«Schmuddeliger Charme» traf auf Post-Hardcore-Sound

Konzertkritik: Silverstein im Komplex Klub
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Silverstein Facebook

Ein neuer Klub, drei Bands und über drei Stunden Live-Musik. So wurde vergangenen Sonntag die Eröffnung des Komplex Klubs, im Keller des bestehenden Komplex 457, gebührend gefeiert. Die Table-Dance-Bar Dollhouse wurde binnen kürzester Zeit in eine neue Zürcher Event-Location verwandelt. Doch der «schmuddelige Charme» blieb erhalten. Es gibt in Zürich wohl kaum eine geeignetere Location für den Auftritt der Post-Hardcore-Bands Silverstein und Funeral For A Friend als den neueröffneten Komplex Klub.

 

Die Qual der Wahl: Moshpit oder Headbanging

 

Der Abend war voller Überraschungen. Das galt sowohl für die erstaunlich gute Sound-Qualität der Musikanlage als auch für die doch etwas unerwarteten Setlists der Bands. Wer dachte, auch ruhigere Songs von Funeral For A Friend wie «History», «Walk Away» oder «Your Revolution Is A Joke» zuhören zu bekommen, wurde enttäuscht. Stattdessen war die Setlist der Waliser, deren Musik irgendwo zwischen Alternative-Rock und Post-Hardcore anzusiedeln ist, geprägt von Songs mit Shouting Vocals Parts. Und trotzdem, die Stimmung war so ausgelassen, dass bereits beim zweiten Song die Konzertbesucher einen Circle Pit bildeten. Kennern der Band dürften Songs wie «Juneau» oder «Escape Artists Never Die» durchaus geläufig sein. Auf keinen Fall auf der Setlist fehlen durften natürlich «The Distance» oder «Conduit» vom gleichnamigen Anfang des Jahres veröffentlichten Album.

 

Dann endlich war es soweit. Silverstein betraten gut gelaunt die Bühne und Frontsänger Shane Told begrüsste das Zürcher Publikum: «Wir freuen uns wieder zurück in Zürich zu sein und das erste Konzert überhaupt im Komplex Klub spielen zu dürfen.» Die fünf Kanadier schlugen binnen Sekunden ein wie eine Bombe und verwandelten den Klub in einen Hexenkessel. Aus dem Circle Pit wurde ein Moshpit, der nahezu die Hälfte des einstigen Dollhouses einnahm. Wer nicht Teil des Moshpits war, drückte seine Begeisterung mit mehr oder minder agressivem Headbanging aus.

 

 «Short Songs» kamen etwas zu kurz

 

«This Is How The Wind Shifts» ist sowohl der Name von Silversteins aktuellem Album als auch der Europa Tournee. Innerhalb von 90 Minuten und mit 18 Songs im Gepäck brachten sie den Klub zum Kochen. Aber auch Silverstein sorgten angesichts ihrer Setlist für eine Überraschung. Das hochgelobte Vorgängeralbum «Short Songs» kam mit lediglich einem Song etwas zu kurz. Die Kanadier legten den Fokus stattdessen auf ältere Erfolgshits wie dem vom Publikum hymnisch mitgesungenen «American Dream», «Smashed Into Pieces» und «Broken Stars».

 

«Massachusetts» ist einer der neuen Songs ab dem aktuellen Album und sorgte für grosse Begeisterung. Bei soviel Enthusiasmus seitens des Publikums gehörte natürlich auch das obligatorische Stage-Diving dazu. Vielleicht etwas ungewohnt im Zusammenhang mit Post-Hardcore-Sound: die Akustikversion von «Call It Karma», die zugleich auch die erste Zugabe von Frontsänger Shane Told war. Mit drei weiteren Zugaben drehten die Kanadier nochmals richtig auf, ganz zur Freude der Konzertbesucher. Sichtlich Spass hatten auch die Jungs von Silverstein und so verabschiedeten sie sich nach einem durch und durch gelungenen Eröffnungskonzert mit den Worten: «Thank you so much! It was amazing!»

Dominique Rais / Mi, 10. Apr 2013