Aufgehende Sterne in der Limmatstadt

Konzertkritik: Urban Cone @Komplex 457
Urban Cone
Bildquelle: 
Urban Cone Facebook

Vergangenen Sonntag gab es im Zürcher Komplex Klub gleich zwei Debütalben zu feiern. Einerseits brachte das schwedische Indietronic Quintett Urban Cone das vergangenen April veröffentlichte Album „Our Youth“ in die Limmatstadt, andererseits zeigten sich Yokko mit ihrer Ende August herausgebrachten Platte «Seven Seas» als aufgehender Stern am Schweizer Musikhimmel.

 

Auch wenn das Konzert nicht ausverkauft war, tat das der Stimmung keinerlei Abbruch. Stattdessen hatten die Konzertbesucher schlicht genügend Platz, um sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Grund dafür, dem Bedürfnis nachzugeben, war die Berner Band Yokko. Von einigen Konzertgängern wurden die durchaus vielversprechenden Songs zum Teil mitgesungen.

 

Stimm- und wortgewaltig

 

Yokko bewegen sich auf ihrer Platte mühelos zwischen melancholischen Balladen und eingängigen Hymnen hin und her, verlieren dabei aber keineswegs an Authentizität. Genau das bewiesen sie mit Songs wie «Seven Seas», «Evacuate» und «Loaded Dice», ihrer aktuellen Singleauskopplung. Dabei stehen immer wieder die treibenden Drumbeats von Schlagzeuger Domenic Schüpbach im Kontrast zu der melodiösen Stimme von Frontsänger Adrian Erni.

 

Sowohl stimm- wie auch wortgewaltig zeigten sich auch die Schweden von Urban Cone, die mit ihren Texten nicht nur das Erwachsen-Werden sondern auch die Probleme von Urbanisierung und Entfremdung thematisieren. Dem Publikum gefiel’s. «We are Urban Cone. We are from Sweden. Let’s have a fucking great night.», begrüsste Lockenkopf Rasmus Flyckt das Publikum nachdem die Band mit «New York» die Bühne betrat.

 

Vielversprechende Senkrechtstarter

 

«The next song is the opposite we want you to be», leitete Sänger Emil Gustafsson «Searching For Silence» ein. Die Begeisterung war gross und so schaffte es das Publikum mühelos mit dem Lautstärkepegel mitzuhalten. Ruhiger wurde es jedoch bei dem gefühlvollen «Black Ocean», dem allerersten Song, den Urban Cone gemeinsam geschrieben haben.

 

Mit «Kings and Queens» verabschiedeten sich die vielversprechenden Senkrechtstarter aus Stockholm unter tosendem Applaus zum ersten Mal von der Bühne. Die Jubelschreie ebbten kurze Zeit später ab, um sich in «Freak» langsam zu verlaufen. Doch so schnell wie sie kamen, waren Urban Cone erneut auch wieder von der Bildfläche verschwunden. Das kann es noch nicht gewesen sein, dachte sich sogleich das Publikum und forderte zu einer erneuten Zugabe auf.

 

Wall of Death

 

Die Zugabe kam, doch anders als erwartet. Nach dem Motto: «Laufen war gestern, fliegen ist heute» kam «Urban Cone“-Frontmann Emil Gustafsson wortwörtlich auf die Bühne geflogen, fing sich aber schnell wieder. Ob daran wohl das zuvor auf der Bühne konsumierte Bier schuld war? Oder fühlte er sich vom Auftritt geradezu beflügelt? Vermutlich letzteres, denn er forderte das Publikum sogleich zu einer Wall of Death auf während des letzten Songs «Urban Photograph». Gesagt, getan, und so verwandelte sich das vordere Drittel im Komplex Klub in einen Mosh Pit. Nach zwei Stunden leerte sich der Klub und entliess die Menge in eine bewölkte Nacht, doch von zwei neuen Sternen erhellt.

Dominique Rais / Mo, 23. Sep 2013