Wer in den 90ern gross wurde, kam nicht um die Backstreet Boys herum. Entweder man liebte die Boyband oder hasste sie. Jene, die in die erste Kategorie einzuordnen sind, reisten letzten Donnerstag ins Hallenstadion, um die um 2 Jahre verschobene Show endlich zu bestaunen. Und wie erwartet, bestand das Publikum zu gut 80% aus weiblichen Gästen, die das Stadion prall füllten. Die Ekstase war Minuten vor Beginn des Hauptkonzertes deutlich spürbar. Immer wieder setzte ein fanatisches Gekreische ein. Auf grossen Bildschirmen lief Dauerwerbung. Egal, ob das neue Backstreet Boys Weihnachtsalbum, oder der Backstreet Boys Nagellack, was verkauft werden kann, wird vermarktet.

Um 21 Uhr, schön schweizerisch pünktlich, startete das Spektakel. Mittels grosser Bildschirmübertragung wurden die bekanntesten Songtitel eingeblendet, gefolgt von einer Bildmontage der Bandmitglieder, welche sehr an die Präsentation der Tribute in «Hunger Games» erinnerte. Mit «Everyone» hüpften schliesslich die mittlerweile Mitvierziger auf die Bühne. Wenn alle schön synchron gemeinsam ihre Tanzschritte vorführten, wirkte es schon ein wenig gespenstisch. Gerne mochte man sich einen grossen unsichtbaren Marionettenspieler vorstellen, der alles kontrolliert. Die Moves haben sie noch drauf, laufen aber im Vergleich zu früher auch gerne auf der Bühne herum. Platz haben sie zu fünft genug. Eine musikalische Band suchte man vergebens.

Die Bandmitglieder sind inzwischen allesamt liebevolle Familienväter geworden. Dies jedenfalls implizierte das gross projizierte Video zu ihrem neuen Song, welches die im Saal herumhüpfende Band begleitete. Da auch viele Fans mittlerweile Kinder haben und diese mitbrachten, wurde die Sexyness sehr sparsam eingesetzt. In einer Songpause zogen sich A.J. und Kevin auf der Bühne um, versteckt hinter halben Kabinen. Ihre Boxershorts warfen sie den ein wenig verdutzen Fans zu. Minuten später wurde DJ Bobo als Special Guest auf der Bühne begrüsst. Mit ihm gingen die Herren vor 29 Jahren als Vorband auf Tour. Man habe sich nie aus den Augen verloren, wird betont.

Nach über 30 Songs aus der bald schon 30-jährigern Karriere schlossen die Backstreet Boys ihre Show mit «Larger Than Life» ab. Die Fans kreischten. Ihre Erwartungen wurden erfüllt. Noch einmal wie ein Teenie herumschreien, mitsingen, Alkohol herunterschlingen. Die zufriedenen Fans verliessen singend das Hallenstadion. Sogar im mit BSB-Fans gefüllten Zug von Zürich nach Bern sangen sie ihre Lieblingshits. Ja, mit Nostalgie lässt sich ein gutes Business machen.

Die Backstreet Boys haben sich musikalisch nicht gross weiterentwickelt. Dies sehr zur Freude ihrer treuen Fans.