Gavin James und Kodaline an der Baloise Session

Kritik: Gavin James / Kodaline in Basel
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Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Der 8. November stand an der Baloise Session ganz im Zeichen der irischen Musik. Zwei unterschiedliche Acts von der Grünen Insel bildeten das Line-up: Gavin James und Kodaline.

 

Pünktlich um 20 Uhr löschten die Lichter und Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, begrüsste die Besucherinnen und Besucher persönlich. Nach kurzen, aber herzlichen Worten überliess sie Gavin James die Bühne. Der junge Ire übernahm gerne, besitzt er doch viel Ausstrahlung, was er in Basel eindrücklich bewies. Nach drei Songs darf man an der Baloise Session jeweils an den Bühnenrand und keine Sekunde länger dauert es, bis zahlreiche Gäste am Bühnenrand standen und mitsangen. So soll es sein bei einem Konzert.

 

Restlos alle Sympathien bei Gavin James

 

Aber Gavin James ist zudem nicht auf seinen Mund gefallen, auch wenn er etwas schnell spricht, wofür er sich im Laufe des Gigs augenzwinkernd entschuldigte, und erzählt gerne und viel. Etwa wie gut man sich in Basel um seine Entourage kümmern würde, wobei er speziell das gute Essen und eine besonders feine Käseplatte erwähnte. Er wusste jedoch auch zu seinen Songs etwas zu erzählen. Etwa bei «22», den er schrieb als er noch sehr jung war und sich gewünscht habe, älter zu sein. Das lag vor allem an seiner «doofen Schulzeit». Die Nummer ist eher traurig und sorgte im Saal für einen ruhigen Moment.

 

Die klare Stärke von Gavin James ist seine Stimme, die eine ganz eigene Farbe, irgendwo zwischen Chris Martin und Ed Sheeran besitzt. Gut zu hören beim Hit «Always», der natürlich in Basel nicht fehlte. Aber dem Musiker gelingt es, seine Stimme in fein aufgebaute Songs zu integrieren und sie so noch mehr strahlen zu lassen, gerade live. So mischte sich beim Gig an der Baloise Session die Stimme mit seinen Qualitäten als Entertainer und als er beim letzten Song «Book of Love» quer durch den Saal rannte, kurz auf einer kleinen Bühne ein paar Takte sang und zurück auf die Bühne spurtete, hatte er restlos alle Sympathien auf seiner Seite.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Nach Gavin James und seiner leidenschaftlichen Performance übernahmen Kodaline die Bühne. Die Band steht für etwas verträumteren Sound und benutzt schon mal die grosse Schöpfkelle, um Emotionen in ihre Songs zu packen. Manchmal geraten Kodaline dabei nahe an den Kitsch, aber live sind sie oft ein sicherer Wert. In Basel hatten sie zusätzliche Unterstützung von einem Streicher dabei. Im Vergleich zum Auftakt-Gig des Abends waren Kodaline eher ruhig, auch nach einer Stunde noch. Irgendwann fragte Sänger Steve, ob das Publikum etwas Licht machen könne. Nur wenig packten daraufhin Handys oder Feuerzeuge aus. Vielleicht waren viele schon zu sehr im Genussmodus. Schliesslich kennt man Kodaline in der Schweiz gut und kann in ihre Musik eintauchen.

 

Eines der besten Konzerte von Kodaline in der Schweiz

 

Allerdings hält die Stimme von Steve erfreulich gut, was bei anderen Konzerten durchaus schon zum Problem wurde. Selbst bei «Love Will Set You Free» im letzten Drittel des Konzertes war die Stimme ohne Wackler. Schon da war klar, dass dieser Auftritt zu den besten Schweizer Gigs seit langer Zeit zählt. Auch wenn die Stimmung bei Gavin James eindeutig besser war. Aber Kodaline sind nicht die extrovertiertesten Musiker, sondern zeigen sich oft zurückhaltend, fast geheimnisvoll.

 

Dafür funktionieren ihre Songs. Von «High Hopes» - Stimme hält hier auch bei den hohen Parts – über «Love Like This» bis zu «All I Want» liess das Set keine Wünsche offen. Kleine technische Probleme mit dem Piano und ein kommunikatives Missverständnis innerhalb der Band bzw. zwischen Vinny und Steve, das für Lacher auf der Bühne sorgte, lockerten den Abend etwas auf. Ansonsten konnten sich Kodaline auf ihre Stärken verlassen. Aber bis zu einem gewissen Grad sind diese halt auch ihre Schwäche. Die Songs sind sich ähnlich und meist verträumt. Der Rhythmus packt zwar oft, aber regt auch zum Geniessen an. So leidet dabei etwas die Stimmung. Vielleicht wären Kodaline als Opener idealer gewesen, um den Abend einzuleiten. So oder so haben Gavin James und Kodaline ihre Jobs hervorragend gemacht und für strahlende Gesichter gesorgt. Nicht zuletzt, weil die Baloise Session immer wieder für solche besondere Kombinationen sorgt.

 

Der irische Abend an der Baloise Session hat nicht zu viel versprochen. Die beiden Acts haben gezeigt, wie vielseitig die Popszene auf der Insel klingt.

 

Sandra Rohrer / Fr, 11. Nov 2022