Weihern Unplugged begeisterte mit musikalischen Perlen

Kritik: Weihern Unplugged @St.Gallen
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Weihern Unplugged Facebook

Vergangenes Wochenende fand die vierte Ausgabe des Weihern Unplugged Festivals, auf dem Gelände des St. Galler Familienfreibads Dreilinden, statt. Auch wenn es am Freitagabend noch nicht den Anschein hatte, so lockte das Festival über das Wochenende hinweg rund 1‘800 Musik-Gourmets an. 500 mehr als im Vorjahr.

 

Der Auftakt war aus meteorologischer Sicht eher durchwachsen. Der Regen hatte seinen Tribut gefordert und so fanden am Freitagabend leider nur ein paar wenige Besucher den Weg ans Festival. Trotzdem tat dies der Stimmung keinerlei Abbruch.

 

Melancholie mit Lichtblick

 

Mit einer Melange aus düster-melancholischen Pop-Rock-Songs mit Lichtblick sang sich der St.Galler Singer-/Songwriter Andy McSean geradewegs in die Herzen der Festivalbesucher. Zwar ohne Instrumente, dafür mit einer Loop-Station bewaffnet, sorgte beim anschliessenden Auftritt der Stimmenvirtuose Martin O. für ausnahmslos erheiterte Gemüter. Mal humorvoll, dann wieder politkritisch nahm der Entertainer das Leben unter die Lupe. Martin O., diesen Namen sollte man sich merken, denn lachen ist für ihn Trumpf.

 

Auch wenn am Samstag bei strahlendem Sonnenschein der Andrang deutlich grösser war, so gehört das Weihern Unplugged zweifelsohne zu den Festivals bei denen man sein Mobiltelefon getrost zuhause lassen kann. Die Gefahr, dass man sich auf der Wiese vor dem Frauenweiher, nach einem Abstecher zu einem der Ess- und Getränkestände, nicht wieder findet, ist unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit hingegen, einem der zahlreichen Künstler über den Weg zu laufen, war deutlich grösser.

 

Gänsehautmomente

 

Sonne statt. Der Spätsommer zeigte sich von seiner besten Seite als der Luzerner Newcomer Damian Lynn trotz sommerlicher Temperaturen mit seinem Radio-Hit «Memories» für Gänsehaut sorgte. Die letzten Sonnenstrahlen spiegeln sich im Frauenweiher als Vera Kaa, mit «Stets in Truure», das Publikum den Blues fühlen liess, bevor ihm der musikalische «Campari Soda» einschenkt wurde.

 

Apropos «einschenken»: erstmals war in diesem Jahr der Ausschank von Alkohol erlaubt, was seitens der Besucher auf gute Resonanz stiess, zumindest bis gegen 21:30 Uhr bekannt wurde, das das «Klösti»-Bier aus war. Ein Kalkulationsproblem, das laut Mitarbeitern bereits im Vorjahr bestand. Gefeiert wurde trotzdem, denn James Gruntz sorgte mit seiner Band für ausgelassene Tanzstimmung. Für ihn war es der letzte Openair-Auftritt in diesem Sommer. Und auch das St.Galler Duo Pedro Lehmann liess es sich nicht nehmen, das Publikum musikalisch weiter anzustacheln, auch wenn hier, je später die Nacht, der Sound auffallend breiiger wurde. Das Problem war hier zweifelsohne eine unpräzise Abmischung, in der der Gesang je länger, je mehr unterzugehen schien.

 

Sonntagsblues

 

Zum Abschluss des diesjährigen Weihern Unplugged wartete das Festival nochmals mit zwei ganz besonderen musikalischen Perlen auf. Will & The People, vier Jungs aus England, machten mit ihrer Mischung aus melodiösem Rock und Reggae-Funk-Anleihen von sich reden, bevor mit Bob Spring & The Calling Sirenes der Sonntagsblues perfekt war.

 

Wer grosse Menschenmassen, die sich vor der Bühne dicht an dicht drängen sucht, ist dort fehl am Platz. Stattdessen wusste das Weihern Unplugged mit Intimität und musikalischen Perlen zu begeistern.

Dominique Rais / Di, 15. Sep 2015