Ein Fest für Blondinatoren
Der Dresscode ist exquisit. Pink, Perlen, Rüschen und Volant wohin das Auge sieht. Dazwischen - bei genauerem Hinsehen - manchmal auch normale und sportliche Bekleidung. Das Publikum ist mehrheitlich weiblich. Und jung. Im Vergleich zum letzten Blondkonzert im X-TRA, vor fast exakt 2 Jahren, wirkte es so als würden die Besuchenden jünger werden. Passend dazu eröffnete Blond ihre Show an diesem Abend mit «16 Jahr, blondes Haar». Der Titel-Track ihres neusten Albums «Ich träum doch nur von Liebe» ist eine gnadenlose, moderne Abrechnung und perfekt inszenierte Subversion von Udo Jürgens` «17 Jahr, blondes Haar». Das Lied fast zusammen, wofür Blond stehen: messerscharfe Lyrics mit einer vollen Ladung Punk-Rock , die auf auf billigen Kitsch treffen.
Blond haben diesmal auch keinen Merch dabei. Als kleine Wiedergutmachung gab es ein kleines Hörspiel - mit ordentlichem Einsatz des Publikums, welches diverse Tierchen interpretierte. Hier zeigen sich weitere Stärken der Blondformation: Kreativität und Verspieltheit. Und wer Nina Kummers taublose Kunst kennt, weiss, dass herausgezogene Weissheitszähne zum perfekten Mitbringsel gehören. Alle anderen mag dieser kuriose Moment mit vielen Fragezeichen geblieben sein.
Blond: Lotta Kummer (links), Nina Kummer (rechts), Johan Bonitz (oben)
Obwohl sie an diesem Abend primär Lieder ihres aktuellen Albums spielten, setzten sie mit Songs wie «Oberkörperfrei» ihres letzten Albums «Perlen» gekonnt Akzente. Von derbem Hip-Hop, Triphop, bis hin zu einer verträumten Inszenierung von Münchner Freiheits «Ohne dich» inmitten des Publikums, war alles dabei. Diesmal auch ein eigenes Lied vom blinden Bassisten Johan. Mit «Bare Minimum» wird auf gekonnt ironischer Blond Manier die in den Geschlechterrollen vorhandene Doppelmoral besungen. Wenn Männer sich zum Pinkeln hinsetzen und das Kind in die Kita bringen, ja dann gilt man schon als cooler Typ und bekommt ein Denkmal.
Ein Denkmal bekam an diesem Abend niemand. Ältere Besuchende spürten am nächsten Morgen vielleicht einen leichten Muskelkater vom vielen Moshpit-Tanzen. Wem dies nicht genügt hat: Blond kommen 2026 zurück in die Schweiz für ein Zusatzkonzert im Berner Dachstock.
Zuckerwatten-Ästehtik mit hervorragend gespielten Protestsongs. Souverän und mit viel Lebensfreude rockten Blond das X-TRA und gaben Hoffnung für eine bessere, pinkigere Welt.




















