Noah, ein Barhocker und die heimelige Schüür

Konzertkritik: Pegasus in der Schüür
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Bäckstage / © Alessia Munoz

Ein kleiner Kreis bildet sich wie von Zauberhand im Publikum in der sehr vollen Schüür in Luzern. Aber es ist kein Mosh-Pit an einem Metalkonzert. Das Publikum ist ruhig, hört zu, jubelt stellenweise und hängt sonst dem jungen Mann mit dem Lockenkopf an den Lippen, denn auf einem Barhocker im Publikum sitzt Noah Veraguth, bekannt als Frontmann der Bieler Band Pegasus. Alleine und mit einer Gitarre um den Hals. Die Akustik-Session ist das klare Highlight im Konzert von Pegasus und zeigt, dass die Band nach jahrelanger Erfahrung so gut eingespielt ist, dass sie sich das Bad in der Menge traut. Noah begeistert in diesen Minuten ganz alleine - gefühlvoll und intim. 

 

Zuvor stand die junge Band Karavann auf den Brettern. Hinter dem Namen steht das dänisch-schweizerische Produzenten-Duo Tobias Jensen und Fabian Imper. Die beiden Musiker konstruieren Elektro-Pop, der sofort ins Ohr geht und breit im Pop verankert ist. Das funktioniert ganz gut, wie etwa die Single «Gimme Love» zeigt, denn hier erkennt man, wie klar es das Duo versteht, mit Dynamik und Arrangements umzugehen. Karavann darf man sich ruhig merken, denn für Pegasus haben sie die Schüür locker auf Betriebstemperatur gebracht. 

 

Fotos: Bäckstage / © Alessia Munoz

 

Aber natürlich war der Grossteil der Menschen für Pegasus ans Konzert gepilgert. Und diese hatten nicht im Ansatz vor, enttäuschte Gesichter zu hinterlassen. Im Gegenteil. Vom viel zitierten ersten Ton an hatten sie das Publikum auf ihrer Seite. Die bekannten Hits wurden mitgesungen und die Interaktion zwischen dem Trio und seinem Publikum war knisternd und immer wieder brandeten Applaus-Wellen auf. Pegasus sind nicht mehr die Newcomer-Band von vor ein paar Jahren. Aber den bestechenden Charme von «Spitzbuben» im besten Sinne, konnten sie sich bewahren. 

 

Das Konzert in der Schüür war sehr herzlich und berührend, was vielleicht an der idealen Grösse des Clubs liegt. Nicht zu gross, um der Band nahe zu sein und nicht so klein, dass nur ganz wenige Menschen an Konzerte können, dafür hat sich die Schüür am Konzert von Pegasus herrlich heimelig angefühlt. 

 

Pegasus in Höchstform und dazu die Schüür als ideale Location. So kann ein Konzertabend gern immer sein. 

 

Alessia Munoz / Di, 07. Nov 2017