Ein ruhiges, anständiges Konzert

Konzertkritik: Heidi Happy im Kaufleuten
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www.heidihappy.ch / © Herbert Zimmermann

Das Innere des Kaufleuten sieht heute Abend irgendwie anders aus. Klappstühle in Reih und Glied, Herrschaften jenseits der zwanzig und der ein oder andere Anzugträger. Der Einfluss des Zürcher Kammerorchesters ist definitiv nicht zu übersehen. Doch gemäss der Dame des Abends ist dies voll und ganz beabsichtigt, schliesslich hat Heidi Happy ihre beiden letzten Alben konzipiert, um von einem Orchester begleitet werden zu können.

So beginnt das Konzert ruhig und anständig. Zuerst begeben sich die Geiger, Cellisten und Pianisten auf die Bühne, danach schlängelt sich Heidi Happy alias Priska Zemp zwischen ihnen durch und nimmt ihren Platz in der Mitte der Bühne ein. Die Performance gibt ein seltsam harmonisches Bild ab. Obwohl Frau Happy eine zarte, mit ihrem schulterfreien, schwarzen Kleid noch zarter wirkende Person ist, sieht sie zwischen den vielen Musikern nicht verloren aus, sondern an ihrem Platz genau richtig.

Die ersten paar Darbietungen erfreuen dann auch vorallem das klassisch-interessierte Publikum. Feine Lieder, wie «Sarah», und «On The Hills» schweben in den so gesitteten Zuschauerraum des Kaufleuten-Saals.

Nach der Pause (ja, es gab eine Pause!), zeigt sich Heidi Happy sehr viel redefreudiger und musikalisch etwas flotter unterwegs. Zum Song «Caramel» erzählt sie, dass dieses Lied nur zustande kam, weil sie von Kanada nicht in die USA einreisen durfte. Am Zoll abgewiesen, hatte die Sängerin und ihre Musiker Zeit diesem Umstand ein paar musikalische Zeilen zu widmen. Ähnlich bei «I’m Over You». Die Luzernerin hatte die Absicht ein Stück über eine Liebe, die definitiv vorbei ist, zu schreiben. Während dem Komponieren fiel ihr auf, dass das nicht ganz stimmte und sie «noch nicht darüber hinweg», noch nicht «over“ die Geschichte ist.

Das fulminante Ende stellte «Du Da, Ich Da» dar, bei dem alle auf der Bühne noch einmal richtig Gas geben und Geiger, Gitarristen und Schlagzeuger gleichermassen ihre Instrumente bearbeiten. Noch eine kurze, improvisierte Zugabe, dann ist fertig. Die Lichter gehen an, die Menschen legen ihre Mäntel schön gefaltet über ihren Arm und verlassen ruhig und gesittet den Saal des Zürcher Kaufleuten.
 

Kathrin Fink / Mo, 03. Dez 2012