Von Dopamin zu Serotonin
Weval lassen das Zürcher Publikum warten; mehr als dreissig Minuten dauert es nach dem Opening Act, bis das Duo auf der Bühne steht. Das Publikum mag dank ihm etwas geduldiger gewesen sein: Als Vorband war der Schweizer Electronic-Künstler Blaufinger Solo zu hören, der durch ein unaufdringliches Auftreten und wuchtige Basssounds bestach.
Ähnlich bescheiden stellen sich Harm Coolen und Merijn Scholte Albers hinter ihren DJ-Tischen auf. Sofort ertönt Coolens unverkennbare Stimme in Hallgesängen, die den Hintergrund für die Eröffnung des neuen Albums «Chorophobia» bilden. Ein rascher, gelungener Übergang führt direkt zum Song «Moving On», ein Highlight des Albums, dessen Synth-Läufe die Grenzen der zitternden Subwoofer testen.
Das Duo erklärt den Titel der neuen Platte: «Chorophobia» bedeute die Angst vor dem Tanzen. Er sehe aber, erklärt Albers, dass die Zürcher keine Angst hätten, sich zu bewegen. Es stimmt: Das Publikum – welches im Altersdurchschnitt zwischen 30 und 40 Jahre alt ist – tanzt von Beginn an ausgelassen mit der elektrisierenden Musik mit. Das ganze Konzert hindurch fällt auf, wie wenig Handybildschirme zu sehen sind. Leute filmen nur selten, bleiben in der Musik, in der Bewegung – passend dazu stimmen Coolen und Albers das nächste Lied «Movement» an.
Die Energie lässt auch die nächsten Songs hindurch – alles Titel vom neuen Album – nicht nach. Ab der Mitte des Konzerts lösen sich die Musiker zunehmend von «Chorophobia». Ältere Songs, die stärker an die Musik von Acts wie Moderat erinnern, sowie einige Covers, finden ihren Weg in die Setlist. Die Übergänge sind so fliessend und effektiv gestaltet, dass das Konstrukt ohne Ausnahme funktioniert. Die kurzen, freundlichen Aussagen des Duos, ihre spürbare Begeisterung für die eigene Musik, übertragen sich auf das Publikum.
Schliesslich kommt sie: Eine abgeänderte Version ihres Hits «Gimme Some». Die sich schnell wiederholenden Sounds wummern durch Mark und Bein. Es ist schwierig zu sagen, ob das Original oder die Live-Version besser ist. Nach einem weiteren aktivierenden Lied mit raschem Tempo spielt das Duo noch eine Zugabe: den innovativen und nervösen Song «Dopamine». Es ist ein passendes Ende für das Konzert. Auf positive Weise energiegeladen verlassen wir das Dynamo kurz vor zehn Uhr. Es ist ein Hormoncocktail, dessen Effekt anhält: Die Musik von Weval ist kein Dopamin, sondern pures Serotonin.
Ein Fest der Energie. Die Stimmung der Musiker und des Publikums passt für eine gute Stunde perfekt zusammen.
- Act: Weval
- Genre: Elektro, Pop
- Datum: 13. November 2025
- Location: Dynamo Zürich























