Bösartig Gut

Movie-Kritik: Suicide Squad
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© Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Das Bekanntwerden der Existenz übernatürlicher Wesen beunruhigt die US-Geheimbehörden zutiefst. Was, wenn der nächste Superman die Werte Amerikas nicht teilt oder sich feindlichen Nationen zuwendet? Um für diesen Fall gerüstet zu sein, erstellt die erpresserische Regierungsagentin Amanda Waller eine Söldnertruppe aus brandgefährlichen Insassen. Ein Scharfschütze, ein Krokodilmann, ein Feuerkünstler, eine Hexe und weitere Schwerverbrecher werden mit C4-Implantaten gefügig und einsatzbereit gemacht. Unterstellt wird der kaum kontrollierbare Haufen dem Kriegshelden Rick Flag, und der muss bald feststellen, dass die grösste Bedrohung aus den eigenen Reihen droht …

 

Nach «Man of Steel» und «Batman V Superman» ist «Suicide Squad» die nächste Ausdehnung des filmischen Detective Comics-Universums. Ungleich Marvel, die ihren Brand bereits seit 2008 erfolgreich ausbauen, hat es Warner Brothers leider viel zu eilig, eine eigene Kinofilmserie zu etablieren, weshalb «Suicide Squad» mit denselben Problemen kämpft wie zuvor «Batman V Superman». Ursprünglich auf eine Länge von drei Stunden angelegt, kürzte Warner damals das Superhelden-Duell auf zweieinhalb Stunden, weshalb sich relevante Punkte wie etwa Supermans Problem mit Batmans Selbstjustiz dem Publikum nicht erschlossen und zu schlechten Kritiken führten. Die Blu-ray-Version reichte viele Erklärungen nach, doch da war der Ruf des DC-Filmuniversums bereits geschädigt. 

 

Die Suicide Squad in voller Pracht. (© Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

 

Weil die «Suicide Squad»-Version von Regisseur David Ayer den Studiobossen zu düster war und eine lustigere Trailer-Version beim Testpublikum grosses Wohlwollen fand, beauftragte man den Trailer-Hersteller kurzerhand damit, eine zweite Version des Films zu schneiden – parallel zu Ayers Bemühungen. Jede Menge Filmmaterial fielen der Schere zum Opfer und ironischerweise war die Leinwandpräsenz von Jared Letos Joker am meisten betroffen. Leto, der während der ganzen Dreharbeiten nicht ein einziges Mal aus der Rolle fiel, gab zerknirscht zu Protokoll, es seien genug seiner Szenen entfernt worden, um daraus einen eigenständigen Joker-Film zu schneiden. 

 

Bunt, schrill, verrückt

 

Im Kino zu sehen ist nun ein Kompromiss beider Versionen, weswegen sich auch diesmal mehrere Handlungslöcher auftun und der Fluss des Films nicht selten ins Stocken gerät. Dem Spass tut dies aber nur bedingt Abbruch: Die Auftritte des Prügel-Jokers mögen kürzer ausfallen, doch sie erstrecken sich über die ganze Laufzeit und machen Appetit auf mehr. Will Smith bei der Arbeit zuzusehen macht wieder Spass, Viola Davis lässt einem das Blut in den Adern gefrieren und der als Holzpflock bekannt gewordene Jay Courtney zeigt erstmals schauspielerisches Können. Wie in den meisten Superheldenstreifen überzeugen die Bösewichte auch diesmal nicht, aber wenigstens gibt die zweite Hälfte des Finales wohliges Gruseln her. 

 

DC-Filme werden nie so glatt geschniegelt und ausbalanciert rüberkommen wie ihre Marvel-Pendants. Das liegt am engen Fahrplan, an den Machtspielchen zwischen Buchhaltung und Regie und nicht zuletzt an der Absenz einer Übervaterfigur wie Kevin Feige, der bei Marvel eisern die Fäden in der Hand hält. Diese Umstände verleihen ihnen aber gleichzeitig ihre Widerhaken, ihre Macken und Eigenheiten. Dann bekommt man Szenen wie jene von Neotenie-Göre Harley Quinn serviert, wie sie am Seil von einem Helikopter hängt und irre ins Fadenkreuz grinst. In solchen Momenten möchte man nirgendwo sonst sein. 

 

Das neueste Abenteuer aus dem DC-Universum kommt fast gänzlich ohne Superhelden aus, denn dieses Mal bestimmen allein die Bösewichte das Geschehen. 

  • Suicide Squad (USA 2016)
  • Darsteller: Will Smith, Jared Leto, Margot Robbie, Ben Affleck, Viola Davis
  • Regie und Drehbuch: David Ayer
  • Laufzeit: 123 Minuten
  • Budget: 170 Mio. US-Dollar
  • Deutschschweizer Kinostart: 18. August 2016

 

 

Mike Mateescu / Mi, 17. Aug 2016