Sobald ich auf die Bühne springe, passiert eine Umwandlung

Interview mit Sebalter
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Sebalter hat 2014 die Schweiz am Eurovision Songcontest vertreten und das beste Resultat seit zehn Jahren ersungen. Aktuell ist der sympathische Künstler auf Promotour und macht auf sein Debütalbum aufmerksam. Wir erwischten den Tessiner im Auto und telefoniertem mit ihm. 

 

Du machst schon fast dein ganzes Leben Musik. Was bedeutet Musik für dich?

 

Musik ist für mich eine Art, Gefühle auszudrücken und zu beschreiben. Quasi die Übersetzung von Gefühlen in Melodie.  

Du bist als Musiker auch mit bekannten Bands auf der Bühne gestanden. Wie ist es für dich, jetzt plötzlich alleine im Mittelpunkt zu stehen?

 

Einerseits ist es schwieriger, aber andererseits ist es auch befriedigender. Ich bin jetzt der Einzige, der die Verantwortung trägt und natürlich gibt es in solchen Situationen immer Vor- und Nachteile, aber im Vordergrund steht die Musik, die ich machen will. Anders als früher bin ich jetzt völlig frei und treffe alle Entscheidungen über die Musik. Wenn man in einer Band ist, teilt man zwar das Risiko, aber man muss auch Kompromisse eingehen. 

Soeben ist dein Debüt erschienen. Wie lange hast du daran gearbeitet?

 

Die Kompositionen sind Lieder, die ich in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren geschrieben habe. Es sind also nicht alle Lieder nach dem Eurovision Songcontest entstanden. Was die Aufnahmen und die Bearbeitung der Arrangements angeht, so habe ich damit im Juni angefangen und es dauerte bis November.  

Wie hast du entschieden, welche Songs auf das Album kommen?

 

Ich habe die Songs gewählt, die mir wichtig waren. Es sind Songs, die meist einen bestimmten Moment oder eine Situation im Leben beschreiben.  

Die Titel der Songs auf der Platte klingen nachdenklich und melancholisch, die Songs sind aber musikalisch alle positiv. Ist dieses Gegenspiel Absicht? 

Ich habe schon bewusst verschiedene Stimmungen auf dem Album. Es sind Happy-Songs dabei, aber auch melancholische. Es ist aber so, dass ich ein positiver Mensch bin und deswegen haben auch die melancholischen Lieder am Schluss immer eine Steigerung und sie werden positiv. 

Das Album klingt sehr vielseitig. Wo holst du dir die Ideen? Von welcher Musik lässt du dich beeinflussen?

 

Meine Einflüsse sind sehr vielseitig und vielleicht klingt das Album deshalb auch so. Durch die Geige, die ich spiele, hat die klassische Musik einen grossen Einfluss auf mich. Aber ich bin durch meine Eltern mit Künstlern wie Cat Stevens, Bob Dylan oder Donovan aufgewachsen, weil meine Eltern eben diese Musik hören. Als Teenager habe ich dann viel Rock und Pop-Rock gehört und dann habe ich die irische Musik entdeckt. Deswegen sind auf der Platte verschiedene Elemente, die sich irgendwie spontan ergeben haben und zu dem wurden, was heute meine Musik ist.  

Wie machst du das mit dem Pfeifen bei «Hunter of Star», wenn du live spielst? Funktioniert das auch, wenn du aufgeregt bist?

 

Es geht. Aber je nervöser ich bin, desto schwieriger ist es. Vor ein paar Wochen hatte ich einen Auftritt im Freien. Also im Dezember. Dadurch waren die Lippen eiskalt und bei diesem Auftritt war es nochmals deutlich schwieriger. Ich muss sagen, dass Entspannung und sommerliche Temperaturen beim Pfeifen sehr helfen.  

Hast du Lampenfieber?

Jaja, normalerweise schon. Vor allem ganz kurz vor dem Auftritt. Aber sobald ich auf die Bühne springe, passiert eine Umwandlung und ich bin nicht mehr nervös. 

Gibt es eigentlich ein Ritual oder so, das du machst, bevor du auf die Bühne gehst?

Jein. Für grosse und wichtige Show, wie zum Beispiel beim Eurovision Songcontest, kann es das geben. Dort haben wir vor dem Konzert spontan einen Kreis gebildet, uns angeschaut und das Lied zusammen nochmals akustisch gespielt.  

Was hast du nach dem Eurovision Song Contest für Reaktionen bekommen?

 

Ich habe sehr viele positive Reaktionen gehabt. Viele haben mir gratuliert. Interessant war, dass das Lied auch im Rest von Europa sehr erfolgreich war. Es war zum Beispiel in England und Irland oder Deutschland in den Charts und das war für mich super positiv und hat mich weiter motiviert, intensiver an der CD zu arbeiten.  

Wie steht es mit deinem Job als Anwalt. Musstest du den Job inzwischen aufgeben?

 

Ich arbeite noch zu 50% als Jurist. Das ist etwas, was mir sehr gefällt. Ich liebe das Gleichgewicht zwischen der Arbeit als Jurist und der Musik, denn es sind zwei verschiedene Welten. Die Welt der Emotion und die Welt der Rationalität, aber beide sind sehr wichtig für mich. 

Ich habe irgendwo gelesen, dass du ein Fan von TV-Serien bist. Was schaust du aktuell für Serien?

Im Moment habe ich grad «Sons Of Anarchy» fertig geschaut und musste am Schluss fast weinen, weil man die Schauspieler über sieben Staffeln hinweg wie Freunde sieht. Ich mag «The Walking Dead», aber das geht erst im Februar weiter. Dann schaue ich «Game of Thrones», «House of Cards». Da freue ich mich sehr auf die dritte Staffel. Und «Vikings» schaue ich auch. Das sind im Moment die Serien, die mich beschäftigen.  

Was kommt als Nächstes? Gehst du auf Tour?

Wir sind grad dabei, den Sommer zu planen. Erste Konzerte im Tessin sind gebucht, aber der Rest wird jetzt erst langsam entstehen. 

 Sebalter - «Hunter of Stars»

 

Mehr Infos zu Sebalter gibt es auf seiner Website.  

Patrick Holenstein / Mo, 19. Jan 2015