Zucchero fühlte sich wohl am Stars in Town

Konzertkritik: Zucchero bei Stars in Town
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Bäckstage / ©Sandra Rutjens

Anfang August ist die Altstadt von Schaffhausen jeweils fest in musikalisch sehr breiter Hand. Am ersten Abend haben noch Die Toten Hosen den Herrenacker metaphorisch abgefackelt und der Regen hat ebenfalls zugehört. An diesem zweiten Tag, einem trockenen und milden Sommer-Donnerstag, standen Songwriter im weitesten Sinne auf der Bühne.

 

Den Anfang machte Joya Marleen. Die junge Schweizerin gilt als grosse Pop-Hoffnung der Schweiz und als talentierte Musikerin. Auf sympathische Art wirkte sie auf der Bühne schüchtern, vermochte dafür ihre warme, klare Stimme sprechen zu lassen. Ihr poppiger Songwriter-Sound zeigte sich als ideal, um den Abend zu eröffnen und ihr tolles Set unterstrich ihren hervorragenden Ruf.

 

Ehre für Sinéad O’Connor

 

Der Ire Gavin James übernahm und zeigte, dass seine Energie ansteckend sein kann. Schade nur, dass der Bass etwas zu dominant eingepegelt war und sogar am hinteren Rand des Geländes noch die Scheiben der Häuser vibrierten. Jedenfalls war das gut zu erkennen, wenn man bei einem der vielen Altstadt-Häuser stand. Nichtsdestotrotz spielte Gavin James etwas über eine Stunde und selbst Mitarbeiter des Festivals haben sich von Songs wie «Always» anstecken lassen. Berührender Moment: Gavin hat im Set die kürzliche verstorbene Sängerin Sinéad O’Connor geehrt. Vermutlich zollen ihr aktuell sehr viele Acts Tribut, was aber nur unterstreicht, wie stark der Einfluss der «Nothing Compares 2 U»-Sängerin war. «Only Ticket Home» brachte schliesslich nochmals alle Leute auf dem Platz zum Brennen. Dann neigte sich das Set dem Ende zu.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rutjens (sandrarohrerphotography.com)

 

Den Abschluss machte der italienische Kultsänger Zucchero. Vermutlich spielte sein Name durchaus eine Rolle, damit an der Abendkasse «Ausverkauft» vermeldet werden konnte. Das bedeutet, dass circa 6500 Menschen am Konzert waren. Über zwei Stunden hat Zucchero gespielt und dabei kaum Wünsche offengelassen. Bei «Misere», einem Duett mit Luciano Pavarotti, flimmerte gar der Tenor über die Leinwand. Zucchero, wie gewohnt mit Hut, hauchte ein «Danke» und schien sich sehr wohlzufühlen.

 

Nach etwa einer Stunde stellte er seine Band vor und überliess ihr die Bühne. Diese nutzte die Gelegenheit, um mit «Nutbush City Limits», gesungen von einer Background-Sängerin, der grossen Tina Turner die Ehre zu erweisen. Im Original ist der Song schliesslich von Tina und Ike Turner. Ein würdevolles Highlight im Set.

 

Songwriter-Kunst in vielen Facetten

 

Wenig später spazierte Zucchero wieder auf die Bühne und legte einen furiosen Schlussspurt inklusive grosser Hits wie «Diamante» oder «Senza una donna» hin. Danach durfte Zucchero verdienten Applaus ernten und damit endete ein runder und wunderbarer Abend mit Fokus auf Songwriter-Kunst in vielen Facetten.

 

Das Festival selbst zeigt sich geschickt geplant. Durch das vernünftige Arrangement der Tribünen, die weniger klobig wirken, ist mehr Platz auf dem Gelände. Dazu wurden die Merchandise-Stände aus dem Herrenacker verbannt und das Essensangebot ist breiter und vielseitiger geworden.

 

Zucchero, Gavin James und Joya Marleen haben am zweiten Abend für viele grossartige Konzertmomente gesorgt. Stars in Town ’23 ist so richtig lanciert.

 

Infos zum Konzert

 

  • Acts: Joya Marleen, Gavin James, Zucchero
  • Datum: 3. August 2023
  • Location: Herrenacker, Schaffhausen (Stars in Town-Festival)
  • Genre: Pop, Songwriter, Blues

 

Sandra Rohrer / Mo, 07. Aug 2023