Knackiger Rocksound mit grosszügiger Portion Nostalgie
Bevor wir uns mit der Musik beschäftigen, stellen wir die Band kurz vor: Roxton sind Max Roxton (Songwriting, Lead Vocals, Rhythm Guitar), Lizzy Schmittlein (Vocals, Tamburin), Stef Reumann (Backing Vocals, Lead Guitar), Andy Kühnel (Drums) und Dave DelValle (Backing Vocals, Bass). Die spielfreudige Truppe sieht sich selbst irgendwo im Dunstkreis von Post-Grunge und Arena-Rock, bezeichnet sich aber pragmatisch als Alternative Rock. Wobei das nur das Fundament umreisst. Max Roxton ergänzt: «Hauptsache: energetischer Rock, mitreißende Melodien, satter Groove und ein Gefühl von Unendlichkeit in der Luft.» Darüber hinaus sind in den Songs Themen in der Luft, die die Band auch in der Realität beschäftigen. Dinge, die in ihren Gedanken kreisen, belasten, herausfordern oder auch erfüllen. «Genau dafür ist ein aufmerksamer und unterstützender Rahmen sehr hilfreich, und den geben wir uns innerhalb der Band. Jedes Mitglied – egal ob in der Band oder in der Crew – ist sorgfältig ausgewählt und Teil dieser stetig wachsenden Familie», erklärt Roxton.
Grosses Gespür für die Produktion
Damit nun zum Album. Dieses wird von «All In Vain» eröffnet und schon der Opener spielt clever mit der Produktion, lässt beispielsweise einen Ton vom linken zum rechten Kopfhörer springen und der einsetzende Gesang wirkt so voluminös, dass gefühlt von allen Seiten Schall ans Ohr dringt. Offenbar hat sich bei der Produktion jemand einige Gedanken gemacht. Das Gespür für den Sound zieht sich weiter, wenn der Song bricht und die Gitarren intensiv Wände heraufziehen. Dass später eine Rap-Passage dazukommt, nimmt schon früh vorweg, wie breit «My Name is Rock» über die volle Länge ist. Das neue Album von Roxton aus Burghausen in Oberbayern, macht schon in den ersten Hörminuten durchaus neugierig, legt aber auch erste Assoziationen frei. Offenbar ist in den vier Jahren seit dem Debüt viel passiert.
Mit dem Titeltrack «My Name is Rock» zieht die Band in ihr eklektisches Spielparadies ein – natürlich im besten Sinn und nie wie eine Kopie wirkend. Wer sich mit dem Sound der 80er und 90er beschäftigt hat - oder die Dekaden gar am eigenen Leib gespürt hat -, findet viele Referenzen und Verweise. Offspring etwa hüpfen prominent als Beispiel für den poppigen 90er-Punkrock herum. Absolut kein Zufall, denn Sänger, Gitarrist und Songwriter Max Roxton sagt dazu: «Im Writing wurde relativ schnell klar, dass es mich durch alle möglichen Genres zieht und ich ein buntes RockAlbum schreiben werde, dass sich keine stilistischen Grenzen setzen möchte. Deshalb auch der Name «My Name Is Rock», da das Genre Rock der rote Faden ist, der sich – egal wie weit ich im Sound vom Genre abweiche – durch das gesamte Album zieht.»
Roxton - «Revival»
So zieht sich der angesprochene rote Faden der eingerissenen Grenzen im künstlerischen Sinn weiter. «Bottom up» atmet die Energie der Red Hot Chili Peppers. «Moments» könnte bei 30 Seconds to Mars auf der Setlist stehen und «Get It Up» erinnert durch das Publikum am Anfang sanft an AC/DC. Wobei das keine Absicht sei, wie Max Roxton unterstreicht. Ein Song, der noch zusätzlich heraussticht, ist «21 Century Radio». Das anfängliche Riff macht neugierig und zieht in den treibenden Rocksong. Zusammen mit dem Text über MTV und das damit verbundene Lebensgefühl für den 14-jährigen Frontmann, der beschloss Musiker zu werden, erzeugt der Song ein Gefühl von Nostalgie, ohne angesetaubt zu wirken. Eine Balance, die nicht einfach ist, aber gut gelingt. Kein Wunder, zählt die Band selbst den Track zu den persönlichen Highlights auf dem Album: «Für mich persönlich – und da sind wir uns in der Band einig – ist das einer der besten Songs auf dem Album. Er war sogar kurze Zeit der Titeltrack des Albums», erklärt Max Roxton.
Nicht zu unterschätzen ist die Abwechslung auf dem Album. Roxton schaffen es mühelos, rockig und kraftvoll zu klingen, aber auch ruhige Passagen einzubauen. Der Plan dabei kann elementar für das Hörerlebnis sein, weil Songs bzw. ein Album mit Dynamiken in den Arrangements deutlich mehr Spass macht. Zusätzlich sind ausgedehnte Instrumentalpassage eine Stärke von Roxton. Genüsslich können sie sich verlieren und gemeinsam die Musik sprechen lassen. Wenn Max Roxton erzählt, dass Roxton lange ein Solo-Projekt mit Band gewesen sei, sich aber langsam zur Band wandle, glaubt man in jenen Momenten diese Entwicklung zu hören. «Songwriting bleibt aber dennoch weiterhin in meiner Hand. Allerdings möchte ich bei künftigen Werken meine Kolleg:innen in die Ausarbeitung – vom Prototyp bis zum fertigen Song – mit einbeziehen und anschließend gemeinsam recorden. Dadurch verbinde ich den bestehenden ROXTON-Song-Charakter mit dem individuellen Style jedes Mitglieds, ohne von meiner Handschrift abzuweichen. Zusätzlich kann jedes Mitglied Ideen einbringen, aus denen ich dann einen Prototyp erarbeite, den wir anschließend gemeinsam finalisieren», erläutert Max Roxton diesen Punkt.
«Revival» bringt die Essenz des Albums auf den Punkt
Die über die Platte hinweg gewonnen Eindrücke, diese angenehm flirrende Nostalgie, das wohltemperierte musikalische Flair aus den letzten 40 Jahren (mit Fokus auf den 80ern), das liebe- und stilvoll in die Songs eingewebt wurde, vereinigt sich im letzten Song, «Revival». Er bringt die Essenz des Albums, diese Freude an Musik unterschiedlichster Couleur, so wunderbar auf den Punkt, dass er gebührend aus dem Album entlässt. Und doch ist es mutig, den Song am Ende des Albums zu platzieren, sind wir doch in einer Zeit, in der die Aufmerksamkeit oft nicht über eine Albumlänge hinweg reicht und der Song so nicht die Aufmerksamkeit bekommen könnte, die er verdient. Für Max Roxton ist es der perfekte Abschluss: «Der Song zeigt Rock-Musik in einer ihrer größten Formen, spiegelt meine musikalische DNA (Queen, Poison, The Eagles, Kansas u. v. m.) wider und fasst die Aussage des Albums textlich klar zusammen: Es geht um Zusammenhalt, Menschlichkeit und Verbindung, statt uns voneinander zu entfernen.» Letztlich geht es für Roxton darum, Generationen zu verbinden und «uns auf das zu besinnen, was uns menschlich und gesellschaftlich im Herzen verbindet – und das schafft «Revival» meines Erachtens auf sehr natürliche Weise», unterstreicht Max Roxton. Man kann ihm nicht widersprechen.
Mit «My Name is Rock» gelingt Roxton ein Album mit Basis im Alternative Rock. Von dort aus wildert sich die Band sehr bewusst durch die Musikgeschichte und schafft es genau darum, frisch und nie repetitiv zu klingen und so eine Identität zu bewahren.
- Band: Roxton
- Genre: Rock, Alternative Rock, Indie
- Album: My Name is Rock
- Infos auf maxroxton.com





















