The Common Linnets begeisterten im Zürcher Komplex Klub

Kritik: The Common Linnets @Komplex Klub, ZH
The Common Linnets
Bildquelle: 
The Common Linnets Facebook

Denkt man an Country-Musik, dann denkt man wohl auch unweigerlich an die USA und den Amerikanischen Traum. The Common Linnets laden mit ihrer Musik zwar zum Träumen ein, aber mit Amerika haben sie gänzlich wenig am Hut. Wüsste man nicht, dass Sängerin Ilse DeLange eine waschechte Holländerin ist, würden wohl so manche nach wie vor felsenfest davon überzeugt sein, dass sie geradewegs Nashvilles Musikerschmiede entsprungen ist.

 

Exklave von Nashville 

 

90 Minuten Country vom Feinsten. Der Zürcher Komplex Klub entpuppte sich vergangenen Dienstag als Exklave von Nashville inmitten der Limmatstadt. Die Schweiz-Premiere von The Common Linnets war ein voller Erfolg – anders lässt sich der Auftritt der Zweitplatzierten am Eurovision Song Contest schlicht nicht beschreiben. Sieben Männer und eine Frau, bewaffnet mit einem guten Dutzend Gitarren, betraten gegen 21 Uhr die kleine Bühne und sorgten vom ersten bis zum letzten Moment für tosenden Applaus.

 

Selbst die Tatsache, dass einer der Gitarrenverstärker nach gerademal fünf Songs das Zeitliche segnete, konnte weder die Band noch das Publikum aus der Bahn werfen. Stattdessen schnappte sich Gitarrist Rob Crosby kurzerhand Gitarre und Mikrofon und sorgte mit Martina McBride’s Power Ballade «Concrete Angle», bei der er selbst als Co-Writer mitgewirkt hat, für Begeisterung.

 

Zu Tränen gerührt

 

Das Publikum war mehr als nur einmal zu Tränen gerührt – kein Wunder – denn die Texte strotzen nur so vor Intimität und Ehrlichkeit. Der Schmerz einer Trennung liess sich mit «Broken But Home» kaum schöner zelebrieren, die Erinnerung an einen wichtigen Menschen, den man verloren hat, mit «Love Goes On» kaum schöner bewahren und die Leere durch das Ungesagte mit «When We Don’t Talk» kaum schöner beschreiben. Geradezu bereitwillig schien sich das Publikum im paradoxerweise wohltuenden Herzschmerz zu suhlen.

 

Doch viel Zeit dafür blieb nicht, denn mit «Time Has No Mercy» und dem abschliessenden «Arms Of Salvation» - Country-Songs wie aus dem Bilderbuch - wurde das Publikum augenblicklich wieder aus ihrem emotionalen Elend gerissen und in einen geradezu ausgelassenen, tänzelnden Zustand katapultiert. 

Dominique Rais / Mi, 15. Okt 2014