Marky Mark wird politisch

Filmkritik: Broken City
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Im Verleih von Ascot Elite

Mark Wahlberg lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken. Sorgte er in seiner Jugend anfangs der 90er als rappender und gerne mal die Hosen niederlassender Marky Mark noch für einige Skandale, pflegt er heute ein völlig anderes Image. Der Familienvater - 4 Kinder - lancierte erst kürzlich seine eigene Wassermarke, «AQUAhydrate», und wurde soeben für die Hauptrolle im vierten Teil der «Transformers»-Reihe bestätigt. Für seine Nebenrolle als Cop in Martin Scorseses „The Departed“ oscarnominiert, spielt er in seinem neusten, selbstproduzierten Film «Broken City», erneut einen Gesetzeshüter. Seine Figur Billy Taggert besitzt, ähnlich wie Wahlberg, eine unschöne Vergangenheit. Deshalb verdient der Ex-Cop seine Brötchen nun als Privatdetektiv. Dabei hält er sich eher schlecht als recht über Wasser. Als New Yorks Bürgermeister Nicholas Hostetler (Russel Crowe, «Gladiator», «The State of Play») ihn aber zu sich bittet und ihm einen sehr lukrativen Auftrag offeriert, beginnt für Taggert ein neuer Lebensabschnitt, jener nämlich, in dem er sich endlich seiner Vergangenheit stellen muss.

 

New Yorks misstrauischer Bürgermeister mit seiner Gattin (Bild 1). Der Ex-Cop Tagger lebt gefährlich (Bild 2). (Mit Maus über Bild fahren)

 

Bürgermeister Hostetler vermutet, dass ihn seine Ehefrau Cathleen (Cathrine Zeta-Jones, «The Mask of Zorro»-Reihe, «Chicago») betrügt. So heftet sich Taggert an die Fersen der Politikergattin und gerät in einen Strudel aus Lügen und Betrügereien, die schliesslich in Mord enden. Allen Hughes («The Book of Eli», «From Hell») inszeniert mit «Broken City» eine klassische Geschichte, die er äusserst verschachtelt präsentiert. Obwohl sich die Figuren von Anfang an klar in Gutmütig und Bösartig unterscheiden lassen, bleibt über sehr lange Zeit hinweg unklar, ob der Schein nicht doch trügt. Im Minuten-Takt werden neue Enthüllungen präsentiert und wirbeln so die Anfangssituation mehrmals durcheinander. Dadurch kommt nie Langeweile auf, im Gegenteil, die Story zieht die Zuschauer immer stärker in ihren Bahn. Genauso betörend zeigt sich Russel Crowe. Wurde er letztlich für seine Gesangseinlage und Fehlbesetzung in «Les Misérables“ kritisiert, zog er nun in «Broken City» alle Register, um als schaurig schmieriger, zwiespältiger und korrupter Bürgermeister zu überzeugen, was ihm ohne Zweifel gelang. Mit Catherine Zeta-Jones, die eine glaubhaft intelligente und sophistizierte Dame verkörpert, legt er einige messerscharfe Wortgefechte hin. Eher wortkarg zeigt sich hingegen Wahlberg. Sein Taggert ist ein Eigenbrötler. Ausser seiner Assistentin Katy (Alona Tal) und seiner Freundin Natalie (Natalie Martinez) lässt der Ex-Cop niemanden wirklich an sich heran. Dieser «harte Schale, weicher Kern»-Typ passt perfekt zu Wahlberg und lässt ihn dadurch Crowe und Zeta-Jones auf Augenhöhe begegnen.

 

Der Bürgermeister im Gespräch mit Taggert (Bild 1). Natalie zweifelt währendessen an ihren Filmkollegen (Bild 2). (Mit Maus über Bild fahren)

 

Für die Augen gibt es in «Broken City» auch einiges. Die Eröffnungssequenz zum Beispiel, besteht aus einer einzigen Szene, die aufgrund der Kameraführung nach und nach das Geschehen offenbart. Rasante Verfolgungsjagden und Nahkampfszenen geben zudem eine willkommene Balance für die eher kopflastige Storyentwirrung. Denn der Betrugsplot ereignet sich ausgerechnet zur Zeit des Wahlkampfes in New York. Die Debatten zwischen Hostetler und seinem Erzrivalen Valliant (Barry Pepper) erinnern dabei stark an jene zwischen Präsident Obama und Verlierer Mitt Romney, wodurch auch ein gewisser «The Ides of March»-Touch erzeugt wird. Hostetlers politische Position ähnelt dabei klar jener von Romney, während Valliant mit seinen Wahlkampfsversprechen eine Hommage an Obama abgibt. Neben dieser politischen Note, überzeugt der Film durch einen interessanten Subplot. So ist Taggerts Freundin Natalie eine anstrebende Schauspielerin, die in der Indie-Filmszene Fuss fasst. Anscheinend hatte Drehbuchautor Brian Tucker genügend Gründe, um diese elitäre Kunstgruppierung durch den Kakao zu ziehen und Filmfestivals wie das Sundance zu veräppeln. Ironischerweise machte der Sundance-Gewinner von 2004, „Eternal Sunshine of the spotless Mind“, das auf New Island gelegene Dorf Montauk bekannt, in welchem sich auch Teile von «Broken City“ ereignen. Welche Storysplitter in jener Ortschaft vorfallen, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Sicher ist, dass «Broken City» durch einen klugen Plot, sehr gut ausgewählten Darstellern, spannenden Actionfrequenzen und einer innovativen Kameraarbeit punktet und neben «Arbitrage“ zu den besten (Polit)-Thrillern der vergangenen Monate gehört.

 

  • Broken City (2013)
  • Regie: Allen Hughes
  • Drehbuch: Brian Tucker
  • Besetzung: Mark Wahlberg, Russel Crowe, Catherine Zeta-Jones, Natalie Martinez, Jeffrey Wright
  • Dauer: 109 Minuten
  • Ab 18. April im Kino

 

Tanja Lipak / Do, 18. Apr 2013