Doro bringt trotz Trockeneis das Kofmehl zum Kochen

Konzertkritik: Doro im Kofmehl
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© Christoph Gurtner / stagetime.ch

Mit wehenden Haaren schleudert Doro Pesch mit einer Kanone Trockeneis ins Publikum. Es ist ein Sinnbild für die Energie, die den ganzen Abend von ihr verströmt wird, und von der man nicht weiss, wo sie eine solch kleine Frau überhaupt hernimmt. 35 Jahre schon steht Doro auf den Bühnen dieser Welt. In den 80ern noch mit der Band «Warlock», seit Mitte der 90er Jahre als erfolgreiche Solokünstlerin. Und auch nach 35 Jahren hat sie noch nichts von ihrer Energie eingebüsst, und auch die Stimme ist noch da.

 

Im Solothurner Kofmehl spielt die mittlerweile 55-jährige das erste Mal. Es ist eine eher kleine Location für sie, die allerdings gut gefüllt ist – mit einem bunt durchmischten Publikum. Viele scheinen in Doros Alter zu sein, aber auch jüngere Fans sind nach Solothurn gepilgert, um die «Queen of Rock and Metal» live zu sehen. Bereut haben wird das wohl niemand. Denn Doro legt eine wahnsinnig gute, mitreissende und kurzweilige Show hin. Neue Songs von ihrem 2018 erschienenen Doppel-Album «Forever Warriors / Forever United» fehlen genauso wenig wie ältere Doro- und Warlock-Hits wie «Night of the Warlock», «All We Are» oder «Für Immer». Immer mit dabei: Doros typischer deutscher Akzent in den englischen Songs. Aber das stört kaum mehr jemanden. Die Energie von Doro scheint sich regelrecht auf das Publikum zu übertragen. Hier wird gesungen getanzt und geheadbangt, dass die Haare – und wenn sie noch so spärlich sind – nur so fliegen.

 

Besonders hervorzuheben ist Doros harmonisches Zusammenspiel mit ihrer Band. Dass auch das «neuste» Mitglied – Gitarrist Bas Maas – bereits 10 Jahre mit von der Partie ist, merkt man sofort. Das Vertrauen, die Freundschaft und die Freude, die alle zusammen auf der Bühne zueinander haben, ist schon fast greifbar. Und selbst der Roadie, der wahrscheinlich unter der gruseligen Maske des «Warlocks» steckt und einen Song lang auf der Bühne umherstapfen darf, scheint sich unter den Musikern wohl zu fühlen. Auch das Pubilkum bekommt einen guten Eindruck der Sympathie der Frontfrau. Immer wieder bedankt sie sich und zeigt, wie wichtig ihr ihre Fans sind. Das zeigt sich auch im Zugabe-Block. Diesen lässt sich Doro komplett von Zuschauern auswählen, die ihr ihren Songwunsch zurufen dürfen. An diesem Abend sind es «Out of Control» und «Freunde fürs Leben».

 

Auch eine andere Band ist an diesem Abend nicht wegzudenken: Motörhead. Nicht nur im Publikum sind unzählige T-Shirts und Kutten mit dem Logo der Kultband zu sehen. Auch an Doro selbst. Zum Ende 2015 verstorbenen Frontmann Lemmy Kilmister pflegte Doro eine ganz besondere Beziehung und eine langjährige Freundschaft. So nahm Motörhead fast schon mehr Raum ein als die Support-Band «No Sleep For Lucy», welche Doro auf der gesamten Tour begleitete. Qualitativ war nicht viel auszusetzen an den Jungs aus Schweden. Aber stilistisch hätte man den sehr kommerziellen Radio-Poprock niemals mit Doro in Verbindung gebracht. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Saal noch halb leer war, während die Band spielte.

 

«Auf die nächsten 35 Jahre!», ruft Doro am Ende des Konzerts in die Menge. Sie ist dann 90. Ich 61. Abgemacht, Frau Pesch!

 

Wieder einmal ein ausgezeichnetes Konzert von Doro Pesch. Neben der grossen musikalischen Qualität überkommt das Publikum eine Welle von Sympathie und eine Energie, die sich mit 55 wohl jeder noch in diesem Masse wünschen würde.

Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Christoph Gurtner / stagetime.ch

 

Seraina Schöpfer / Do, 28. Mär 2019