Musikalische Weltreise zum Sommerabschluss beim Energy Air
Jeweils im Herbst zündet Radio Energy ein Konzert, dass den Sommer gebührend verabschieden soll. Tickets gibt es nur zu gewinnen. Es braucht also Glück, um beim langen Abend mit nationalen und internationalen Acts dabei zu sein. In diesem Jahr wurde die Stockhorn Arena in Thun zum Schauplatz ausgewählt.
Das Line-up zeigte sich sehr international und lud zu einer musikalischen Weltreise ein. In Sachen Schweiz und ESC waren Anna Rossinelli und Nemo dabei. Um 20‘000 Menschen haben Anna schon früh am Nachmittag mit viel Applaus begrüsst. Die Basler Sängerin und Musikerin hat erste Eindrücke zu ihrem neuen Album «Mother» präsentiert und blieb dabei ihrem leichten Songwriter-Pop treu. Das funktionierte bestens und war der ideale Opener. Sie brachte auch gleich den ersten Surprise Act ins Spiel und performte mit Noah Veraguth. Anna hat bekanntlich einst am ESC teilgenommen, und war als Gast beim diesjährigen Contest, der in Basel stattgefunden hat, dabei. Sie bliebt aber nicht der einzige Act aus dem Umfeld des Song Contest bei Energy Air. Als Nemo zur Prime Time als zweiter Surprise Act auf die Bühne schlenderte und «The Code», den Siegersong des ESC in Malmö, anstimmte, wurde es laut – richtig laut. Ich hatte schon kurz die Befürchtung, einen Tinnitus als Andenken in den Kopf gehämmert zu bekommen. Logisch, dass im Jahr, in dem die Schweiz ESC-Gastgeberland war, ein Hauch davon nicht fehlen durfte.
Schon recht früh führte unsere Reise zu einem finnischen Musiker, der einst Teil einer grossen Band war, und der mit dem Gig am Energy Air auch seine Schweizer Konzertpremiere feierte: Riku Rajamaa war Teil von Sunrise Avenue und arbeitet aktuell an seiner Solokarriere. Riku stimmte als erstes eine pure Version von «Hollywood Hills» an, bevor er mit «Blood Sweat Tears» in seine eigenen Songs startete. Obwohl es erst kurz nach 18 Uhr war, gelang es Riku bestens, die Menschen zum Klatschen und Mitmachen zu animieren. Bevor er die Stage bereits wieder verlassen musste, durfte seine letzte Woche neu erschienene Single «Better Off With Love» nicht fehlen. Der sympathische Finne hat uns im letzten Herbst ein Interview gegeben. In Thun hat er sein Talent als Songwriter und Sänger mühelos gezeigt und mit seinen Songs und der nahbaren Art bestimmt das eine oder andere Fanherz für sich gewonnen. Den Iren Michael Patrick Kelly braucht man kaum vorzustellen. Einst Teil der Kelly Family, ist er heute längst solo etabliert und feiert grosse Erfolge. Er wirbelte am frühen Abend über die Bühne. Wobei, so richtig stimmt das nicht, denn er rannte ebenfalls euphorisch durch den Bühnengraben und klatschte Hände ab. Beim neuen Song hatte er einen kleinen Texthänger, diesen aber sehr spitzbübisch und ohne sichtliche Nervosität überspielt. Sein sympathischer Auftritt war sicher eine gute Werbung für das an Halloween erscheinende Album «Traces».
Faires und gut gelauntes Publikum
Deutschland war durch zwei beliebte Acts bestens vertreten. Kamrad freute sich sehr, erneut beim Energy Air dabei zu sein und diese Freude versprühte er förmlich, was sich auf die Menschen vor der Bühne übertrug. Er war der erste Act, der Euphorie im Publikum auslöste. Die Menschen strahlten, Kamrad strahlte, gar die Sonne lächelte, was will man mehr. Vielleicht seinen Hit «I Believe» und den sang der gut gelaunte deutsche Songwriter gemeinsam mit dem Publikum als Abschluss seines Gigs. Nicht viel später spazierte Leony auf die Bühne. Sie, die einst als Sängerin der Band Unknown Passengers erste Aufmerksamkeit bekam, ist heute längst als Solo-Sängerin erfolgreich und hat mit internationalen Acts gearbeitet, wie One Republic für den offiziellen Songs zur Euro 2024 in Deutschland. Wie schon Kamrad freute sie sich sehr, wieder am Energy Air dabei zu sein und sorgte gemeinsam mit ihren Tänzerinnen für gute Stimmung. «Wenn ihr den Song kennt, singt gerne mit», rief Leony mit sanftem, aber durchaus charmantem bayrischen Akzent, bevor sie mit «Remedy» ein letztes Mal Gas gab.
Weiter führte die musikalische Weltreise irgendwann nach 20 Uhr zurück auf die Insel und zu Amy Macdonald, die seit ihrem Hit «This is the Life» oft auf Schweizer Bühnen steht und immer abliefert. Die Schottin hat auch am Energy Air locker begeistert und Hit an Hit gereiht. Rund eine Stunde später brachte Callum Scott mit beeindruckend markanter Stimme seinen Anteil zum globalen Geschehen ein. Der Engländer und sein Song «You Are The Reason» sorgten für wunderschöne Stimmung im eindunkelnden Stadion. Trotzdem blieb Scott etwas blass, was aber das wirklich faire und bestens gelaunte Publikum überspielt hat. Dafür hat das stimmungsvolle Licht bestens gepasst.
Die Bühne am Energy Air. Es spielt gerade der finnische Songwriter Riku Rajamaa. (Foto: ©Lisa Gosteli)
Für zwei Acts, die etwas früher am Tag schon auf der Bühne standen, führt unsere Weltreise auf einen anderen Kontinent. Mari Froes hat Wurzeln in Brasilien und bringt in ihre Musik entsprechend viel Leidenschaft und Leichtigkeit ein. Ihre Musik wird als Música Popular Brasileira beschrieben, beinhaltet aber durchaus auch Jazz, Soul oder Rock. Ideal als für den frühen Abend, an dem sie ihren Gig spielte. Etwas weiter nördlich auf dem Kontinent liegt Kalifornien, konkret: San Bernardino, wo Ray Dalton geboren wurde. Der amerikanische Singer/Songwriter besitzt viel Aura und eine Stimme, die unter die Haut geht. So hat er – wenig erstaunlich – bereits mit vielen bekannten Acts gesungen, wie etwa Ryan Lewis oder dem deutschen DJ Felix Jaehn.
Für den Abschluss reisen wir auf unserer klanglichen Weltreise wieder zurück in die Schweiz genau genommen in den Kanton Bern. Amaya Gloor stammt aus der Region Interlaken, hat aber Wurzeln in Costa Rica und Jamaika, was ihren Songs eine Lockerheit verleiht. Die junge Frau mit der charismatisch-dunklen Stimme – gut zu hören auf der 2025er Single «Walk Alone» - überzeugte mit tanzbaren Pop-Rhythmen und guter Stimmung. Dazwischen durften die inzwischen traditionellen DJ Sets vom Moderatoren Duo Moser und Schelker nicht fehlen, der Wahnsinn war nicht nur im gespielten Song von Wolle Petry zu spüren. Der letzte Gast des Abends blieb ebenfalls in der Region. Als letzter Surprise Acts tauchte Trauffer auf und riss das Stadion nochmals richtig ab. Jetzt gab es kein Halten mehr und das Stadion feierte den Mundartsänger. Es gelang Trauffer, die Leute richtig mitzuziehen und gemeinsam feierten Sänger und Publikum ein Knallerfinale zum «Vogellisi» für das Energy Air 2025 und unsere musikalische Weltreise nahm ein grandioses Ende in heimischen Gefilden.
Das Energy Air steckt immer voller Überraschungen. Das macht das kollektive Musikhören zum Ende des Sommers jeweils so schön.