Singen, Sabbeln, Saufen mit Ina Müller

Konzertkritik: Ina Müller @ Volkshaus Zürich
Ina Müller
Bildquelle: 
www.inamueller.de

«Reden, was wahr ist, trinken, was klar ist, vögeln, was da ist», das Resümee eines gelungenen Konzert-Kabarett-Abends im Zürcher Volkshaus und zugleich Ina Müllers Mantra - praktisch kompakt - für mit auf den Weg. Diese Lebensweisheit oder viel mehr der philosophische mit einem Zwinkern bedachte Trinkspruch hatte sich das vor Begeisterung tobende Publikum nach gut zwei Stunden durch und durch verdient.

 

Ina Müller ist so, wie wohl viele Frauen gerne sein würden: humorvoll, schlagfertig, frivol und nicht zuletzt für ihre 48 Jahre durch und durch gut aussehend. Dabei schaffte die Norddeutsche in Zürich gekonnt die Tücken des Älterwerdens zu thematisieren («Spieglein, Spieglein»), das Shoppingverhalten der Frauen zu polemisieren («Sie schreit nur noch bei Zalando») und die Liebe, die durch das Alltägliche zu ersticken droht, zu besingen («Wenn du nicht da bist»).

 

 Fremdgehen für die Liebe

 

Auch wenn ihr neues Album «48» klar im Mittelpunkt ihres Auftritts stand, durften natürlich die beiden Klassiker «Drei Männer her» und «Fremdgehen», Inas persönliches Lieblingslied, auf der Setlist nicht fehlen. «Fremdgehen» ist ein Appell der 48-jährigen Sängerin an alle Paare. Auch wenn die Liebe über die Jahre etwas einrostet, der Sex immer mehr auf der Strecke bleibt, dann nicht den Schwanz einzuziehen, sondern den Schritt zu wagen, sich wieder neu kennenzulernen, das Kribbeln wieder zu spüren und die Liebe aufs Neue zu entfachen.

 

Die Liebe zum Zürcher Publikum hat Ina Müller auf sicher. Von wegen, Norddeutsche wären distanziert und unterkühlt, mit diesen Vorurteilen dürfte die Musikerin nun ein für allemal aufgeräumt haben, denn immer wieder suchte sie den Kontakt mit dem Publikum und selbst kesse Sprüche wie «Männer gucken Frauen von hinten an und denken, was für ein Arsch. Frauen schauen Männer ins Gesicht und denken, so ein Arsch» nehmen die Männer ihr nicht übel, sondern können nicht anders als darüber zu lachen. Ina Müller: ihre Zunge so rau wie die Nordsee, trinkfest wie ein Fels in der Brandung und so herzhaft wie Labskaus.

Dominique Rais / Mo, 10. Feb 2014