Das kühle Feuer aus den Norden

Kritik: Of Monsters And Men im X-Tra
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Bäckstage / © Sandra Rohrer

Eine junge Frau sitzt auf einer Treppe, das Licht ist stimmungsvoll und fast andächtig. Sie trägt silbern glitzernde Hosen und ein weisses Shirt. Vor ihr stehen circa 1800 Menschen, Musikliebhaber, Fans aller Altersgruppen. Sanft erklingen die ersten Akkorde von «Waiting For The Snow», Jubel brandet auf. Der ruhige Song vom neuen Album «Fever Dream» passt wunderbar zur Jahreszeit. Nanna heisst die isländische Sängerin und sie eröffnet gerade mit ihrer Band Of Monsters And Men die Zugaben.

 

Bevor aber die äusserst beliebte Folk-Pop-Truppe aus Island im X-Tra für Stimmung sorgte, durfte VÖK ran. Die Dream Pop-Band aus Reykjavik nennt als Inspiration für ihre Musik Namen wie Portishead oder Massive Attack und entsprechend verträumt klingt ihr Sound. Als Einstimmung auf Of Monsters And Men waren sie passend gewählt.

 

Vor nahezu ausverkaufter Halle, ca. 50 Tickets sollen noch zu haben gewesen sein, übernahm danach das isländische Quintett die Bühne und hatte schnell den Zugang zum Publikum gefunden. Das wundert wenig, waren doch schon unter den ersten Songs Knaller wie «King And Lionheart». Bald klatschte das Publikum und feierte mit der Band.

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Die Isländer zeigten sich zurückhaltend, wandten sich über das gesamte Set nur zwei oder dreimal ans Publikum, Nanna bedankte sich bei Support Act VÖK, aber sonst konzentrierten sie sich auf die Musik und die blieb nichts schuldig. Sämtliche Hits waren im Set und besonders bei «Little Talks», dem grössten Song der Band, wurde es laut im Saal. Die Menschen sangen, tanzten und versuchten gerade beim markanten «Hey» im Refrain als Chor zu singen. Mal mehr, mal weniger im Takt. Macht aber nichts, denn die ausgelassene Atmosphäre zeigte, wie Of Monsters And Men die Leidenschaft in den Menschen entfachen können. Das kühle Feuer aus den Norden.

 

Dafür engagierte sich Sängerin Nanna auf der Bühne, heizte das Publikum mit Gesten an, kletterte sogar am Gerüst auf der linken Seite hoch und sprang runter. Die Menschen bejubelten die Aktion. Die Band hatte zwar immer wieder solche Spontaneinlagen, aber über das volle Konzert gesehen, wäre etwas mehr Interaktion mit dem Publikum vielleicht die besser Wahl gewesen. Aber geschmälert hat dies den Konzertgenuss kaum.

 

Zurück zur jungen Frau auf der Treppe. Nach dem sehnsüchtigen Warten auf den Schnee beendeten Of Monsters And Men das Konzert mit «Dirty Paw» und «Six Weeks» und nach rund 80 Minuten verabschiedeten sich die Isländer endgültig. Als der Saal sich erhellte, waren einzelne Stimmen zu hören, die das Konzert «schon etwas kurz» nannten.

 

Of Monsters And Men sind live toll. Die Band hat Chrisma und die Stimmung war gut. Nur etwas mehr Bühnenpräsenz würde der Band stehen.

 

Sandra Rohrer / Sa, 23. Nov 2019