Tina Dico und das seltene Bier auf der Bühne des X-Tra

Konzertkritik: Tina Dico im X-Tra
Bildquelle: 
Bäckstage / © Sandra Rohrer

Der Abend im X-Tra stand ganz im Zeichen von skandinavischer Musik. Bevor aber Tina Dico auftrat, wärmte Debrah Scarlett die Bühne auf. Wem der Name noch bekannt vorkommt, hat wahrscheinlich im Jahr 2015 den ESC geschaut. Denn damals startete die 25-jährige Sängerin für Norwegen. Geboren wurde Debrah in Basel, wuchs zum Teil aber in Norwegen auf und kam dann wieder zurück nach Basel. Vor ein paar Jahren zog sie nach Oslo und lebt bis heute in der norwegischen Hauptstadt. 

 

Als Support passte Debrah wunderbar zu Tina. Am Keyboard spielte sie 30 Minuten lang und sorgte mit ihrer sehr ruhigen Stimme und ihren angenehm sphärischen Songs für einen gelungenen Einstieg in den Abend. Weil ihr nach dem Set noch etwas Zeit blieb, wollte sie die Leute im Publikum anschauen und «Hi» sagen. Einem Paar war das wohl nicht recht und es verliess den Saal. Dass die beiden denn Saal verliessen, lag bestimmt nicht am musikalischen Können von Debrah, denn sie hat im gut besetzten und bestuhlten X-Tra überzeugt.

 

Tina Dico solo auf der Bühne 

 

Der skandinavische Abend war ein Genuss. Beide Acts spielten live und bei Tina Dico konnte man sich in ihrer Stimme verlieren und mal eine Auszeit von der stressigen Vorweihnachtszeit nehmen. Der ideale Ausklang für ein adventliches Wochenende. 

 

Tina kam kurz vor 21:00 Uhr auf die Bühne, gekleidet in einem hübschen Kleid in Violett und einem dunkelblauen Blazer. Ihr blondes Haar zu einem Zopf gebunden. Solo war sie auf der Bühne, normalerweise spielt sie die Konzerte mit ihrem Mann. Aber das tat der Stimmung nichts ab. 

 

Die 41-Jährige Songwriterin ist ein Vollprofi auf der Bühne. Neben der gefühlvollen Musik, erzählte sie aus ihrer Karriere. Etwa, wie sie zum 50. Geburtstag von Dänemarks Prinzen einen Song schreiben durfte. Allerdings sei es nicht so einfach gewesen, weil sie nicht völlig frei beim Texten war und nicht alle Wörter nutzen durfte. Sie meisterte diese Herausforderung sehr gut und der so entstandene Song, «Adams House», ist jetzt auf ihrem neuen Album «Fastland» - auf deutsch «Festland» -, welches am 28. September 2018 erschienen ist. Wer neugierig auf das Album ist, Bäckstage hat hier  eine Kritik dazu geschrieben. 

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com

 

«Silence» hiess einer der ersten Songs des Sets. Er handelt davon, dass man es, wenn man älter wird, lieber mal etwas ruhiger hat, leiser halt. Während des Konzerts konnte das Publikum Songs wünschen. Diejenigen, die am schnellsten einen Songtitel riefen, hatten das Glück, dass Tina den Song spielte. Super Idee und bewundernswert, dass Tina alle Songs noch nach Jahren auswendig kennt.

 

Tina meinte irgendwann während des Abends: «Ich habe eine Autobiografie geschrieben. Und viele meinten damals «Tina, du bist zu jung dafür».» Und dann spielte sie einen der Songs vom Album «In the Red», das 2005 erschien, «Room with a View». Die Lyrics deuten eine Verbindung zur Autobiografie an, könnten aber gut auch allgemein verstanden werden. Jedenfalls ist der Song wunderschön und passte in das Set. 

 

Weil Tina nur ein Gitarre dabei hatte, musste sie diese fast nach jedem Song neu stimmen. Aber das überbrückte sie charmant mit kleinen Geschichten. Beispielsweise über ihre Familie, aus ihrem Leben oder wie die Songs entstanden sind. Sie fragte das Publikum, ob es schon in Weihnachtsstimmung sei. Und sagte: «Ihr fragt euch bestimmt, warum ich keinen Weihnachtssong spiele? Naja, ich hab keinen und ich werde auch keinen spielen. Ich singe lieber über die Liebe.»

 

Tonqualität und Licht waren an diesem Abend sehr gut. So konnte man den Abend  mit ganzer Seele geniessen und sich einfach mal fallen lassen. Was beim Blick in einige Gesichter offenbar von vielen im Publikum dankbar genutzt wurde.

 

Wunderbare Entspannung in der Weihnachtszeit 

 

Vor sieben Jahren ist Tina zu ihrem Mann Helgi nach Island gezogen, denn er ist Isländer. Damals dachte Tina, dass Island immer dunkel sei. Das sei es auch, sagte sie weiter, vor allem in dieser Jahreszeit und es habe sich nicht geändert. Es sei immer noch sehr dunkel da. Darauf spielte sie im X-Tra den Song «True North», welcher genau davon handelt, was andere über Island gesagt haben, als sie umzog. Dieser Song wurde in ihrem eigenen Studio in Island aufgenommen. 

 

Nach 75 Minuten war es Zeit für die ersten Zugaben. «Copenhagen», der davon handelt, dass man sich dort, wo auch immer man ist, gut und wohl fühlen soll. «Count to ten» war einer der bekanntesten Songs des Abends, zumindest sang das Publikum hier ganz leise mit.

 

Zum Abschluss meint Tina ehrlich: «Ich trinke eigentlich nie vor einer Show, weil ich Angst habe, dass ich besoffen auf der Bühne bin. Ich hoffe, das passiert jetzt nicht beim letzten Song. Weil ich mir für die Zugaben und das letzte Konzert noch ein Bier gönne.» Es folgte Gelächter vom Publikum. Offenbar war es wohl das letzte Konzert in diesem Jahr, jedenfalls sind auf der Website vom Tina Dico keine Termine mehr gelistet. 

 

Nach dem letzten Song gab es verdiente Standing Ovation und die sympathische Tina Dico trat nochmal für einen letzten Song ins stylische Rampenlicht.

 

Nach 100 Minuten war dann das Entfliehen vom Weihnachtsstress wirklich zu Ende. 

 

Zwei Frauen, die mit Songs voller Seele in der Weihnachtszeit einen entspannten Abend gestalteten. Debrah Scarlett und Tina Dico waren beide ein Genuss. 

 

Sandra Rohrer / Fr, 21. Dez 2018