So wie wir waren

Moviekritik: The Company you keep
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Im Verleih von Ascot Elite

«Your girl is lovely, Hubbell». Das waren Barbara Streisands finale Worte als politisch engagierte Katie an ihren verdutzten Establishment-Sonnyboy Hubbell -  gespielt von Robert Redford - als sie seine neue charakterlose Ehefrau in «The Way we were» erblickt. 40 Jahre später spielt Redford einen erfolgreichen Anwalt, dessen Liebesaffäre mit einer radikalen Aktivistin seine Gegenwart zu zerstören vermag. Um eine Fortsetzung des Sidney Pollack Klassikers handelt es sich bei «The Company you keep» zwar nicht, aber Redford versucht in seiner jüngsten Regiearbeit deutlich zu seinen sozialpolitischen Wurzeln zurückzukehren.

 

 Bild 1: Politische Freiheitskämpferin oder brutale Mörderin? / Bild 2: Der junge Reporter folgt einer heissen Spur.

 

In den 70er Jahren sorgte eine Gruppierung von militanten Friedenskämpfer, genannt «Weathermen“, für grosse Unruhen und einen toten Sicherheitsbeamten. Die Schuldigen wurden bis heute nicht gefasst. Oder besser gesagt, nicht alle Schuldigen. Als Hausfrau Sharon Solarz (Susan Sarandon, «Thelma & Louise», «Little Women») vom FBI als ehemalige Radikale entlarvt und verhaftet wird, beginnt eine Hetzjagd auf ihre ehemaligen Kollegen und Kolleginnen. Inmitten dieses Strudels wittert der junge Journalist Ben Shepard (Shia LaBeouf, «Transformers»-Reihe, «Wall Street 2») seine grosse Chance. Mit viel Charme und Charisma ausgestattet, schafft er es bei seiner ehemaligen Affäre Diana (Anna Kendrick, «Twilight»-Reihe, «50/50») wichtige Informationen des FBI abzufangen und landet dadurch über kleinere Umwege beim renovierten Anwalt Jim Grant (Robert Redford). Dieser ist von Bens enthüllendem Talent ganz und gar nicht amüsiert und sucht mit seiner jungen Tochter bald schon das Weite. Doch was hat Grant zu verbergen und wohin, oder besser gesagt, zu wem, möchte er flüchten?

 

 

Bild 1: Das FBI bittet Shepard um Hilfe. Bild 2: Der ewige Sunnyboy: Robert Redford.

 

Selten gab es ein derartiges Staraufgebot zu begutachten wie bei «The Company you keep». Das «Who is who» (Redford, Sarandon, Julie Christie, Nick Nolte, Brendan Gleeson, Chris Cooper, Richard Jenkins, Sam Elliot) des etablierten Kinos trifft auf die jungen Wilden (LaBeouf, Kendrick, Britt Marling, Stanley Tucci, Terrence Howard). Ein Fest für die Augen, denkt man sich. Oder wünscht es sich. Denn obwohl das aktuelle Thema (man denke an den arabischen Frühling, die Occupy-Bewegung) und die Schauspielgarde Grund genug sein dürften, sich diesen Thriller anzusehen, schafft der Film es nicht durchgehend zu überzeugen. Sicher liefert Nick Nolte als alter Grant-Studienkolleg für unvergessliche Lines («We all died, but some of us came back»), bei denen es schwer wird ein ironisches Lächeln zu unterdrücken. Viele der Schauspieler glänzen aber nur in sehr kleinen Auftritten. So ist der verbale Schlagabtausch zwischen Sarandon und LaBeouf über den Einsatz von Gewalt zur Erreichung von politischen Zielen die Creme de la Creme von gutem Schauspiel, aber solche Momente werden nicht allen Darstellern gegönnt. Besonders aus Kendrick, Tucci und Jenkins hätte Redford mehr rausholen sollen, auch wenn die Geschichte auf einen Roman von Neil Gordon basiert und die Charaktere dadurch über einen prädestinierten kurzen Handlungsraum verfügen. LaBeouf gefällt generell in der Rolle als anstrebender Investigativ-Reporter, auch wenn er stark jenen Typ Mann darzustellen versucht, den Joseph Gordon-Levitt mühelos verkörpert. Letztere wäre deshalb wohl auch die bessere Wahl gewesen, nicht zuletzt, weil er fester Bestandteil des von Redford gegründetem Indie-Film-Festivals Sundance ist, und dem Film genau jenen entscheidenden Indie-Touch geben würde, der dem Streifen fehlt. So bleibt die einzige Überraschung des Kinobesuchs, wie stark sich der Indie-König Redford bei seiner eigenen Regiearbeit in den Wirren des Mainstreams verfangen hat. Schade. So bleibt nichts weiter zu sagen ausser: «Your movie is lovely, Hubbell».

 

  • Regie: Robert Redford
  • Buch: Neil Gordon
  • Drehbuch: Lem Dobbs
  • Besetzung: Robert Redford, Shia LaBeouf, Susan Sarandon, Nick Nolte, Anna Kendrick, Terrence Howard
  • Laufzeit: 125 Minuten
  • Ab 25. Juli im Kino

 

Tanja Lipak / Do, 25. Jul 2013