Slash füllt das Volkshaus

Konzertkritik: Slash im Volkshaus
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So eben klingt mit den letzten Akkorden der Guns `n` Roses-Hymne «Paradise City» auch das Konzert von Slash aus. Fast zwei Stunden lang hat der Gitarrist mit der bekanntesten Dauerwelle der Rockgeschichte seine Fans im Volkshaus durch ein vielseitiges Set getrieben. 

 

Kurz vor neun Uhr. Das Volkshaus ist ausverkauft und dementsprechend voll. Die Luft ist heiss, leicht stickig. Blaue Scheinwerfer tauchen den Saal in ein schummriges Licht. Rund um einen herum stehen Menschen aller Altersklassen, vorwiegend in schwarzen Kleidern und T-Shirts, auf denen Bandnamen wie Motorhead oder Guns `n` Roses aufgedruckt sind. Die Stimmung ist typisch für ein Rockkonzert. Friedlich, ausgelassen und erwartungsvoll. Dann erlischt das Licht. 

 

Zuerst betritt Myles Kennedy die Bühne. Er ist schon länger mit Slash unterwegs und übernimmt die Vocals. Unter tosendem Applaus schlendert wenig später Slash auf die Bühne. Mit Zylinder und Sonnenbrille gibt er sich cool. Wobei er sich während der ganzen Show sehr zurückhält. Slash ist zwar Namensgeber des Abends, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Im Gegenteil, er überlässt dem idealen Frontmann Myles Kennedy gern das Mikro und jagt einem als Zuschauer lieber mit ausufernden Soli immer wieder Schauer über den Rücken. Das gelingt Slash mühelos, wenn er beispielsweise bei «Rocket Queen» ein endlos scheinendes Solo einbaut und doch nicht eintönig wird, dann beweist das seine Klasse. 

 

 

Das Set bietet im Grunde eine Retrospektive über das Schaffen von Slash. Dabei sind seine aktuellen Solosachen, Songs wie «Starlight», aber auch Lieder aus Zeiten seiner Band, Slash’s Snakepit oder Velvet Revolver. Am meisten Applause ernten aber die Klassiker von Guns `n` Roses. Als das Riff zu «Sweet Child O`Mine» ertönt, ist niemand mehr zu halten. Man muss allen Bandmitgliedern zugestehen, dass sie sogar diese liebgewonnenen Klassiker adäquat umsetzt. Slash hat in seine Band Musiker geholt, die es verstehen, präzise auf den Punkt zu spielen und ihm beziehungsweise Myles Kennedy damit die richtige Rückendeckung zu geben. 

 

Im Volkshaus beweist Slash, dass mit ihm als Rockgitarrist und vor allem als Komponist noch lange gerechnet werden muss. Die Gefahr, dass er sich nur von Klassiker zu Klassiker hangeln könnte, besteht nie. Er hat Solosongs im Gepäck, die durchaus funktionieren. Slash rockt im Volkshaus und wohl niemand, der in die kühle Nachtluft tritt, bereut die vergangenen knapp zwei Stunden. 

 

Patrick Holenstein / Di, 23. Okt 2012