Ein Neuanfang überschattet von der Vergangeheit

Moviekritik: Safe Haven
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Im Verleih von Ascot Elite

Auf der Flucht vor ihrer dunklen Vergangenheit landet Katie Feldman (Julianne Hough, «Footloose (2011))») zufällig in Southport, einer kleinen Hafenstadt in North Carolina, und entschliesst sich spontan dort zu bleiben. Schnell findet sie einen Job als Kellnerin in einem Restaurant und sucht sich als Wohn- und Rückzugsort eine kleine Hütte mitten im Wald aus. Kurze Zeit später macht sie die Bekanntschaft von Alex (Josh Duhamel, «Transformers»), dem freundlichen und hilfsbereiten Besitzer eines Gemischtwarenladens, der als junger Witwer allein für seine beiden kleinen Kinder sorgen muss. Obwohl sich Katie eigentlich vor der Welt verstecken möchte, verliebt sie sich in Alex und entwickelt eine innige Beziehung zu seinen Kindern. Ausserdem findet sie in der geheimnisvollen Jo (Cobie Smulders, «How I Met Your Mother»), die ebenfalls eine abgeschiedene Hütte im Wald bewohnt, eine gute Freundin. Gerade als Katie wieder etwas Ruhe zu finden scheint, gelingt es Detective Kevin Tierney (David Lyons, «Eat, Pray, Love»), der seit längerem wie besessen nach ihr sucht, sie aufzuspüren. Plötzlich wird Katie von ihrer Vergangenheit eingeholt…

 

Bild 1: Katie und Alex stehen buchstäbdlich im Regen. / Bild 2: In der neuen Umgebung fühlt sich Katie sichtlich wohl. (Mit Maus über Bild fahren)

 

«Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht» ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Bestsellerautor Nicholas Sparks. Wie die Vorgängerfilme (u.a. «The Lucky One», «Das Leuchten der Stille» und «Das Lächeln der Sterne»), bedient sich auch dieser Film dem Schema der romantischen Liebesgeschichte, die für den grossen Erfolg von Sparks‘ Büchern verantwortlich ist. Die Wege eines Mannes (Alex) und einer Frau (Katie) – beide gutaussehend, aber durch vergangene Schicksalsschläge traumatisiert – kreuzen sich. Nach anfänglicher Zurückhaltung entwickelt sich zwischen den beiden eine Liebe, die aber durch widrige Umstände – in diesem Fall Katies geheimnisvolle Vergangenheit – bedroht wird. Diese Dramaturgie zielt unmissverständlich auf die grosse – und mehrheitlich weibliche – Leserschaft von Nicholas Sparks ab und erhebt daher auch keinen Anspruch auf Originalität. So bleiben die Figuren ihren Stereotypen verhaftet, die Dialoge wirken oft platt und der Verlauf der Story ist vorhersehbar.

 

Aufgeworfene Fragen verleihen der Geschichte Spannung 

 

Allerdings werden bei «Safe Haven» erstmals Thriller-Elemente eingefügt, die es bei Sparks‘ früheren Werken und deren Verfilmungen nicht gab. Diese Elemente werden dem Zuschauer nur bruchstückhaft präsentiert. Sie zeigen Detective Tierney bei seiner Suche oder Bilder aus Katies Erinnerungen und Albträumen, die für wenige Sekunden aufblitzen, nur um dann mit der nächsten Einstellung in der idyllischen Welt von Southport zu verschwinden. Erst gegen Ende des Films lassen sich diese Bilder zusammensetzen und offenbaren Katies früheres Leben und den Grund ihrer Flucht. Regisseur Lasse Hallström verfilmte mit «Das Leuchten der Stille» bereits einen Roman von Nicholas Sparks und bewies schon mit Filmen wie «Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa», «Gottes Werk und Teufels Beitrag» oder «Chocolat» sein Talent für das Erzählen einfühlsamer Geschichten. Hier aber bricht er wider Erwarten die idyllische Welt des Haupthandlungsstrangs auf, indem er immer wieder diese düsteren, bedrohlichen Elemente hineinschneidet. Dadurch werden ständig neue Fragen aufgeworfen, die der Geschichte Spannung verleihen und sie vorantreiben. Hallström bedient sich dabei auch unterschiedlicher Beleuchtung und Farbgebung, um den Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu verdeutlichen. Während die Rückblenden in dunklen Farben gehalten sind und mit wenig Licht auskommen, ist Katies neues Leben lichtdurchflutet und mit warmen Farben ausgestattet.

 

Bild 1: Was wohl den verträumten Blick von Alex auslöst? / Bild 2: Alex und die geheimnisvolle Jo scheinen das Heu auf der gleichen Bühne zu haben.

 

Auch wenn die Verwendung dieser kontrastierenden Ästhetik zur Unterstützung der Geschichte nicht neu ist, bringt sie Bewegung in den Film. So ist «Safe Haven» letztlich ein handwerklich solider Film, dem es aber durch die eindimensionalen Figuren und der Vorhersehbarkeit der Story nicht wirklich gelingt die Zuschauer zu berühren. Deshalb ist er vor allem etwas für Nicholas Sparks-Fans und Anhänger von romantisch-kitschigen Liebesfilmen, besonders als am Schluss – mit einer immerhin etwas unerwarteten Wendung – noch einmal kräftig auf die Tränendrüse gedrückt wird.

 

  • Safe Haven (USA 2013)
  • Regie: Lasse Hallström
  • Drehbuch: Leslie Bohem & Dana Stevens nach einem Roman von Nicholas Sparks
  • Darsteller: Josh Duhamel, Julianne Hough, Cobie Smulders
  • Laufzeit: 115 Minuten
  • Kinostart: 7. März 2013

 

 

 

Sule Durmazkeser / Mi, 06. Mär 2013