ist es das was eine Band ausmacht?
Wir mussten zusammen arbeiten, nach einer so langen Pause, gibt es vieles zu klären, um herauszufinden, ob alles noch passt.
War es eher wie ein Neuanfang oder ist alles wie zuvor?
Ja, ich würde sagen, ein Neuanfang, aber nicht nur bei diesem Album. Ich finde bei jedem Album fühlte es sich wie ein Neuanfang an, es war niemals dasselbe.
Skunk Anansie mit Mark Richardson, rechts aussen. (Bild: TBA)
Die Alben erzählen eine Geschichte. Aber jedes Album klingt anders.
Das kann man so sagen. «Blacktraffic» war ein sehr wütendes Album. Wir alle waren wütend auf die Welt, die Regierung und auch auf die Liebe waren wir wütend. Bei «Wonderlustre» haben wir uns alle neu verliebt. In die Musik, in die Band.
Und dann kam «Anarchytecture», das traurigste aller Alben. Welcher ist dein Lieblingssong?
Stimmt, es ist ein sehr trauriges Album, es dreht sich alles um Trennungen, Liebeskummer, es ist ein sehr herzzerbrechendes Album. Meine Liebling-Song sind unter anderem «Death to the Lovers» und «Love someone else.»
Du hast vorhin erwähnt, dass du Angst hast, vor zu vielen unnötigen Gedanken. Haben diese Gedanken etwas mit Liebeskummer zu tun, um das was sich das Album eigentlich dreht?
Ja klar, absolut. Ich meine, einen Teil meines Herzens habe ich selber gebrochen, mit meiner Unfähigkeit, mich selber zu kontrollieren.
Mein Herz wurde gebrochen, als meine erste Ehe in die Brüche ging. Ich litt stark unter Liebeskummer und ich machte alles noch schlimmer. Ich wurde Drogensüchtig. Ich war immer betrunken, so habe ich alles schlimmer gemacht und mein Herz selber gebrochen.
Wie hast du diese Enttäuschung akzeptiert?
Meine Familie und meine Freunde haben mich geheilt. Ich habe mir schon längst vergeben und ich habe vielen Menschen mit Problemen geholfen. Es macht mich traurig, wenn ich zurückschaue und sehe, was ich mir selbst angetan habe. Aber ich habe mir vergeben, ich habe gelernt dass es niemals so schlimm ist wie es scheint. Das Leben ist wunderschön, ich bin glücklich, dass ich Musik mache für diese Welt.
Deine Fans haben sicher auch dazu beigetragen.
Es gibt nichts Schöneres nach acht Jahren, in denen wir verschwunden waren, zurück auf die Bühne zu steigen und zu sehen, dass unsere Fans uns nie vergessen haben. Das macht mich glücklich, sie lieben uns immer noch, nach all dem was passiert ist. Unsere Fans haben nie aufgehört an uns zu glauben.
Was haltest du von den Smartphones an Konzerte?
Also ich denke, auch wenn wir es hassen würden, da gibt es nichts, was wir tun könnten, um es zu vermeiden. Sobald Skin auf die Bühne kommt, heben alle die Handys in die Luft und ich denke mir dann nur «shit, können die nicht einfach den Moment geniessen». Das Problem ist, dass heute jeder beweisen will, dass er anwesend war. Ich bin kein grosser Fan von diesen Social Media Kanälen. Jeder lebt sein unechtes Leben, postet nur die guten Sachen im Leben. Die besten Fotos, die schönsten Menschen, es ist ziemlich oberflächlich.
Im Januar steht euch «the latest Anarchytecture Tour» bevor. Seid Ihr bereit?
Wir haben noch keine Ahnung was wir spielen werden. Auf jeden Fall nicht nur die neuen Songs.
Zum Beispiel «Hedonism». Seid ihr nicht langsam müde diesen Song immer wieder spielen zu müssen?
Nein, auf keinen Fall. Ich liebe diesen Song. Dank «Hedonism» kann ich mein Haus bezahlen. Jedesmal wenn ich diesen Song spiele, fühle ich den Sound. Diesen Song werden wir auf jeden Fall spielen.
Skunk Anansie - «Hedonism»