Aussen Feind, innen Freund

Filmkritik Borg McEnroe
Bildquelle: 
Ascot Elite Entertainment AG

«Was willst du in deinem Leben erreichen?» fragt Lennart Bergelin, ehemaliger schwedischer Tennismeister, den jungen rebellischen Björn Borg. «Der Beste werden. Der Beste Tennisspieler der Welt.» antwortet Björn. Etwas mehr als 10 Jahre später hat Björn Borg sein Ziel erreicht. Er ist der beste Tennisspieler der Welt, doch der Schwede wäre just gerade lieber alles andere, ein Techniker zum Beispiel. Nach 4 Wimbledon Siegen in Folge, wird Björn wie ein Rock Superstar gefeiert. Doch wie bei einem Rockstar, wetten viele auf den baldigen Absturz, dem Ende der Siegesreihe, dem Ende des Nummer 1 Seins. Mit diesen Dämonen im Kopf, bereitet sich Björn auf das Wimbledon Tournier 1980 vor. Sein engster Rivale ist der aufstrebende 3 Jahre jüngere John McEnroe aus den Vereinigten Staaten.

 

Handshake zwischen Rivalen. (© Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.)

 

Ihre Unterschiede im Spiel und Verhalten könnten nicht grösser sein. «Ice Borg trifft auf feurigen McEnroe» heisst es in allen Medien. Beide Spieler werden immer im Vergleich zum jeweils anderen portraitiert und analysiert. Dass diese gegenseitigen Antidoten sich in Wahrheit viel ähnlicher sind als der erste Blick vermuten lässt, zeigt Janus Metz‘ einfühlsamer Film. Das Werk lüftet den Vorhang und präsentiert wie beide Figuren - trotz unterschiedlicher familiärer Prädestinationen -  im selben inneren Konflikt landen. So gesehen schafft Metz das Unglaubliche: «Borg McEnroe» ist eine spannende Sozialstudie, ein Psychothriller in manchen Augenblicken und ein dynamischer Sportstreifen, der die Zuschauer ebenso stark fesselt wie der historische Match von dazumal. Getragen wird der Film neben dem exzellenten Drehbuch von Ronnie Sandahl von den beiden Hauptdarstellern Sverrir Gudnason und Shia LeBeouf. Obwohl beide relativ wenig gemeinsame On-Screen Momente erleben, beschwören sie eine glaubwürdige und berührende Bromance, die im wahren Leben immer noch anhält. Sowohl bei den Darstellern, wie auch bei den Sportlern selbst. Oder wie Oscar Wilde zu sagen pflegte «Life imitates art far more, then art imitates life».

 

Sportfilme könne mehr als Geschichte wiederholen. Sie können Geschichte neu erzählen. So passiert in diesem wunderbaren schwedischen Meisterwerk.

 

  • Borg/McEnroe (SWE 2017)  
  • Regie: Janus Metz 
  • Darsteller: Shia LaBeouf, Sverrir Gudnason, Stellan Skarsgard, Tuva Novotny, David Bamber, Jane Perry
  • Laufzeit: 100 Minuten
  • Kinostart: 12. Oktober 2017

 

Tanja Lipak / Sa, 14. Okt 2017