Mit viel Stil: Joss Stone in Augusta Raurica

Konzertkritik: Joss Stone in Augusta Raurica
Bildquelle: 
Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Im Sommer verwandelt sich das Amphitheater von August Raurica jeweils in einen Konzerttempel und ausgesuchte Acts singen in relativ intimen Rahmen. So auch Joss Stone. Wo die stets gut gelaunte Britin mit der Ausnahmestimme auftritt, hinterlässt sie gute Laune.

 

So war das Publikum in Augst, wo die Anlage liegt, bestens aufgelegt, das Wetter hat mitgespielt und Caroline Alves sowie Sam Himself haben das Publikum bereits bestens unterhalten, als Joss Stone ihr Set mit «The Chokin’ Kind», einem Cover von Joe Simon, eröffnete. In der Karriere von Stone waren Covers, die sie oft auf bestechende Weise zu eigenen Songs macht, immer wieder ein Thema. Beispiele dafür sind die beiden «Soul Sessions»-Alben. In Augusta Raurica konzentrierte sie sich aber mehr auf eigenes Material und davon hat sie genug.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Joss, stilvoll im weissen Kleid, barfuss und mit deutlich sichtbarem Babybauch, liess es sich nicht nehmen, immer wieder kurze Kommentare zu ihren Songs zu erzählen. «Ein Konzert kann wie ein erstes Date sein, wenn man auf die Bühne kommt», meinte sie vor «Big Ol’ Game». Oder dass «Walk With Me» eigentlich ein Hochzeitssong werden sollte, in der Coronapandemie aber plötzlich nicht mehr so richtig zum eigentlichen Thema gepasst hätte. Später plauderte sie aus dem Nähkästchen und gestand, dass sie oft Lyrics vergessen würde und ergänzte mit einem amüsierten Lachen, dass das Baby schuld sei. «Vielleicht sollte ich einen Song schreiben, der «Blame It On The Baby» heisst», fügte sie hinzu und erntete Lacher. Derweil stand das kleine Töchterchen neben der Bühne und genoss das Geschehen auf der Bühne.

 

Aber Joss Stone war nicht nur rhetorisch gut aufgelegt, sondern auch gesanglich. Die Stimme klang markant und weich zugleich, Schwächen waren kaum zu hören und schnell wurde klar, dass Joss Stone für die Bühne gemacht ist. Die Frohnatur versteht es, die Menschen zu fesseln. Schade ist halt nur, dass sie in der Setlist wenig variiert und sich zu stark auf die immer gleichen Songs verlässt. Gerade wenn man mehrere Konzerte einer Tour sieht, wird das leider deutlich. Diesen Kritikpunkt muss sich Joss Stone gefallen lassen und vielleicht ist das auch der Grund, weshalb das Theater offensichtlich nicht ausverkauft war. Musikalisch und gesanglich kann die Show in Augusta Raurica jedoch problemlos als Genuss betitelt werden.

 

Joss Stone ist eine sichere Bank, musikalisch und stimmungsmässig liefert sie. Etwas mehr Abwechslung in der Setlist wäre aber schön gewesen.

 

Sandra Rohrer / Sa, 09. Jul 2022