MS MR über Tumblr Glitch Pop und ihren Swiss-Moment

Interview mit MS MR
MS MR
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MS MR Facebook

Hey Hey! Und wie geht’s euch?

Lizzy: Gut. Gerade ziemlich müde, aber wir sind total aufgeregt, jetzt das erste Mal in der Schweiz zu sein. Wir hatten bisher noch keinen Auftritt hier. Ich kann es kaum glauben, dass uns in Zürich mehr als zehn Leute kennen. Einfach unglaublich. Ich hatte bisher keinerlei Verbindung zur Schweiz. Das ist echt Wahnsinn.

 

Letztes Wochenende wart ihr am Glastonbury Festival. Wie war’s? 

Max: Abgefahren!

 

Lizzy: Total abgefahren. Einfach der absolute Hammer!

 

Max: Wir hatten eine unglaublich tolle Zeit.

 

Ich habe Bilder von euch gesehen. Ihr hattet offensichtlich viel Spass.

Lizzy: Ja, unglaublich viel Spass. Es ist einfach mein persönliches Lieblingsfestival. Irgendwann mal als Headliner am Glastonbury zu sein - das wär der Wahnsinn! Aber für uns war es schon eine riesige Ehre auf der John Peel Stage zu spielen, auf so einer legendären Bühne. Es fühlt sich an, wie ein Schritt in die richtige Richtung. 

 

Max: Um die 7‘000 Leute waren da. Das ist einfach riesig für uns. Der grösste Auftritt überhaupt, den wir bisher gespielt haben.

 

Jetzt seid ihr hier. Hattet ihr überhaupt Zeit euer erstes Mal in der Schweiz, in Zürich, zu geniessen?

 

Lizzy: Nein, leider nicht. Wir sind vorhin erst grad mit unserem Tour-Bus gekommen.

 

Das erste Mal haben wir uns an der Universität getroffen, obwohl wir davor eigentlich bereits auf die gleiche Schule gegangen sind. Während der Schulzeit haben wir uns eben nicht wirklich gekannt.

 

 

Dann müsst ihr unbedingt wieder kommen. Im Sommer ist es echt schön, rund um den Zürich See zu chillen.

Max: Ich war schon mal hier in der Schweiz. Also vor zehn Jahren, da war ich, glaub, mal in Lausanne.

 

Lizzy: Deine Familie besuchen?

 

Max: Ja, also ich hab mich mit ein paar Freunden getroffen. 

 

Na, dann lasst uns mal ein paar Jahre zurück gehen. Wie kommt es, dass ihr jetzt hier zusammen seid? Wie habt ihr euch kennengelernt?

Max: Das erste Mal haben wir uns an der Universität getroffen, obwohl wir davor eigentlich bereits auf die gleiche Schule gegangen sind. Während der Schulzeit haben wir uns eben nicht wirklich gekannt. Nach der Schule sind wir beide dann nach New York gegangen. Ich habe an der Martha Graham School Of Modern Dance in New York studiert. Lizzy hatte ihr eigenes Label Neon Gold Records und hat Songs geschrieben. Die Idee als Produzent zu arbeiten hatte ich schon damals, aber ich hatte erst grad begonnen das Ganze für mich zu entdecken. Irgendwann habe ich Lizzy dann eine Mail geschrieben und so kamen wird als Band im Dezember 2010 zusammen.

  

Als ihr zusammen auf der Schule wart, hast du Lizzy erst gar nicht wirklich wargenommen?

Lizzy: Wir waren eben auf einer dieser wirklich kleinen Schulen. Vielleicht 2‘400 Leute oder so. Naja, und auch wenn man sich eben nicht persönlich kannte, irgendwie ist man sich trotzdem mal über den Weg gelaufen. Ich wusste zwar, wer Max war, aber wir hatten nicht den gleichen Freundeskreis. Wirklich kennengelernt haben wir uns erst nach der Schule.

 

Den ersten Song, den ihr zusammen für das Demo-Tape «Ghost City USA» aufgenommen habt, war eine Cover-Version vom Patrick Wolf Song «Time of my Life». Warum habt ihr denn gerade den Song genommen?

Lizzy: Eigentlich war es ein Zufall.

 

Max: Keiner von uns war ein grosser Fan von Patrick Wolf. Wir mögen und respektieren ihn als Musiker. Aber keiner von uns hat wirklich gross Musik von ihm angehört. Aber der Song kam damals grad raus und als Lizzy das erste Mal zu mir kam, spielte sie mir den Song vor. Einfach ein toller Song.

 

Lizzy: Ein, zwei Tage davor hatte mir irgendwer den Song geschickt und ich hab ihn von Anfang an gemocht. Das war echt lustig, weil immer wenn ich mir Musik auf meinem iPod oder bei Spotify anhöre, frage ich mich, welche Songs zum Covern toll wären. Die Frage stelle ich mir einfach immer wieder. Ich denke, wir beide mögen Cover-Songs, darum haben wir auch noch einen anderen Cover-Song auf unserer momentanen Setliste. Ich frag mich immer, was wohl das nächste grossartige Cover sein wird. Und was einen guten Cover-Song ausmacht, um ihn dann auch auf die Setliste zu nehmen. Und eben auch was es bedeutet, hinter einer Band oder einem Song zu stehen. Die Entscheidung für Patrick Wolf war ein absoluter Zufallstreffer.

  

Ihr beschreibt eure Musik als «Tumblr Glitch Pop». Was muss man sich darunter vorstellen?

(Max und Lizzy lachen beide.)

 

Max: Tumblr Glitch Pop war eigentlich nur ein Witz. Als wir unsere Musik zum ersten Mal rausgebrachten, haben wir das über Bandcamp gemacht. Wir wurden dann gefragt, wie wir unser Musik-Genre beschreiben würden. Es gibt so viele unterschiedliche Musikrichtungen, wir wollten uns da nicht festlegen, um uns auch andere Musik-Genres offen zu halten. So kam das mit dem Tumblr Glitch Pop und jetzt verfolgt es uns auf Schritt und Tritt. (Lizzy lacht).

 

 

Lizzy Plapinger (links) und Max Hershenow (recht) von MS MR nach ihrem ersten Schweizer Auftritt im Plaza.

(Bildquelle: Bäckstage.ch / © Dominique Rais)

 

Ich bin wirklich begeistert von eurem Album «Secondhand Rapture». Pitchfork bezeichnete eure erste Single «Hurricane» als «Best New Music», The Guardian hat euch als «Potential Superstars» beschrieben. Was denkt ihr, wenn ihr so was hört? 

(Beide lachen).

 

Lizzy: Wirklich schmeichelhaft. Wenn wir Musik rausbringen, dann machen wir das, weil sie uns gefällt. Ich denke, das ist das Wichtigste überhaupt. Dass wir mit «Hurricane» bekannt wurden, hat uns sowohl überrascht wie auch geehrt. Er ist einer der Songs, der uns wirklich am Herzen liegt. Wir hatten eigentlich immer gedacht, wenn, dann würde uns der Durchbruch sicher mit «Bones» passieren. Aber jetzt sind wir einfach absolut dankbar und stolz.

  

Was ist für euch «The Best New Music Of The Year»? 

Max: Eine oder mehrere Bands?

 

Fangt mal mit einer an.

(Lizzy und Max lachen).

 

Lizzy: Hmm. Wen ich wirklich toll finde? HAERTS. Die kommen auch aus New York. Ich hör die Musik schon seit einer ganzen Weile und ich denke, wir haben uns beide irgendwie in die Musik von HAERTS verliebt. (Schaut zu Max). Ich find’s jedes mal wieder überwältigend die Band live zu sehen. Die haben echt ein paar irre gute Songs.

 

Eure Songtexte sind düster, emotional und melancholisch. Ich selbst schreibe auch Songs. Für mich ist es immer leichter über persönliche Erfahrungen zu schreiben. Wie geht’s euch damit?

 

Lizzy: Hmm. Ich bin wohl ein bisschen das, was man sich unter einer wahnsinnigen Songwriterin vorstellt (lacht). Irgendwie schreib ich andauernd. Irgendwelche Ausdrücke, Wörter und auch ganze Sätze. Ich schreib das dann alles recht sporadisch auf meinem Handy oder Laptop auf. Irgendwie hängt es auch mit der Art zusammen, wie wir Songs schreiben. Wenn mir Max einen seiner Songs schickt, dann hat der schon seine ganz eigene emotionale Geschichte und Botschaft. Das berührt mich jedes Mal aufs Neue und aus irgendeinem Grund bring ich das dann für mich mit einem bestimmten Gefühl oder einer bestimmten Person in Verbindung. Echt verrückt! (Lacht). Wenn das dann alles so zusammen kommt, dann entwickelt sich eine Geschichte oder eine Botschaft ganz von selbst.

 

Habt ihr denn einen Lieblingssong auf dem Album?

Max: Mein Lieblingssong wechselt andauernd. Ich denke, das Album ist recht geschätzt und emotional vielfältig. Klar gibt es aber Songs, die ich mehr mag als andere. Momentan find ich «Think Of You» echt toll, wahrscheinlich auch, weil der Song unsere nächste Single sein wird.

 

Lizzy: Das Video zum Song kommt am Dienstag raus.

 

Um was geht’s in «Think Of You»?

Lizzy: Der Song ist ein ganz typischer, nachdenklicher Trennungssong, in dem es um eine fehlgeschlagene Beziehung und einen furchtbaren Ex-Freund geht.

 

Max: Der am wörtlichsten zu nehmende.

 

Lizzy: Der am wörtlichsten zu nehmende Song von allen.

 

Grad habt ihr euer erstes Album «Secondhand Rapture» rausgebracht. Habt ihr schon Pläne für das nächste Album?

Lizzy: Eine ganze Menge.

 

Max: Noch keine konkreten Songs, aber jede Menge Ideen.

 

 

Max: Wann das neue Album erscheint, hängt sicher aber auch davon ab, wie schnell die Inspiration dazu kommt.

 

 

 

Das Glasgower Trio CHVRCHES hat einen Remix von «Hurricane» gemacht. Habt ihr mal über eine Zusammenarbeit mit CHVRCHES nachgedacht?

Lizzy: Bisher haben wir noch nicht über Zusammenarbeiten oder Gastauftritte geredet, aber ausschliessen würden wir es auch nicht.

 

Max: Mal schauen wie das dann rauskommt.

 

Lizzy: Es wird wohl kommen, wie es muss. Wenn der Song stimmt, dann kann man einen Schritt weiter gehen. Aber wir sind halt absolute Kontroll-Freaks. Uns macht es Spass, zu zweit im Studio zu sein und jede Menge Ideen auszutauschen und Dinge auszuprobieren. Aber sicher könnt es auch interessant sein, mit einem anderen Sänger oder Produzent für ein Duett zu experimentieren. Ich denke, wir müssen einfach mal schauen wie es kommt, aber momentan bin ich, glaub, noch etwas zu schüchtern, um mit anderen zusammen an einem Song zu schreiben. (Lacht).

 

Wisst ihr schon, wann ihr das nächste Album rausbringen wollt?

Lizzy: Hmm. Keine Ahnung. (Lacht).

 

Max: Wir werden damit sicher nicht zu lange warten. Sicher hängt es aber auch davon ab, wie schnell die Inspiration dazu kommt. Wenn wir mit der Europa-Tour fertig sind, brauchen wir, glaub ich, erst mal etwas …

 

Lizzy: … Erholung!

 

Max: Absolut. Wir werden Erholung und etwas Zeit brauchen, bis es wieder zurück ans Schreiben geht.

 

Lizzy: Am liebsten würde ich das zweite Album fertig haben wollen, sobald wir die Tour beendet haben. Aber jetzt grad habe ich das Gefühl, dass wir die Pause und etwas Zeit zuhause wirklich brauchen. Sonst würden wir wohl wahnsinnig werden, wenn wir uns ohne Pause in die Arbeit für das zweite Album stürzen würden. Zudem werde ich es auch geniessen eine Weile zuhause sein zu können. 

 

Jetzt tretet ihr heute Abend also das erste Mal in der Schweiz auf …

Max: Ja, wir waren beide zwar schon mal hier, aber zusammen als Band ist es das allererste Mal.

 

Lizzy: Stimmt. Ich bin mal durch die Schweiz gefahren, auf dem Weg zum Ski fahren. Das war dann wohl mein Swiss-Moment. (Lacht). 

 

Habt ihr an euren Auftritt heute Abend irgendwelche Erwartungen?

Lizzy: Nein, gar nicht. (Lacht ).

 

Max: Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung was ich zu erwarten habe. Aber ich freue mich wahnsinnig und bin echt gespannt.

 

Lizzy: Ich weiss auch nicht, was uns erwarten wird. Aber als wir vorhin gekommen sind und ich den Club gesehen habe, dachte ich: «Echt cool, voll modern und total schön.“ Scheint ziemlich high-tech zu sein. Die ganzen Lichter rund um die Bühne. Echt cool.

 

Ich möchte zu guter Letzt ein «Was ist dein erster Gedanke»-Spiel machen:

Lizzy: Okay. (Beide lachen).

 

New York.

Lizzy: Zuhause.

 

Glücksbringer.

Max: Mein Fusskettchen. Ich hab’ das schon seit zehn Jahren oder so. Und es ist nie abgefallen. (Freut sich).

 Haarfarbe.

Lizzy: Wild.

 Musik.

Max: Leben.

 Game of Thrones.

Lizzy: Drachen.

 Whiskey Ginger Ale.

Max: Lecker.

 

Lizzy: Absoluter Lieblingsdrink.

 Schweiz.

Max: Berge.

 

Jetzt sind wir schon am Ende von unserem Interview. Danke, dass ihr euch die Zeit dafür genommen habt.

Max: Danke dir!

 

Lizzy: Ja, und danke, dass du dich mit unserer Müdigkeit rumgeschlagen hast. (Lacht).

 

Kein Ding. Also, dann hoffe ich mal, dass ihr euren Auftritt heute Abend geniessst.

Lizzy: Ja. Sicher. Kommst du auch?

 

Na klar. Ich freu mich drauf.

Max: Perfekt.

 

Lizzy: Cool.

 

Bäckstage war beim Konzert dabei. Die Kritik gibt es HIER zu lesen. 

Dominique Rais / So, 21. Jul 2013