Fifty Shades of Grey zerbricht an den Erwartungen

Movie-Kritik: Fifty Shades of Grey
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© Universal Pictures International Switzerland.

Der Plot von «Fifty Shades of Grey» sollte mittlerweile auch jenen bekannt sein, die keines der Bücher gelesen haben: Die 21jährige Literaturstudentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) führt für die Abschlusszeitung ihrer Universität ein Interview mit dem 27jährigen Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan). Obwohl er sie mit seiner arroganten Selbstverständlichkeit einschüchtert, fühlt Ana sich zu ihm hingezogen und kann sich seinem Bann kaum mehr entziehen. Mr. Grey kann ebenfalls die Finger nicht von ihr lassen und zeigt ihr deswegen seine BDSM-Welt. 

 

Was hat Grey in seinem Spielzimmer alles versteckt?

 

Die Verfilmung basiert auf der gleichnamigen, millionenfach verkauften Buch-Trilogie der britischen Autorin E.L. James. Das Werk inszeniert hat die Regisseurin Sam Taylor-Johnson («Nowhere Boy»). Was wir von dem Buch halten, sei mal dahingestellt. Der Film aber hat keine Gefühlsregung ausgelöst, es ist alles zu glatt und durchgestylt, dabei jedoch sehr ästhetisch und schön anzusehen. Die Newcomerin Dakota Johnson, übrigens die Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith, verleiht Anastasia Steele mit dem ständig offenen Mund etwas permanent-naives und hoffnungslos romantisches. Irgendwie wird bezweifelt, ob sie bei den Sexspielen von Mr. Grey jemals sexuelle Lust anstelle von Schmerz empfinden kann. Jamie Dornan entspricht wahrscheinlich nicht der Vorstellung des von der Autorin beschriebenen halbgott-ähnlichen Christian Grey. Ausserdem war er nach Charlie Hunnam’s Ausstieg nur zweite Wahl. Zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt die Chemie nicht, das Funkensprühen und die sexuelle Spannung fehlen. Rita Oras Nebenrolle wird grösser angepriesen als sie tatsächlich ist, sehen wir sie doch nur wenige Sekunden als Grey’s Schwester Mia. Apropos grosse Erwartungen: der Film ist ein auf Blockbuster getrimmtes, zum Valentinstag gehyptes Produkt, das durch eine riesige Marketingmaschinerie als etwas Revolutionäres angepriesen wird. 

 

Danach gibt es schon mal ein kleines Klavierkonzert. 

 

Die Adaption wird dem Hype leider nicht gerecht, die wichtigsten Szenen werden sowieso schon im Trailer gezeigt. Das Zielpublikum sind offensichtlich 18jährige Mädchen und junge Frauen, die mit sexuellen Bildern nicht überfordert werden sollen. Denn diese Inszenierung ist amerikanisch-prüde und mutlos, auch wenn Lederpeitschen gezeigt werden. Doch so richtig in Wallung kommt man nicht. Die Verfilmung hält sich sehr genau an das Buch; wer dieses aus Langeweile nicht zu Ende gelesen hat, wird während des Films wohl einschlafen. Sogar der Cliffhanger ist kein richtiger, der Schluss ist von vornherein klar. Es geht hier aber nicht um die Story, sondern um die filmische Umsetzung. Die ist etwas lang geraten und hätte gerne frecher und intensiver inszeniert werden können. Wer also einen Sex-Kracher oder einen verrucht-faszinierenden Film erwartet, der sogar Tabus brechen könnte, wird enttäuscht. Denn in jeder neuartigen Hollywood-Romanze wird mehr Sex gezeigt als in diesem Streifen. Wie dem auch sei: Der Film wird auf jeden Fall die Kassen klingeln lassen und nun liegt es an euch, ob ihr bei dieser Adaption Lust oder Schmerz empfindet. 

 

  • Fifty Shades Of Grey (USA 2015)
  • Regie: Sam Taylor-Johnson
  • Buch: Nach den Romanen von E.L. James
  • Darsteller: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Rita Ora
  • Laufzeit: 125 Minuten
  • Kinostart: 12. Februar 2015

 

Bilder: © Universal Pictures International Switzerland. All Rights Reserved.

Jasmin Ballmert / Do, 12. Feb 2015