The Veils bringen den Stall 6 zum Kochen

Konzertkritik: The Veils im Stall 6
Bildquelle: 
Pressebild: The Veils

Nicht nur die hochsommerlichen Temperaturen brachten an diesem späten Sonntagabend das Publikum zum Schwitzen: Auch The Veils heizten dem Stall 6 in Zürich so richtig ordentlich ein.

 

Enorm hohe Qualität auf der Bühne

 

Ihrem Ruf als meist unterschätzte Band wurden sie damit einmal mehr gerecht. Schon vom ersten Ton an überzeugten The Veils mit einem satten, klar definierten Sound. Trotz der stark instrumentalisierten Songs, schaffte es Sänger Finn Andrews stets, mit seiner kräftigen und melancholischen Stimme darüber zu triumphieren. Ihr Musikstil ist schwer zu beschreiben, denn Andrews bedient sich beim Songwriting zahlreicher Elemente und diverser Stile. Am besten vergleicht man The Veils wohl einfach mit Bands: Sie sind eine wilde Mischung aus Joy Division, Nick Cave, Jeff Buckley und The Smiths mit einer winzig kleinen Portion Optimismus. Kann man sich darunter etwas vorstellen? Wenn nicht, muss man die Band auf jeden Fall einmal live erleben. Diese enorm hohe Qualität auf der Bühne findet man sonst selten bei so jungen Bands. Auch die einnehmende und beeindruckende Bühnenpräsenz des Frontmanns Finn Andrews ist immer wieder eine riesige Freude. Unfassbar, diese Leidenschaft, die er in seinen Gesang legt und die verletzliche und melancholische Aura, die er austrahlt.

 

Etwas fiel jedoch markant auf: Schon beim Anhören des neuen Albums, «Time stays, We go», wurde klar, dass The Veils zwar immer noch rocken können, aber eindeutig etwas sanftere Töne angeschlagen haben. Diejenigen, die die Band und vor allem ihr Prachtswerk, das Album «Nux Vomica», schon länger kennen, hatten beinahe zu grosse Erwartungen für diesen Abend im Stall 6. Die neuen Songs wirkten fast fad und abgedroschen im Gegensatz zu den alten, mächtigen und wuchtigen Songs, die Andrews gegen Ende des Konzertes vermehrt ins Set einfliessen liess. Sie haben durchaus das Talent, den Zuhörer mit ihrer Musik zu erschlagen, aber an diesem Abend gelang ihnen das nicht ganz. Ein kleiner Wermutstropfen, denn ansonsten war das Konzert - typisch für The Veils - einfach eine Wucht. Und wer diese Magie zum ersten Mal erleben durfte und nicht schon von «Nux Vomica» «verdorben» war, der war ziemlich sicher hin und weg.

 

Jedes zweite Konzert ausverkauft

 

 

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass auf ihrer grosszügig angelegten Europatour etwa jedes zweite Konzert ausverkauft ist. Trotzdem haben sie noch nicht die Anerkennung, die sie verdient hätten. Vielleicht ist das aber auch besser so und beschehrt uns noch viele tolle Alben und Konzerte der Neuseeländer.

 

 

 

Natascha Evers / Mi, 19. Jun 2013