Black Lips erzeugen entzückende Verrücktheit im Stall 6
Gewohntes Bild vor dem Stall 6, nicht einmal Wind und Regen können die Gäste ins Innere treiben. Um 21 Uhr, zum eigentlichen Konzertbeginn, ist der Saal so gut wie leer. Zirka zwanzig Minuten später haben die ersten Fans dann doch ihren Platz vor der Bühne besetzt. Ein paar alte Schirmlampen beleuchten den ehemaligen Pferdestall. Die Bühne ist geschmückt mit vielen farbigen Ballons. Die Stimmung ist gedämpft, die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Gemütlich betreten Black Lips die Bühne. Eine Aufwärmphase ist bei ihnen nicht nötig, denn schon beim ersten Song toben sich ihre Fans hemmungslos aus. Besonders amüsant ist ein aufgedrehter Herr, jenseits der 50, der fröhlich mitsingt und das Tanzbein schwingt. Die Band wirkt ziemlich routiniert, die aufmüpfige Attitüde fehlt jedoch. Ihr Lo-Fi-Sound ist trotzdem energiegeladen, die Blues- und Sixties-Punk-Einflüsse sind deutlich zu hören. Sprücheklopfer scheinen die vier Südstaatler nicht zu sein, sie richten kaum ein Wort ans Publikum. Die Setlist besteht aus älteren Stücken wie «O Katrina!» sowie Songs aus dem aktuellen Album, zum Beispiel «Family Tree». Die Stimmung bleibt während des ganzen Konzerts heiter und ungestüm und die Band erzeugt eine entzückende Verrücktheit bei ihren Fans. Dass die Zuhörer um eine Zugabe flehen, ist da keine Überraschung. Erwartungsgemäss spazieren Black Lips nochmals auf die Bühne und geben eine dröhnende Zugabe.
Nach dem Konzert stürmen gleich alle raus, für die Zigarette danach. Die Erwartungen haben Black Lips nicht übertroffen, dafür hat einfach der Enthusiasmus in letzter Konsequenz gefehlt. Trotzdem war es ein grossartiges Konzert, mit aussergewöhnlichem Vibe, von einer professionellen Band, und vielen guten Songs.