The Weyers: Es sind 10% Inspiration und 90% Transpiration.

Interview mit The Weyers
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© Marion Ruhm

Unter dem Namen The Weyers sind die Brüder Luke und Adrian Weyermann schon seit vielen Jahren nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den Nachbarländern bekannt. Kurz vor ihrem Auftritt als Vorband beim Konzert von Staubkind in Pratteln traf Bäckstage die beiden sympathischen Musiker zu einem kurzen Interview. Dabei haben die Brüder über Schreibprozesse, die ersten Instrumente, die sie spielten, und über Unterschiede beim Publikum gesprochen. Zudem haben sie uns verraten, was es mit dem Band-Logo auf sich hat und exklusiv erste News zum neuen Album gegeben. 

 

Ich fall gleich mit der Tür ins Haus - ihr habt 2014 ein Album veröffentlicht und zuletzt 2015 eine EP. Ist was Neues am Start, können sich die Fans bald freuen?

 

Ja, wir sind gerade mit den Aufnahmen fertig geworden. Es hat dieses Mal lange gedauert. Wir haben fast ein Jahr daran gearbeitet. Nach der großen Europa-Tour im letzten März haben wir uns dann richtig hinter das Schreiben begeben. Schlussendlich war das dann doch ein Prozess über 9 Monate. Seit Januar ist alles im Kasten, und jetzt wird es gerade fertig abgemischt. Wenn alles wie geplant verläuft, sollte das neue Album Ende Juli erscheinen. Den Namen dürfen wir aber noch nicht verraten. Aber so viel können wir sagen: Es ist ein Album, bei dem wir uns weit geöffnet haben.

 

Also eher eine neue Richtung?

Für uns ja, wir haben alles zugelassen, was uns in den Sinn kam. Es ist auf alle Fälle ein bunteres Album als die beiden vorherigen.

 

Wird es zum neuen Album auch eine Tour geben? 

Ja, wir werden im Herbst, wenn das Album heraus ist, auf Tour sein. Im Sommer wird es nur einige wenige Festivals geben. Was, wo, wie wird in den nächsten Monaten rauskommen.

 

Wird es vorab eine Single-Veröffentlichung geben?

Ja das wird es, voraussichtlich Mitte Juni. Zur Single wird’s dann auch ein Video geben.

 

Da ist der Name auch nicht definiert? 

Nein, ist er nicht, (allgemeines Lachen) das wird aber alles so in den nächsten Wochen tröpfchenweise rauskommen, so Ende Mai sollte alles für die Ankündigungen fertig sein. Bis dahin wissen wir auch wie es bei den Daten aussieht. Bisher haben wir uns mit den Infos bedeckt gehalten, ihr seid die Ersten, die Infos bekommen, aber genaueres können wir noch nicht sagen.

 

 

Zürcher Publikum ist doch eher reserviert. Mehr Richtung Berge sind die Leute etwas lockerer drauf. Man merkt schon einen Riesenunterschied, auch in Deutschland. Berlin und Zürich sind extrem vergleichbar, vor allem von der Reserviertheit her.

 

 

Wie ist das, wenn ihr Songs schreibt? Das kann man doch sicherlich nicht einfach programmieren, oder setzt man sich wirklich hin und sagt sich «so heute gibt’s ein neues Lied»?

 

Kann man schon und müsste man eigentlich auch, aber ob der Song dann gut ist, ist die andere Frage. Das ist ein Teil vom Prozess, wo man sich sagt, «jetzt kommt das und nichts anderes».  Man schaut dann, was passiert und gelegentlich entstehen Sachen, die man nicht erwartet. Und manchmal versucht man an etwas herumzudoktern, weil man meint, das sei jetzt genau der große Wurf, und muss dann merken, dass es das doch nicht ist. Es gibt einen simplen Spruch: «10% Inspiration und 90% …». Wie heisst das, wenn man schwitzt?

 

Transpiration?

Genau Transpiration! Also «10% Inspiration und 90% Transpiration», der kurze Moment der Inspiration und danach meist sehr viel schweisstreibende Arbeit, die dahintersteckt, bis man einen Song so arrangiert hat, wie man ihn möchte. Den ersten Funken kannst du aber nicht beeinflussen. Man muss dann einfach dranbleiben. Wir arbeiten auch auf verschiedene Arten.

 

Die wären? 

Die Frage ist, woher der Song kommt. Ist es eine Idee, die um den Inhalt geht, um eine Story, auf welcher die Musik aufgebaut wird. Oder dass wir zum Beispiel über etwas im Proberaum geredet haben, oder Adi eine Idee von einem Riff hat, oder wir machen eine Session. Das sind so die verschiedenen Techniken, die man anwenden kann, wenn man merkt, es kommt nichts, wenn man sich einfach hinsetzt. Tatsache ist, dass man oft gar nicht dazu kommt, Songs zu schreiben. Weil es manchmal Monate lang keine Zeit dafür gibt, weil man in anderen Teilen des Prozess` steht. Weil man am Touren ist und den Kopf gar nicht frei hat. Deswegen ist es gut, immer wieder diese Pausen einzubauen. Wenn man dann Zeit hat, kommt oft viel auf einmal.

 

Also nicht nachts nach einem Konzert im Hotelzimmer sitzen und Songs schreiben?

 

Nein. Aber vielleicht erlebst du im Hotelzimmer nach dem Konzert, oder vorher oder während, oder auf dem Weg zum Konzert etwas, das du dann mitnimmst. Das kann sich dann wieder freispielen, wenn du diese freien Phasen hast und du die Inspiration aufnehmen kannst. Wenn man auch lange genug gewartet hat und man wieder darauf brennt, etwas sagen zu können und zu schreiben. Dann kommt eher etwas Gutes dabei raus, als wenn man versucht, da etwas zu erzwingen. So besteht weniger die Gefahr, dass man sich ausbrennt.  

Also beides, müssen und wollen?

Bei dem neuen Album war es ein wenig von beidem. Wir hatten ja eine Art Deadline. Wir wussten, dann wollen wir aufnehmen, also müssen wir bis dahin alles haben. Wir haben aber in Portionen aufgenommen. Die Aufnahmen wurden in Berlin gemacht. Wir sind dahin, haben etwas aufgenommen, waren dazwischen circa 2 Monate zuhause, haben noch einmal geschrieben und sind dann ein weiteres Mal hoch. Das war ein super Prozess.

 

 

Bilder: © Lisa Stettler

 

Ihr seid mit Schlagzeug und Gitarre unterwegs, wenn ich das richtig verstanden hab, war die Verteilung der Instrumente anfangs aber andersrum?

Also gaaaanz am Anfang, stimmt. Als wir angefangen haben, Musik zu machen, war es andersrum. Das waren Ukulele und Bongo, sozusagen. Bongos ergänzt mit Blechbüchsen. Das war dann so eine Perkussion, die hatte Adi damals im zarten Alter von fünf oder sechs Jahren gemacht. Dann dachte Luke, «okay, spiele ich halt das mit ihm, wenn der Kleine nichts von Autos wissen will». In der Schule hatten wir dann Ukulele-Unterricht. Alle Kinder, also die gesamte Klasse, musste sich eine Ukulele kaufen. War viel lässiger als Blockflöte.

 

Normal ist ja Blockflöte Standard.

Genau, das muss man der Klassenlehrerin, Fräulein Nussbaum, zugute halten. Als ich (Luke) dann das Schlagzeug gekauft hatte, fand ich «Du hast das gekauft, also spiel ich auch drauf».

 

Spielt ihr noch weitere Instrumente? 

Adi spielt noch Klavier

 

Zum Komponieren auch wichtig?

Ja, es ist super. Wir haben sogar auf dem neuen Album ein Stück mit Klavier. Wir wissen allerdings noch nicht, wie wir das dann Live umsetzen wollen.

 

Aber immerhin wäre es schon mal auf dem Album vorhanden.

Genau!

 

Jetzt wart ihr ja, wie vorhin erwähnt, auf Europa-Tour. 

Ja, im März mit der australischen Band  Tracer und im November vorher mit der amerikanisch-englischen Band Blackstar Riders.

 

Merkt man einen Unterschied, in welchem Land man gerade spielt? Was man für ein Publikum vor sich hat?

 

Total. Es hängt halt von verschiedenen Faktoren ab. Man kriegt auf so einer Tour viel mit, verschiedene Länder und verschiedene Gegebenheiten in den Ländern. An einem Ort ist kaum Geld vorhanden, um die Musikanlagen zu präsentieren, an einem Ort fast kaputte Musikanlagen, kaum zu essen, ein Riesenchaos, aber die Leute lieben es. Am anderen Ort ist alles total organisiert, aber die Leute stehen nur so da und trauen sich nicht, sich zu freuen. Man erlebt soviel verschiedenes, es kann allein schon in einem Land komplett variieren. Im Laufe der Jahre, wenn man immer mal wieder in die gleichen Städte kommt, wie jetzt zum Beispiel nach Zürich, im Vergleich zu anderen Schweizer Städten, merkt man schon wie das Publikum schon ganz anders ist. Zürcher Publikum ist doch eher reserviert. Mehr Richtung Berge sind die Leute etwas lockerer drauf. Man merkt schon einen Riesenunterschied, auch in Deutschland. Berlin und Zürich sind extrem vergleichbar, vor allem von der Reserviertheit her. Ist noch lustig, weil danach kommen meistens ganz viele vorbei und sagen es sei super gewesen, aber das wird nicht so gezeigt, weil man wohl zu cool ist für diese Welt.

Naja, ich flippe auch nicht aus an den Konzerten … ausser an den eigenen.

 

 

Wir haben uns aber sehr darüber gefreut. Da das Symbol ein simples Zeichen ist, zu zeigen, dass es bei uns um Musik geht.

 

 

Noch eine letzte Frage. Ihr habt ein recht außergewöhnliches Bandlogo. Wie seid ihr drauf gekommen und welche Bedeutung hat es?

Der Player? Wir wollten etwas, das wie ein Logo aussieht, etwas Freches, da passte The Weyers total gut rein, unter dem Bandnamen stand ursprünglich der Titel vom Album (Anm. Bäckstage das erste Album «Within»). Danach war es da etwas leer und es stellte sich die Frage, was reinpasst. Die Grafikerin hat sich also Gedanken gemacht und kam mit der Idee mit den Player-Symbolen. Es zeigt am besten, dass The Weyers was zum Anhören ist und kein Ketchup oder Nüsschen.

 

Also ist es aus einem Lückenfüllerproblem entstanden? 

Ja, wir haben uns aber sehr darüber gefreut. Da es ein simples Zeichen ist, zu zeigen, dass es bei uns um Musik geht.

 

Und die Symbole kennt jeder. 

Genau, und wir sind ja alle noch Kassettenkinder, sogar unsere ersten Aufnahmen haben wir  noch auf Kassetten aufgenommen. 

Super, dann vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt.

 

The Weyers - Music Leaking From The Studio

   

Nächste Gelegenheit, The Weyers live zu erleben, ist am 15. Juli in Bern, am Gartenfestival das Cafe Kairo.

Alle Infos zu The Weyers gibt es auf der Band-Website

 

Lisa Gosteli / Sa, 22. Apr 2017