Philipp Dittberner: «Ich lebe meinen Traum und habe diesen Startschuss mit großer Demut wahrgenommen»
Der Berliner Songwriter und Musiker Philipp Dittberner hat vor rund zehn Jahren mit der Single «Wolke 4» den Durchbruch geschafft und ist seither aus der deutschsprachigen Musikbranche nicht mehr wegzudenken. Dieses Jubiläum feiert er mit einer Tour, die ihn auch nach Zürich führt. Wir konnten Philipp im Vorfeld ein paar Fragen stellen. Wie wurde er als Künstler geprägt? Wie blickt er auf die vergangenen zehn Jahre zurück? Gab es besondere Momente? Und was würde er seinem Ich von vor zehn Jahren heute raten?
Du warst als Jugendlicher im Chor der Deutschen Oper Berlin, hattest eine Metalband und bist jetzt als Solokünstler bei folkigem Songwriterpop angelangt. Wie wichtig sind bzw. waren diese unterschiedlichen Stationen und Erfahrungen für dein heutiges Verständnis als Künstler?
Ich glaube, als Künstler ist es immer eine Reise durch verschiedene Phasen. Besonders das TUSCH-Projekt mit der Deutschen Oper hat mir ermöglicht, zum ersten Mal eigene Songs zu schreiben, was ich mich vorher nie getraut hatte. Und die Metalband hat mir gezeigt, wie es ist, in einer Band zu spielen, mit Gitarre in der Hand und mal als Sänger, mal nicht. All das hat mich definitiv geprägt.
Du bist immer wieder für Featurings zu haben, die stilistisch von Elektro bis Rap reichen. Wie wichtig sind solche Zusammenarbeiten für dich als Musiker? Und wie wählst du aus, welche du annimmst?
Für mich gibt es eigentlich kein Genre, das ich ausschließe. Ich liebe es, zu experimentieren und mich in verschiedene Stile reinzufühlen. Als Songwriter in Berlin lernt man natürlich viele Künstler kennen, und oft entsteht ein Feature ganz spontan, wenn man sich im Studio trifft und einfach Lust hat, was auszuprobieren. Manchmal gibt es auch konkrete Anfragen, aber ich entscheide immer erst, wenn ich es wirklich ausprobiert habe, und so werde ich es auch in Zukunft handhaben.
Die wirklich unvergesslichen Momente sind für mich die Begegnungen mit den Menschen, für die meine Musik etwas Besonderes ist und ihnen auch hilft.
Wie läuft die Arbeit bei so einem Feature ab? Trifft man sich im Studio und schreibt gemeinsam oder singt/spielt jeder seinen Part ein?
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal treffen wir uns wirklich im Studio und fangen bei Null an, kreieren gemeinsam etwas Neues. Manchmal bekomme ich aber auch nur einen Song-Schnipsel zugeschickt und singe dann zum Beispiel eine Hook ein oder arbeite an einer bestimmten Stelle. Es kommt also immer drauf an, aber ich persönlich mag es am liebsten, direkt mit dem Künstler ins Studio zu gehen.
Philipp Dittberner & Marv - «Wolke 4»
Du bist gerade auf Tour und feierst das zehnjährige Jubiläum deines Durchbruchs mit «Wolke 4». Was hat sich für dich in den zehn Jahren als Künstler, aber auch als Mensch verändert?
Als Mensch hat sich eigentlich nicht so wahnsinnig viel verändert, ich bin immer noch der gleiche Typ wie früher. Aber die Musikindustrie hat sich enorm gewandelt, vor allem durch soziale Medien. Plattformen wie TikTok sind heute super wichtig für die Promotion, und ich glaube, man muss sich immer anpassen, wenn man in der Popkultur unterwegs ist. Deswegen versuche ich, mich stetig weiterzuentwickeln.
Was waren rückblickend die schönsten Momente der letzten zehn Jahre? Gibt es vielleicht ein bestimmtes Konzert, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es ist natürlich etwas ganz Besonderes, als Berliner auf den Bühnen zu stehen, die man früher selbst als Fan gesehen hat. Das war immer ein großer Traum. Aber die wirklich unvergesslichen Momente sind für mich die Begegnungen mit den Menschen, für die meine Musik etwas Besonderes ist und ihnen auch hilft. Diese Momente, wenn ich sie am Merch-Stand treffe und merke, wie sehr meine Musik ein Teil ihres Lebens ist und sie unterstützt, bedeuten mir unglaublich viel.
Und ich muss immer schmunzeln, wenn ich daran denke, dass ich «Wolke 4» an einem verkaterten Morgen nach einer durchzechten Nacht geschrieben habe.
Du bist relativ rasch, also schon mit der zweiten Single, durchgestartet. Wie schwierig war es, sich im Musikbusiness zurechtzufinden – gerade als junger Künstler?
Ich hatte wirklich Glück, dass es bei mir mit 24 passiert ist und nicht schon mit 18 oder noch jünger. Ich hatte meine Familie und meine Freunde immer im Rücken, was mir eine stabile Basis gegeben hat. Ich wusste zwar nicht genau, was auf mich zukommt, aber ich konnte mich immer darauf verlassen, dass ich einfach ich selbst bleibe. Ich lebe meinen Traum und habe diesen Startschuss mit großer Demut wahrgenommen. Und ich muss immer schmunzeln, wenn ich daran denke, dass ich «Wolke 4» an einem verkaterten Morgen nach einer durchzechten Nacht geschrieben habe.
Du spielst auf der Tour alte und neue Musik. Soviel ich weiß, ist kein Album angekündigt – was ist mit neuer Musik gemeint? Und was erwartet das Publikum an deinen Konzerten?
Wir machen eine kleine Zeitreise, von den allerersten Anfängen bis hin zu den neuesten Songs, die ich rausgebracht habe. Es könnte sogar sein, dass wir ein paar unveröffentlichte Tracks spielen, die noch in der Pipeline sind. Es wird auf jeden Fall ein unterhaltsamer Abend mit vielen Anekdoten darüber, wie die Musik entstanden ist. Und ich glaube, ich erzähle auch ein paar Geschichten, die ich vor sieben oder acht Jahren noch nicht geteilt hätte.
Wenn du dem Philipp von vor zehn Jahren einen oder zwei Tipps geben könntest, was würdest du ihm mit der Erfahrung von jetzt mitgeben?
Mach dir weniger Gedanken um die Zukunft, genieße den Moment, bleib einfach der, der du bist, und investier in Bitcoin!
(Das Interview wurde schriftlich geführt)
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Philipp Dittberner spielt am 10. Oktober 2025 im Zürcher Papiersaal. Wir verlosen Tickets. Alle Infos zur Verlosung und dem Konzert gibt es hier.