Nirvana ist Geschichte, stattdessen begeistert Kashmir

Konzertkritik: Kashmir @X-tra Zürich
Kashmir
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Kashmir

Seifenblasen. Eine Symbiose aus Wasser, Seife und Luft. Ein geradezu wunderbar kitschiger Anblick, wenn man bedenkt, dass die Urheber eben dieser, Erwachsene waren. Abtauchen in eine andere Welt, ausbrechen aus dem Alltagstrott – nicht zuletzt waren es Kashmir, die genau das möglich machen.

 

Eins, zwei, drei … möglicherweise ein Dutzend Menschen waren es, die sich pünktlich zum kommunizierten Konzertbeginn in den Räumlichkeiten des X-tra eingefunden hatten. Geradezu gespenstisch leer war der Saal, ohne übertreiben zu wollen. Solche Konzerte gibt es auch, doch nicht an diesem Abend.

 

 Warten hat sich gelohnt

 

Lange war es ruhig um die wohl populärste Alternativ-Rock-Band Dänemarks. Drei Jahre haben sie sich Zeit genommen für ihr langersehntes siebtes Studioalbum „E.A.R.“. Doch das Warten hat sich gelohnt, so auch vergangenen Mittwoch. 

 

Auch wenn es eine ganze Weile dauerte, bis sich das X-tra schliesslich füllte, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Denn ohne Zweifel war das Wetter schuld. Schliesslich war es einer der ersten Sonnentage in diesem Jahr. So wurden die letzten Sonnenstrahlen von den Konzertgängern begierig aufgesogen und man fand sich auf den letzten Drücker im X-Tra ein. 

 

Die dänische Band, die einst Nirvana hiess, verzauberte binnen 90 Minuten das Publikum mit sphärischen Klängen. So vielseitig wie die Stimme von Sänger Kasper Eistrup war auch die Setlist. Eine bunte Mischung aus Altbekanntem und neu Geschätztem.

 

„Now you are allowed to dance - if you want. This is „Purple Heart“ a New song“, kündigte Eistrup, den mit Abstand „schnellsten“ Song vom aktuellen Album an. Gefolgt vom Hit „Rocket Brothers“, der mindestens ebenso begeistert aufgenommen und vom Publikum lautstark mitgesungen wurde. „Mouthful Of Wasps“ gehörte ebenfalls dazu.

 

 „Baustein für Baustein“

 

Nach gut einer Stunde verabschiedeten sich Kashmir mit der aktuellen Single „Seraphina“, einem jener sphärischen, fast psychedelisch geprägten Songs, vom durch und durch begeisterten Publikum. Doch was dann kam, war überwältigend. Die Zugabe begann mit dem Soloauftritt von Kasper Eistrup, der sich zuerst mit einer Halbakustikgitarre selbst begleitete. Nach und nach kamen die anderen Bandmitglieder auf die Bühne und stimmten in „Lampshade“ ein. Musikalisch akkurat abgestimmt, wurde der Song vor den Ohren des Publikums „Baustein für Baustein“ aufgebaut.

 

Es folgten etwas ältere aber nicht minder grossartige Songs wie „She’s Made Of Chalk“ und „The Cynic“, verpackt in der dreissigminütigen Zugabe, die vom Zürcher Publikum vehement gefordert wurde. Kashmir zeigten in Zürich nicht nur umfassenden musikalischen Facettenreichtum, sondern auch ihre intrumentale, wie auch gesangliche Vielschichtigkeit auf.

 

Bei Kashmir scheint einfach alles möglich. Sie stilistisch einzuordnen - fast unmöglich. Aber genau das macht ihren Erfolg aus, sich immer wieder neu zu erfinden und mit den unzähligen Motiven zu spielen. Fest steht, es war ein Genuss für die Ohren. Wer das Konzert verpasst hat, oder nochmals in Kashmirs sphärisches Universum eintauchen will – die Dänen kündigten, an im Sommer zurück in die Schweiz zu kommen.

 

Vor dem Konzert gab Kashmir-Bandmitglied Henrik Lindstrand bäckstage ein Interview. Wir liefern es so bald wie möglich nach.

Dominique Rais / Do, 18. Apr 2013