Film ohne Ende

Movie-Kritik: Werk ohne Autor
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© The Walt Disney Company Switzerland.

Der dritte Film von Florian Henckel von Donnersmarck («Das Leben der Anderen», «The Tourist») handelt vom Leben des Künstlers Kurt Barnert (Tom Schilling). Erzählt wird die Geschichte seiner Familie von 1937 bis in die 1960er Jahre. Die historischen Ereignisse der NS-Zeit und das darauffolgende Leben unter dem Kommunismus in der DDR enden mit der schlussendlichen Flucht in den Westen und dem Aufbau eines neuen Lebens als moderner Künstler in der freien BRD.

 

Das dreistündige Werk zusammenzufassen ist nicht einfach. Die dargestellte Geschichte verfolgt kein einzelnes Hauptthema. Vielmehr versucht von Donnersmarck, das gesamte Heranwachsen und die Ausbildung der Hauptfigur – dessen Leben stark an Gerhard Richter angelehnt ist – vom aussergewöhnlichen Kind zum selbstbewussten Künstler in ein Gefäss zu fassen. Entsprechend wirkt der Film oft unfokussiert. Erzählstränge werden teilweise für eine halbe Stunde ausser Acht gelassen, um danach wieder aufgenommen zu werden. Dies geschieht beispielsweise in der Auseinandersetzung des vom Weltkrieg traumatisierten Kurt mit seinem Schwiegervater, einem ehemaligen Arzt des NS-Regimes. Während das unregelmässige Auftauchen des Arztes das nur schwer zu überwindende Trauma des zweiten Weltkrieges darstellt und im Film einige aufregende Momente bietet, gelingt es den Filmemachern nicht, die Spannung aufrecht zu erhalten.

 

Es ist auch schwierig, ein Fazit aus dem Filmerlebnis zu ziehen. Die Hauptaussage nach gut einhundertachtzig Minuten scheint vor allem ein Plädoyer für die moderne Kunst zu sein. Dies wird dadurch veranschaulicht, dass sowohl die Nationalsozialisten als auch die Kommunisten aus unterschiedlichen Gründen die moderne Kunst als unmoralisch sahen. Unglücklicherweise untergräbt der Film selbst diesen Punkt. Einerseits ignoriert er die Möglichkeiten der Abstraktion bis hin zur Unverständlichkeit in der modernen Kunst, indem ein klarer Entstehensgrund und eine «korrekte» Interpretation für die wichtigeren Kunstwerke geboten werden. Andererseits ist der Film selbst alles andere als modern oder innovativ. Vielmehr bedient sich der Regisseur einer klassischen Erzählstruktur und zugegeben schöner, aber mehrheitlich gewöhnlicher Bilder. Somit widersprechen die Form und der Inhalt der Aussage des Films.

 

«Werk ohne Autor» ist vor allem in seiner Laufzeit gewaltig. Inhaltlich und formal überzeugt von Donnersmarcks Film nicht.

 

  • Werk ohne Autor (DE 2018)
  • Regie und Drehbuch: Florian Henckel von Donnersmarck
  • Darsteller: Tom Schilling, Sebastian Koch, Paula Beer, Saskia Rosendahl, Oliver Masucci
  • Laufzeit: 189min
  • Kinostart: 4. Oktober 2018

 

Jonas Stetter / Fr, 05. Okt 2018