Ed Sheeran im X-tra Zürich

Konzertkritik: Ed Sheeran im X-Tra
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www.edsheeran.com

Der Brite Ed Sheeran wurde binnen kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Senkrechtstarter. Gerne wird der 21-Jährige auch als der nächste Bob Dylan gehandelt, doch er selbst sieht dies ganz und gar nicht. Er sei noch am Anfang seiner Musikerkarriere und habe noch viel vor sich, für ihn werde es immer nur den einen wahren Bob Dylan geben. Doch er ist auf dem besten Weg, um in den Reigen der ganz Grossen einzugehen. Er liebt und lebt die Musik und das liess er das Publikum im X-tra Zürich auch spüren.

 

Most chilled out gig in the world!

 

Der charismatische Singer/Songwriter betrat die Bühne mit den Worten «Be my gosple choir for tonight!», die Aufforderung an jeden mitzusingen ob textsicher oder nicht. Doch die Konzertbesucher – überwiegend Frauen – liessen es sich nicht nehmen ihre Textsicherheit unter Beweis zu stellen.

 

«Give Me Love» – an Liebe fehlte es ganz bestimmt nicht, das Publikum war vom ersten Takt an in seinen Bann gezogen und auch ihm schien das Schweizer Publikum sichtlich zu gefallen: «That’s the most chilled out gig in the world».

 

Auf der Bühne braucht Sheeran niemanden, ausser sich und seiner kleinen Gitarre. Eine Loop-Station sorgt für das gewisse Etwas, mit dem er der populäre Vorreiter einer neuen Singer/Songwriter-Generation ist. Eine unglaubliche Symbiose aus Beatboxing, Rappen, Gitarrenriffs und immer wieder Songpassagen, in denen er seine Stimmgewalt in allen Facetten zeigte.

 

Meister der One-Man-Show

 

Mit seinen Songs trifft Sheeren mitten ins Herz. Balladen wie «Kiss Me» oder die unverstärkte Version von «Wake Me Up» wurden von den Konzertgängern gebührend mit Applaus und Jubel gewürdigt. Sheeran erzählte von den ganz alltäglichen Sorgen und der Liebe auf solch glaubwürdige und ehrliche Art und Weise, dass jegliche Zweifel ausgeräumt waren, dass er nur das Ergebnis guter PR sein könnte.

 

Ed Sheeran ist der neue Meister der One-Man-Show und gehört mit seiner unglaublichen Stimme zu den wenigen Künstlern, welche live stimmlich noch eindrucksvoller wirken. Seine Songs machen Spass, aber er versteht es auch, die ernsthaften Themen zu behandeln, wie in «Small Bump», mit dem er den Verlust des Ungeborenen einer Kollegin verarbeitet. «Lego House» beschreibt die Geschichte eines Paares, das sich in der Vergangenheit trennte, doch wieder zueinander fand und vom Versuch, dieselben Fehler nicht nochmals zu machen. Eine musikalische Gebrauchsanweisung für aufgewärmte Beziehungen.

 

Intermezzo mit Mike Rosenberg von Passenger

 

Für eine kurzes Intermezzo kam Sänger Mike Rosenberg von Passenger, die an diesem Abend als Supportact im X-Tra waren, auf die Bühne. Gemeinsam mit Ed Sheeran sang er den Song «My Heart’s On Fire». Genau so wurden auch die Emotionen im Publikum angefacht - Einwände, den Rest des Konzerts im Duett zu spielen, hätten die Zuhörer wohl nicht gehabt.

 

Mit «You Need Me, I Don’t Need You» drehte Sheeran nochmal voll auf und gab zusammen mit seinem «Gospel Choir» eine fast 10minütige Version dessen zum Besten - Gitarren- und Strobo-Tornado inklusive.

Doch das Zürcher Publikum wollte ihn noch lange nicht gehen lassen.

Mit der ersten Zugabe, einer Coverversion von Foy Vances «Guiding Light», schlug er erneut sanfte Klänge an. «The A Team» war seine Durchbruchsingle und im X-Tra war es sein Abschiedssong nach einem gelungenen Konzertabend, welcher vom ersten Moment an für Gänsehaut und auch für die ein oder andere Träne sorgte. Ein Abend voll Emotionen und Authentizität.

Dominique Rais / Sa, 24. Nov 2012