The not so fast and furious

Movie-Kritik: The Last Witch Hunter
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«The Last Witch Hunter» beginnt in den düsteren Abgründen des 13. Jahrhunderts, als Menschen und Hexen sich bekriegten. Die Anhänger und Krieger der «Bruderschaft Axt und Kreuz» dringt in den Bau der Hexen ein, um dessen Königin (Julie Engelbrecht) zu töten und der Plage ein für alle mal Einhalt zu gebieten. Unter ihnen ist der Krieger Kaulder (Vin Diesel), der nach einem erbitterten Kampf die Hexenkönigin schliesslich durch sein Schwert zur Strecke bringt.

 

800 Jahre später ist Kaulder quicklebendig wie eh und je und bewegt sich im New York der Gegenwart unter Menschen und Hexen, die nun friedlich miteinander Leben. Fell und Panzer sind schnittigen Designerhosen und körperbetonten Hemden gewichen. Alles in schwarz, alles einen Hauch mystisch. Kaulder eilt der Ruf voraus ein erbarmungslosen Hexenjägers zu sein. Seine blosse Gegenwart lässt so manche Hexe vor Angst erstarren oder das Weite suchen. Das Zusammenleben zwischen den beiden Welten ist aber nicht nur Dank Kaulder friedlich, sondern auch wegen eines Hexenrats und der «Bruderschaft Axt und Kreuz» möglich. Letztere unterliegt der Führung des 36. Dolan (Sir Michael Caine). Der Dolan ist Kaulders Seelsorger, nicht im christlichen Sinne, und gezwungenermassen auch sein Freund, wobei zwischen dem 36. Dolan und Kaulder eine echte Freundschaft besteht. Kaulder, die mächtigste und unsterbliche Waffe der Bruderschaf, braucht diese Konstante in seinem Leben, um als Unsterblicher einen gesunden Geist zu wahren.

 

 

Doch die Fassade der harmonische Weltordnung zwischen Hexen und Menschen beginnt zu bröckeln, als der 36. Dolan tot aufgefunden wird. Auch häufen sich die Zeichen, dass die Hexenkönigin zurückkehren wird und ihre Anhänger die Oberhand gewinnen. Zusammen mit dem neuen Dolan, der 37. (Elijah Wood), und mit Hilfe der jungen Hexe Chloe (Rose Leslie) bereitet sich Kaulder auf einen erneuten Kampf gegen die mächtige Hexenkönigin vor.

 

Hauptdarsteller und Produzent Vin Diesel, bekannt als  Auto-Virtuose Dom Toretto aus der «Fast und the Furious»-Reihe, legte den Grundstein zu «The Last Witch Hunter». Diesel, ein begeisterte Video-Spieler des Fantasy-Rollenspiels «Dungeons & Dragons», schuf die Idee für «The Last Witch Hunter». Seine Lieblingsfigur aus dem Game ist der Dunkelelf und Hexenjäger Melkor, der in der Originalversion des Spiels nicht vorkommt und Diesel erst durch seinen Recherchen fand. Zusammen mit Drehbuchautor Cory Goodman, der schon das Drehbuch zum Vampir-Actionfilm «Priest» schrieb, kreierte Diesel nach und nach die Idee zu «The Last Witch Hunter». Als das fertige Drehbuch vorlag, wurde Regisseur Breck Eisner mit an Bord geholt.

 

Polnische Kunst als Einfluss beim Set-Design 

 

Eisner, der in «The Crazies – Fürchte deinen Nächsten» den Zuschauern sein Können als Horrorfilm-Macher unter Beweis stellte, spielt mit der Faszination und der Angst, die Menschen bei phantastischen Wesen spüren. In der geheimen Welt der Hexen ist alles schillernd, dunkel, erotisch, geheim und doch voller Schatten, Täuschung und Ekel. Diese Hexenwelt und die Hexen des 13. Jahrhundert sind der Natur sehr nahe, daher sehen die Hexenkönigin und ihr Gefolge nicht wie die klassische Figur mit Hakennase, Warzen, Hut und Besen aus. Sie wirken wie ein Teil ihres Baues, dem Hexenbaum. Ihre ganzer Körper ist sehr biomorph, also der in der Natur vorkommenden Formen entlehnt. Inspiration für Kostüm, Make-Up und auch den Hexenbaum holte sich Produktionsdesignerin Julie Bergdorf bei den dystopisch-surrealistischen Werken des polnischen Künstlers Zdzisław Beksiński. Dessen Werke sind sehr düster, sprengen die Realität, machen betroffen, sind ein Hauch romantisch-verträumt und voller Energie. Daher übt der Hexenbau im ganzen Film mit seiner unwirklichen Düsterheit Faszination und Angst aus. Der Kontrast zu diesen sehr naturverbundenen, archaischen Wesen bilden die Menschen-Hexen des 21. Jahrhunderts mit ihren Smartphones und Hipster-Flohmarkt-Esoterik-Chick. Sie sind die moderne Frau, die ihre naturgegebenen Kräften mit Hightech verbindet und zu ihrem Vorteil nutzt.

 

 

 

Trotz guter Idee, Kreativität und sicherlich sehr viel Herzblut schiesst «The Last Witch Hunter» am Ziel vorbei. Der Film ist zwar gespickt mit vielen Details und auch Bildfarbe und -sprache stimmen überein, doch der Blick für’s Ganze fehlt. Die Szenen sind wie kleine in sich geschlossene Meisterwerke, die zwar mit dem grossen Ganzen verbunden sind, doch keine Homogenität schaffen, die ein Film nun mal braucht. Es ist schade, denn die Macher von «The Last Witch Hunter» geizten weder mit Special Effects noch mit Ideenreichtum und Liebe zum Detail. Dennoch hat die Story Lücken und so manche Szene wirkt schlecht geschauspielert oder weisst kleine Fehler auf, wie etwa Kleidungsstücke, die per Zauberhand plötzlich angezogen werden. Zudem kommt hinzu, dass Vin Diesel trotz allem Biss und Enthusiasmus fehlt. Es wirkt als fühle er sich wohler hinter dem Steuerrad, als mit Schwert in der Hand. Ohne Auto und nur mit Elijah Wood und Rose Leslie an der Seite, wirkt er teilweise ratlos und blass. Einzig Schauspiel-Ikone Michael Caine verleit dem Schauspiel-Stab etwas Würde und Farbe. 

 

Alles in einem ist «The Last Witch Hunter» ein cooler Unterhaltungsfilm, der pünktlich vor Halloween erscheint und für Vin-Diesel-Fans sicher sehenswert ist, denn auch als Kaulder bleibt er sich in Puncto Coolness und purem Testosteron treu. Horror-Anhänger werden zeitweise ein bisschen enttäuscht, denn die grusligen Szenen kommen zu kurz.  «The Last Witch Hunter» ist wie ein Zauberlehrling, der einen Frosch noch nicht in einen Prinzen verwandeln kann, sondern lediglich in einen Hofnarr. 

 

 

  • The Last Witch Hunter (USA 2015)
  • Regie: Breck Eisner
  • Darsteller: Vin Diesel, Michael Caine, Elijah Wood, Rose Leslie, Julie Engelbrecht
  • Laufzeit: ca. 107 Minuten
  • Kinostart: 22.Oktober 15
catarina martins / Do, 22. Okt 2015