Vampirschreck Abe Lincoln

Moviekritik: Abraham Lincoln – Vampire Hunter
Bildquelle: 
© 2012 Twentieth Century Fox Film Corporation.

Mit «Abraham Lincoln - Vampire Hunter» kommt eine weitere Literaturverfilmung mit bissigen Protagonisten in die Kinos. Doch hier ist der Film klassisch und die Vorlage extravagant. Kultautor Seth Grahame-Smith, der schon Elizabeth Bennet in «Pride and Prejudice and Zombies» auf die Jagd nach Untoten schickte, lässt nun Abraham Lincoln mit Vampiren kämpfen. Die einen finden es kongenial witzig, die anderen schütteln den Kopf. Tim Burton gehört sicherlich nicht zu den letzteren, brachte er doch Grahame-Smiths Roman als Produzent auf die grosse Leinwand. In 3D versteht sich.

 

Bild 1: Bei Tag ist Abraham Lincoln Präsident. Bild 2: Abends jagt er Vampire. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Nachdem Abraham Lincoln als kleiner Junge mit ansehen musste, wie Vampir Jack Barts seiner Mutter das Blut aus den Adern saugt, schwor er Rache. Jahre später will Lincoln (Benjamin Walter) sein Versprechen einlösen, scheitert dabei jedoch kläglich. Erst als Lebemann Henry (Dominic Cooper, «The Dutchess») sich um Abraham kümmert, lernt dieser Vampire zu bekämpfen. Fortan arbeitet Abraham tagsüber in einem Lebensmitteladen und jagt im Schatten der Nacht Untote. Nebenbei wird er aber auch noch amerikanischer Präsident, führt einen Bürgerkrieg und schafft die Sklaverei ab. Frei nach dem Motto: Wenn schon, denn schon.

 

Vampire wollen die nördlichen Bundesstaaten erobern 

 

Ein Film, der zugleich sehr fiktive Action- und Horrorelemente mit wahren historischen Ereignissen verbinden will, braucht Humor. Diesen hat «Abraham Lincoln – Vampir Hunter“ aber nur beschränkt. Zwar nimmt sich der Film glücklicherweise nicht ernst, bietet jedoch bloss flachen Witz. So hört Abraham in einer Szene schmerzverzerrtes Jauchzen und stürmt heldenhaft ins Zimmer, nur um Henry beim Liebesspiel mit einer Frau zu erwischen. Die Dialoge sind genauso wenig prickelnd. Sei es die Flirterei zwischen Abraham und seiner späteren Ehefrau Mary Todd (für einmal mit wenig Charme: Mary Elizabeth Winstead, «Smashed», «Scott Pilgrim») oder die Motivationsreden von Obervampir und Bösewicht Adam (Rufus Sewell, «The Holiday»). Denn in Louisiana haben sich die hungrigen Vampire in «True Blood»-Manier zusammengerauft und planen unter Adams Kommando die Eroberung der nördlichen Bundesstaaten. Die Moorlandschaften, verlassenen Herrenhäuser und Sumpfgebiete sind ein perfektes Zuhause für die Blutsauger.

 

Bild 1: Vampire vs. Präsident. Bild 2: In der Falle.

 

Die Locations sind gut ausgewählt, wie gänzlich das ganze Set Design. Die Bilder ermöglichen eine nette Zeitreise ins 19. Jahrhundert, insbesondere durch die 3D-Effekte. Diese wurden bei den Horrorszenen jedoch sehr einseitig verwendet. Gefühlte 100 Mal schnappt ein gruselig verzerrtes Vampirgesicht, das eher einem Alien als einem Vampir ähnelt, ins Publikum. Aber obwohl durch die abermaligen Wiederholungen der Schock-Effekt nachlassen sollte, zuckt der Körper jedes Mal motorisch zusammen, ohne jedoch wirklich Horrorfilmadrenalin zu verschütten. Die Actionszenen sind mit der Zeit genauso langweilig, da sie einem Videogame entsprungen zu sein scheinen. Timur Bekmambetov («Wanted», «Wächter der Nacht»), der für die Regie verantwortlich war, inszenierte Grahame-Smiths Roman sehr konservativ und ohne jeglichen Biss. Das ist sehr schade, weil sowohl humortechnisch als auch gänsehautmässig hatte man mehr erwarten dürfen. Den Kultstatus des Buches wird der Film deshalb kaum erreichen können.

 

  • Abraham Lincoln – Vampire Hunter (USA 2012)
  • Regie: Timur Bekmambetov
  • Drehbuch & Buchvorlage: Seth Grahame-Smith
  • Besetzung: Benjamin Walker, Rufus Sewell, Dominic Cooper, Mary Elizabeth Winstead
  • Laufzeit: 105 Minuten
  • Kinostart: 04. Oktober  2012

 

 

Bildquelle: © 2012 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved. 

Tanja Lipak / So, 07. Okt 2012