John Garcia: «Ich vermisse meine Familie»

Interview mit John Garcia (Ex-Kyuss)
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Bäckstage

John Garcia (Kyuss, Slo Burn,…) gastierte auf seiner ersten Solo-Tour in Luzern. Vor dem Konzert nahm er sich Zeit für ein Interview und zeigte sich von einer eher unbekannten Seite. 

 

Hallo Mr. Garcia, sind Sie zum ersten Mal in Luzern?

Hallo, ich bin John. Und nein, es ist nicht mein erstes Mal hier. Ich spielte schon Mal in der Schüür vor einigen Jahren. Ich glaube es war mit dem Projekt «Garcia plays Kyuss» im Jahr 2010. Zuvor spielte ich auch schon mit «Hermano» hier. 

Das Schweizer Klima unterscheidet sich stark von deiner Heimat Kalifornien. Magst du dieses raue Novemberwetter?

 

Zuerst Mal freue ich mich sehr hier sein zu dürfen und mit zwei Fremden zu sprechen, die sich für meine Musik interessieren. Ich schätze das wirklich sehr. Und das Wetter: Es ist nicht so kalt, wie ich mir gedacht habe. 

 

Ich habe meine Frau im Tierspital kennengelernt, als ich selbst dort gearbeitet habe. Sie war verheiratet, ich war verheiratet, wir trafen uns zum Mittagessen. Der Rest ist Geschichte.

 

 

Du hast also schon einige Male in der Schüür gespielt. Bevorzugst du grundsätzlich eher familiäre Locations?

  

Ich bin offen für alles. Aber an die kleinen Orte bin ich natürlich gewohnt, ich spielte während meiner Anfangsjahre mit Kyuss oft in kleinen Lokalen. Trotzdem bin ich immer noch sehr nervös vor einer Show. Das konnte ich mir leider nie abgewöhnen.  

Bist du lieber auf Tournee oder im Studio?

Auf Tour sein ist verdammt hart. Es ist fast unerträglich für mich, so weit weg von meiner Familie zu sein. Früher hat mir das weniger ausgemacht. Der strikte Zeitplan und die begrenzte Freizeit belasten mich sehr. Ich sitze nicht im Backstagebereich und dröhne mich mit Whisky zu. Es ist so ziemlich das Gegenteil. Zudem ist es viel härter alleine auf Tour zu sein, da ich mich auch selber manage. Aber trotzdem macht es mir noch Spass. Und die Leute kaufen immer noch meine Platten und Konzerttickets, das ist unglaublich! Vielen, vielen Dank dafür!

 Wie kommt die Familie mit deiner langen Abwesenheit klar?

Ich weiss vor allem, das ich nicht gut damit klar komme. Ich sehe meine Kinder nicht, ich vermisse es, sie in den Kindergarten zu fahren. Ich fühle mich oft traurig und depressiv deswegen. Meine Frau ist die wahre Heldin. Sie kümmert sich um die Kinder und arbeitet nebenbei in einem Tierspital in Palm Springs. Das ist verdammt harte Arbeit. Du solltest sie interviewen! 

 

Das können wir gerne arrangieren. 

Tut das! Ich habe meine Frau im Tierspital kennengelernt, als ich selbst dort gearbeitet habe. Sie war verheiratet, ich war verheiratet, wir trafen uns zum Mittagessen. Der Rest ist Geschichte. Ich war früher viel lieber auf Tour, aber jetzt möchte ich vor allem ein guter Vater sein und meine Kinder aufwachsen sehen. Und natürlich möglichst viel Zeit mit meiner Liebsten verbringen.

 

 

Wieso habe ich keinen normalen Job? Es ist nichts Falsches daran. Aber gleichzeitig bereitet mir das Touren auch wieder viel Freude. Es ist ein ewiger innerer Kampf: Ich gegen Ich!

 

 

Wie sieht ein normaler Tag auf Tour für dich aus?

Alles Routine. Aufstehen, duschen, frühstücken, mit der Familie telefonieren, Soundcheck, Nachtessen, Interviews geben, ein oder zwei Drinks vor der Show, die Show, Backstagebereich aufräumen, Kaffee trinken, Wäsche waschen, E-Mails checken…ja, das ist es. Praktisch jeden Tag. Manchmal haben wir einen Tag frei, dann seh ich vielleicht noch etwas von der Stadt, in der ich gerade bin. Sonst bin ich schon glücklich, wenn ich hundert Meter rund um den Club, in dem ich spiele, zu Gesicht bekomme. 

 

Wie lange hast du am neuen Album gearbeitet? 

Sehr lange. Bis wir nur schon alle Musiker in einem Raum hatten. Und die Songs sind teilweise schon seit Jahren in meinem Kopf. Ich möchte das eigentlich nicht nochmals tun. Aber es war trotzdem spassig, denn ich liebe es neue Songs zu kreieren und im Studio zu arbeiten. 

 

 Ist es noch Stoner-Rock?

 

Die Leute können es Stoner-Rock, Desert-Rock oder Schwanz-Rock nennen. Für mich ist es Rock. Die Leute mögen es oder sie mögen es nicht. Aber die Wüste ist immer noch Inspiration für mich, sie ist meine Heimat. 

 

Das Tourenleben scheint dich stark zu beanspruchen. Hast du schon ans Aufhören gedacht?

Die ganze Zeit! Wieso habe ich keinen normalen Job? Es ist nichts Falsches daran. Aber gleichzeitig bereitet mir das Touren auch wieder viel Freude. Es ist ein ewiger innerer Kampf: Ich gegen Ich!

 

Zum Schluss noch eine Frage zu eurem ersten Bandnamen: Kyuss hiessen ursprünglich einmal «Katzenjammer». Ein deutscher Begriff, wie kam es dazu?

Ich glaube Josh Homme oder Brant Bjork haben den Begriff aufgeschnappt. Das sollte irgendetwas wie «grosser Kater» (Hangover) heissen?!

 

 

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Matthias Niederberger / Di, 02. Dez 2014