Gülsha befreit Schrödingers Katze

Am Dienstagabend feierte Gülsha Adilji zum zweiten Mal die Dernière ihres Bühnenprgramms «Gülsha lernt Liebe». Wer jetzt die Stirn runzelt, hat schon richtig gelesen: es gab die Dernière zum zweiten Mal. Grund: Das Schweizer Fernsehen war an einer Aufnahme interessiert. Und so schmiss sich Gülsha erneut in ihr «Hossa»-Shirt, um ihr Bühnenprogramm dort zu beenden, wo sie es vor Monaten begonnen hat: im Zürcher Kaufleuten.
In «Gülsha lernt Liebe» berichtet das Swiss TV Treasure - wie sich die 39-Jährige scherzhaft nennt, über ihre Dating-Desaster. Nicht über die Hochs und Tiefs, sondern wirklich und ausschliesslich über die Tiefs, ohne dabei repetitiv zu sein. Das fast ausschliesslich weibliche Publikum lacht an alle Stellen mit.
Wirklich komplett neue Sichten auf die chaotische, moderne Dating-Bubble werden nicht enthüllt. Stören tut dies niemanden, ausser den einen jungen Herrn in der ersten Reihe, der etwas gar unmotiviert wirkt, als er bei einer Speeddating-Runde die Stoppuhr spielen muss. Die Speeddating Sequenzen - so berichtet Gülsha - klappen nicht immer, umso happier sei sie mit dem Erlebnis und den Magic Moments an jenem Abend auf der Bühne. Hier kann man dann dem Nichtübereinstimmen zustimmen (agree to disagree). Viel witziger, interessanter und erfrischender ist Gülsha allein auf der Bühne, wenn sie sarkastisch ihre ironisches Stories präsentiert. Wie man es halt von ihr kennt und liebt. Und wo’s grad super passt, wird auch schnell mal ein Gedankenexperiment wie etwa Schroedingers Katze hinzugezogen, um die Dilemmas des zeitgenössischen Paarungsverhaltens aufzuzeigen.
Kurz vor Ende der Show zeigt Gülsha nochmals, was für ein Multi-Talent in ihr steckt, wenn sie von banalen Datingflops zur harten Realität des Frauseins wechselt und das Publikum fünf Minuten lang betroffen, den Tränen nahe, zuhört. Die Dramaturgie sitzt.
Kleiner Spoiler vorweg: Gülsha hat den geheimen Trick zum perfekten Liebesglück nicht gefunden, aber sie fand Liebe, wenn auch nicht dort, wo sie danach gesucht hat. Das Fazit der Show erinnert an Dolly Adlertons Memoiren. Diese Bemerkung soll nicht die Leistung von Gülsha und ihrem Team untergraben, sondern vielmehr die Universalität der Botschaft hervorheben und allen Gästen und Nicht-Gästen der letzten Dernière einen besonderen Buchtipp abgeben.