Hollywood macht Betriebsferien in Berlin

MovieKritik: The Monuments Men
Bildquelle: 
© 2014 Twentieth Century Fox Film Corporation.

Die menschenverachtenden Gräueltaten des 2. Weltkrieges wurden bereits in zahlreichen Filmen thematisiert. Der Kunstraub der NS hingegen weniger. Schliesslich stehen die beiden Verbrechen in keinem wirklichen Verhältnis. Bis jetzt. George Clooney, Hollywoods Darling und politisch engagierter Darsteller, setzte sich erneut in den Regiestuhl, um Robert M. Edsels Vorlage über die Monuments Men, die während des 2. Weltkrieges zahlreiche Kunstgegenstände aus den Händen der NS retteten, zu verfilmen. Herausgekommen ist etwas, das niemanden gerecht wird. Nicht den Menschen, die ihr Leben für die Kunst aufs Spiel setzten, nicht der grossen Künstler der geretteten Werke und last but not least wird der Film dem ansonsten lobenswerten Schaffen Clooneys nicht gerecht.

 

Bild 1: Ohne Recherche lassen sich keine Kunstwerke retten. / Bild 2: Der Regisseur (Clooney) und einer seiner Stars (Damon). (Mit Maus über Bild fahren)

 

Mehr noch. «Monuments Men» steht im ausgeprägten Gegensatz zu Clooney’s bisherigen Werken wie «Good Night & Good Luck» und «The Ides of March». Wo früher plakative Sprüche und fein ausgearbeitete Propaganda im Schussfeld standen, werden sie heute von Clooney als etablierte und akzeptierte Stilmittel verwendet. Kurz: Die Amis sind einmal mehr die Retter der Welt. Es ist zwar ohne Zweifel den Vereinigten Staaten von Amerika zu verdanken, dass die im Film gesuchten Kunstgegenstände heute noch bewundert werden können, doch ist mit Bestimmtheit zu sagen, dass die Geschichte anders hätte erzählt werden können und sollen. Da waren zunächst einmal die Darsteller. Matt Damon («Good Will Hunting», «The Bourne Identity»), Jean Dujardin («The Artist»), John Goodman («Argo»), Bill Murray («Lost in Translation»), Bob Balaban («Moonrise Kingdom») und Cate Blanchett («Blue Jasmin») flogen alle nach Berlin, um vor Clooney’s Kamera zu stehen. Eine solche Fülle an Hollywoods Who’s who braucht gut ausgearbeitete und authentische Figuren im Drehbuch, damit die Charaktere im Vordergrund stehen, nicht die Darsteller. Doch aufgrund der grossen Lücken im Drehbuch erinnert der Film eher an einen kostümierten Betriebsausflug der Hollywoodstars nach Berlin. 

 

Ob die Award Season am Drehbuch schuld ist? 

 

Es ist der zu früh angewendete Pathos, der äusserst platte und langweilige Humor, der leider kein Ende hat und die schrecklich unpassende Musik. Gewiss wollte ein Hauch von «Indiana Jones» gewonnen werden, doch ohne Selbstironie funktioniert das leider nicht. Und dann ist da noch das grosse Problem mit Russland. Denn wer denkt, dass die Amis nur gegen die NS kämpfen, der irrt. Die bösen Russen wollen die geraubten Kunstgegenstände im Zug ihrer Befreiung natürlich auch für sich gewinnen, so beginnt gegen Ende resp. nach Kapitulation Hitlers auch ein Wettrennen zwischen den beiden grossen Nationen um die verbliebenen Gegenstände.

 

Bild 1: Die Monuments Men im Ernstfall und (Bild 2) beim Betrachten des Erfolgs nach getaner Arbeit. 

 

George Clooney und Grant Haslov, welche zusammen das Drehbuch zu «Monuments Men» schrieben, erhielten vor einem Jahr je einen Oscars für «Argo», den sie mit Ben Affleck co-produzierten. Vom ganzen Preisrummel, der in Hollywood zwischen Herbst und Oscar-Nacht stattfindet und auch Awards Season genannt wird, mussten George und Grant ziemlich müde gewesen sein. Anders ist dieser Fehlgriff nicht zu erklären. Für die Zukunft sollten sie deshalb lieber anderen das Drehbuch (Matt Damon) oder den Regiestuhl (Ben Affleck) überlassen. 

 

  • Monuments Men (USA / Deutschland 2014)
  • Regie: George Clooney
  • Drehbuch: George Clooney & Grant Haslov
  • Buchvorlage: Robert M. Edsel & Brett Witter
  • Besetzung: George Clooney, Matt Damon, Cate Blanchett, Bill Murray, John Goodman, Bob Balaban, Jean Dujardin
  • Laufzeit: 118 Minuten
  • Kinostart: 20. Februar

 

 

Bilder: © 2014 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Mo, 17. Feb 2014