Stephan Eicher gibt Release-Konzert

Konzertkritik: Stephan Eicher im Volkshaus
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Am Dienstagabend war Stephan Eicher im Zürcher Volkshaus zu Gast. Anlass war das Release-Konzert zu seinem Nummer-1-Album «L’Envolée» und natürlich gab Eicher eine Kostprobe auf die kommende Tour, die im März 2013 startet. 

 

Auffällig ist, dass Stephan Eicher wieder eine Band um sich aufgebaut hat und nicht mehr, wie bei der letzten Tour, als Trio spielt. Den Anfang macht der Berner aber ganz alleine. Er sitzt am Klavier, wirkt anfangs etwas verloren, findet aber nach wenigen Sekunden zu seiner Stimme und zum Publikum. Nach und nach gesellt sich die hochkarätige Band zu Eicher. Johan Renard bedient das Klavier und bearbeitet die Violine, Baptiste Germser zeigt sich für die Bassläufe verantwortlich, während Simon Baumann auf das Schlagzeug hämmert und Hank Shizzoe für die passenden Gitarrenklänge sorgt. 

 

Schnell zeigt sich, dass Stephan Eicher eine gut eingespielte Truppe um sich versammelt hat. Nicht ganz so optimal ist leider der Sound. Die zu dominante Bassdrum übertönt Eicher regelmässig und Hank Shizzoes Soli versinken ebenfalls zu oft. Aber da kann die Band nichts dafür, denn die spielt sich bestechend sicher durch ein hauptsächlich französisches Programm. Stephan Eicher war und ist bekannt für seine Zweisprachigkeit und es scheint, dass er sich nicht nur auf der aktuellen Platte, sondern konsequenterweise auch für Konzerte wieder stark auf seine französischen Werke besinnt. Einige seiner grössten Hits wie «Combien de Temps» oder «Déjeuner auf Paix» sind schliesslich französisch getextet. Im ausverkauften Volkshaus macht er Ansagen in Französisch und sogar bei «Weiss nid was es isch» fügt Eicher französische Textpassagen ein während Hank Shizzoe dazu eine herrliche Slidegitarre spielt. 

 

Kein Konzert ohne «Hemmige»

 

Nicht fehlen darf bei einem Konzert von Stephan Eicher natürlich seine Verneigung vor Mani Matter, also «Hemmige». Wer Eicher kennt, weiss aber, dass er mit dem Lied bei Konzerten sehr gerne spielt. «Hemmige» klingt dann auch im Volkshaus eher rockig und das passt. Eicher scheint sich diebisch zu freuen, dass er wieder auf der Bühne steht. Oft erzählt er Anekdoten und beim Refrain von «Pas D’Ami Comme Toi» unterbricht er den seiner Meinung nach zu leisen Gesang des Publikums und zündet frech: «Welchen Teil habt ihr nicht verstanden? Das N oder das O?» 

 

Die Zugabe eröffnet Eicher wieder alleine. Dieses Mal aber mit einer Akustikgitarre um den Hals. Er spielt «Les Filles du Limmatquai» kurz an und erntet dafür viel Applaus. Für zwei weitere Lieder unterstützt ihn die Band nochmals. Dann verabschieden sich alle fünf Musiker von der Bühne und spazieren noch spielend mitten durch das Publikum zur Tür hinaus. Volksnah und ohne Berührungsängste und als symbolischer Abschluss für ein sehr publikumsnahes Konzert, das definitiv Lust auf mehr macht. 

Patrick Holenstein / Mi, 12. Dez 2012