Nach der Reise im Atlantico - Mengonis Comeback im Volkshaus

Konzertkritik: Marco Mengoni in Zürich
Bildquelle: 
Bäckstage / © Alessia Munoz

Seit dem Jahr 2009 veröffentlichte Marco Mengoni beinahe jährlich eine neue EP oder sogar ein neues Album. Dann machte er Pause. Zwei Jahre reiste der 31-jährige Italiener quer durch die Welt.Dies kann man auf seinem neuen Album «Atlantico», welches letztes Jahr erschienen ist, gut raus hören. Mit dem Song «Casa Azul» deutet er auf das Leben der mexikanischen Revolutionärin Frida Khalo hin. Beim Lied «Muhammed Ali», vermittelt der junge Sänger seinen Fans, dass wir alle stark sein können, wie der weltberühmte US-Amerikanische Boxer Muhammed Ali. Aber Marco Mengoni hat nicht nur ein neues Album veröffentlicht, er geht auch auf Tour. Der Gewinner der dritten Staffel von «X Factor Italia» ist zurück in Zürich.

 

Mit der ersten Single «Voglio» aus dem Album «Atlantico» eröffnete Mengoni das Konzert im Volkshaus Zürich. Beige Hose, beiges Shirt und ein offenes, beiges Hemd. So sah sein Outfit am 10. April in Zürich aus. Es war zwar eintönig, stand ihm aber gut und hatte etwas Cooles. Nicht jeder kann ein Ton in Ton-Outfit tragen und dabei gut aussehen. Marco schon.

 

Direkt nach dem ersten Song sprach der Mann mit den dunklen Augen zum Publikum: «How many Italians are here?» Fast alle aus dem Publikum kreischten und hoben die Hände. «And how many Swiss people?» Bei dieser Frage kreischten weniger Fans. Mengonis Fans in Zürich sind also hauptsächlich Italiener oder Leute mit italienischen Wurzeln.

 

Fotos: Bäckstage / © Alessia Munoz (alessiamunoz.wixsite.com/photography)

 

Im Jahr 2009 gewann der damals 21-jährige wie bereits erwähnt, den ersten Platz bei «X Factor». Besonders gelobt wurde er wegen seiner grossartigen Stimme, aber auch wegen seiner speziellen und eigenen Interpretationen von gecoverten Songs. Die Erwartungen im Volkshaus Zürich waren also gross.

 

Vom Song «Voglio» machte Mengoni einen grossen Sprung zurück ins Jahr 2013. In das Jahr zurück als der Song, der 110 Wochen auf Platz eins der Italienischen Charts stand, geschrieben wurde. Er sang «Prontoacorrere». Es wurde gehüpft, getanzt, gesungen. Die Stimme von Mengoni zeigte sich stark und erreichte jeden Ton. Hoch, tief, schrill, doch die Power blieb aus. Durch die Akustik, die die Instrumente lauter klingen liessen und Mengonis Stimme in den Hintergrund drängten, verlor der Song an Kraft.

 

Wer Marco Mengoni verfolgt und seine Lieder kennt, weiss, dass er leidenschaftlich ist oder zumindest leidenschaftlich singt. «Sai che» war einer der emotionalsten Songs, den Mengoni gesungen hatte. Und auch diesen performte der junge Schönling exakt wie auf Band. Vielleicht war es die Genauigkeit oder wie bei den anderen Songs die Akustik. Die Emotionen hatten wenig Platz. Mengonis Stimme traf jeden Ton und die Band spielte den richtigen Sound, doch die Gefühle verschwanden in der Perfektion. Das Publikum, das jeden Text mitsang und mitfühlte, ignorierte die ungünstige Akustik und konzentrierte sich voll und ganz auf Mengoni. Der sympathische Mann im sandigen Outfit hat viel gelacht und die Frauen und Männer im Volkshaus mit seinem Rehblick verzaubert.

 

Beim Song «L’essenziale» setzte sich der Sänger an den Bühnenrand und schaute einzelnen Personen aus dem Publikum direkt in die Augen. Danach verschwand er. Kurz und bündig. Nach eineinhalb Stunden verliessen Mengoni und seine Bandmitglieder, die er alle einzeln vorstellte, die Bühne des Volkshaus Zürich. Doch da fehlte dieser eine Song. Das Feature mit dem britischen Singer/Songwriter Tom Walker: «Hola». Den Song performte Mengoni für seine Fans als Zugabe. Aber danach war dann wirklich Schluss. Mit beigen Hosen, beigem Shirt und einem beigen, offenen Hemd stand Mengoni am 10. April auf der Bühne des Zürcher Volkshauses. Er sah cool aus und schenkte seinen Fans eineinhalbstunden Mengoni live.

 

Ich habe Mengoni nicht das erste Mal live gesehen. Was mir immer besonders gut gefallen hat, war seine Spontanität und die wilde Performance. Bei jedem Mal schenkte Mengoni seinen Fans Hühnerhautmomente. Doch dieses Mal fehlten solche Momente. Vielleicht ein schlechter Tag, vielleicht eine schlechte Location, ich bleibe trotzdem Mengoni-Fan.

 

Valeria Piediscalzi / Sa, 13. Apr 2019