William Fitzsimmons, der aufgehende Stern am Folk-Himmel?

Kritik: William Fitzsimmons @Komplex Klub, ZH
Bildquelle: 
William Fitzsimmons Facebook

«Ich singe wie ein 6-jähriges Mädchen und sehe aus wie ein Typ, der sich von so einem Mädchen fernhalten sollte.» Wenn dieses Zitat nicht vielversprechend klingt, weiss ich auch nicht mehr weiter. Zu seinem humorvollen Charakter aber später mehr. William Fitzsimmons ist ein Singer-/Songwriter mit Leib und Seele. Wie sehr er sich mit seiner Musik verbunden fühlt, merkte man bei seinem Zürcher Konzert im Komplex Klub deutlich. Von Anfang an tauchte er förmlich in seine musikalische Gedankenwelt ein, aber nicht ohne von Zeit zu Zeit wieder an der Oberfläche aufzutauchen und mit dem Publikum zu scherzen.

 

Alles begann mit einem Trommelwirbel der Extraklasse, der «Centralia» ankündigte. Einer der Songs ab der aktuellen Platte «Lions». Wer aber William Fitzsimmons kennt, weiss, dass die lauten Töne gar untypisch für ihn sind, denn seine Musik lebt eigentlich von den leisen, feinen Tönen. Ausser Frage stand, dass er mit seinem Auftritt eine Intimität erzeugte, wie man sie an Konzerten nur selten erlebt. Nicht zuletzt, weil er mit seiner Musik das Innerstes nach Aussen kehrt, ohne dabei aber den Anschein zu wecken, nach Aufmerksamkeit heischen zu wollen. «Josie’s Song» war einer dieser unzähligen Momente, bei denen man die Ehrlichkeit in seinen Worten förmlich spüren konnte. Darin erzählt Fitzsimmons berührend die Geschichte von seiner Tochter und deren leiblicher Mutter.

 

Miley Cyrus - nicht!

 

Überhaupt sind seine Songs sehr persönlich, denn für den studierten Psychologen ist die Musik eine Art, sich mit seinen Problemen und umherschwirrenden Gedanken auseinander zu setzen. Ehrlichkeit wird bei ihm gross geschrieben. So kündigte er den Song «When You Were Young» mit den Worten an: «This song is about my brother, when he was a real dick. He sometimes still is. We are like oil and water.»

 

Dass sich hinter dem langen, krausen Bart nicht nur ein melancholischer, nachdenklicher Mensch verbirgt, sondern auch ein kleiner Komiker, zeigte sich, als er nach «Took», mit E-Gitarre und von seiner Band begleitet, aus seiner Gedankenwelt abermals auftauche und sich ans Publikum wandte: «Life is full of amazing and awefull shit. I find comforts in music. And now I’m gonna play a song, my oldest daughter Josie loves to listen to all the time – as long as I’m not playing it. It’s called «Wrecking Ball» by Miley Cyrus». Das Gelächter beim Publikum war vorprogrammiert. Ob William Fitzsimmons Cover-Version tatsächlich so schlimm gewesen wäre, erfuhren die Konzertbesucher an jenem Abend nicht, denn Fitzsimmons entschied sich dann doch für einen seiner eigenen Songs: «Bird Of Winter Prey».

 

Unplugged Wunschkonzert

 

Abgesehen davon, dass William Fitzsimmons immer wieder mit seinem durchaus passablen Deutsch brillierte, gab es auch noch die ein oder andere bezaubernde Cover-Version zu hören. Rihannas «Umbrella» etwa, bei dem das Publikum anfangs nicht sicher war, ob das ein weiterer Scherz à la Miley Cyrus sein sollte und dahinter reihte sich «Wonderwall» von Oasis, wobei man sich ehrlich fragte, welche Version denn nun die bessere ist.

 

Noch nicht genug der Highlights? Stecker raus und die Unplugged-Session konnte losgehen. «Passion Play» und «Wildflowers», ursprünglich von Tom Petty, sorgten auch bei den letzten, eher gefühlsresistenten Konzertbesuchern für Gänsehaut. Euphorie und Begeisterung waren so gross, dass sich die Zugabe urplötzlich in ein Wunschkonzert verwandelte. Es wurden Songtitel in den Raum geworfen und Wünsche geäussert, sodass William Fitzsimmons bei so viel Charme schlicht nicht anders konnte als der Bitte nachzukommen. Der Versuch des Publikums, «Wrecking Ball» doch noch zu hören, schlug zwar fehl, dafür gab es «So This Is Goodbye» und eine zwar nicht so textsichere, dafür umso amüsantere Version von seinem eigenen Song «Mend Your Heart». William Fitzsimmons, definitiv ein aufgehender Stern am Singer-/Songwriter-Himmel.

Dominique Rais / Mo, 17. Mär 2014