Michael Patrick Kelly und das Selfie ohne Handy

Konzertkritik: Michael Patrick Kelly
Bildquelle: 
Bäckstage / © Sandra Rohrer

Michael Patrick Kelly ist ein Name, der vielen der Besuchern wohl bekannt vorkommt, weil er als Paddy mit der Kelly Family europaweit Geschichte geschrieben hat. 

 

Die Mehrheit des Publikums im ausverkauften Volkshaus bestand aus Frauen, die  äusserst singfreudig waren. Ob die Bestuhlung da nötig gewesen wäre, sei mal dahingestellt. Aber es dürfe sich vielleicht um einen Sicherheitsaspekt gehandelt haben und einige im Publikum waren bestimmt froh darüber. Bei einem Konzert, das 2,5 Stunden dauert, ist es eine gute Möglichkeit, um sich zwischendurch zu erholen. Trotzdem wurden die Sitzplätze eigentlich nie gebraucht. 

 

In der ersten Hälfte des Konzerts war Michael Patrick sehr gesprächig, erzählte viel von seiner Kindheit und der Zeit bei «Sing meinen Song» und verlängerte so das Konzert mit viel Gerede etwas zu sehr. Zwischendurch schlich sich der Gedanke ein: «Junge, sing mal und rede nicht soviel.»

 

Natürlich sang er dann trotzdem noch in der ersten Hälfte und überraschte mit einem Schweizer Klassiker: «I schänke dir mis Härz» - wobei er nicht wirklich textsicher war. Aber egal. Die vielen singfreudigen Frauen halfen ihm gerne durch den Text.

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Irgendwann wurde es Paddy dann zu heiss und er erfrischte  sich wie ein Rebell. Er spritzte ein bisschen mit Wasser rum und liess eine Wasserfontäne aus seinem Mund sprudeln. Kam gut an bei den Frauen in der ersten Reihe.

 

Wenn er dann aber sang, gelang es ihm, eine gute Botschaft vermitteln, wie jene bei «Requiem». Den Song «Requiem» widmete er der erst kürzlich verstorbenen Cranberries-Sängerin Dolores O’Riordan und damit eroberte er wieder einige Herzen. Der Song war gleichzeitg allen verstorbenen Sängerinnen und Sängern gewidmet. Über die Bildschirme im Hintergrund flackerten dazu die jeweiligen Konterfeis von Leuten wie Chris Cornell, Chester Bennington, Aaliyah oder Amy Winehouse. Gegen Ende des Songs flackerten zusätzlich die Namen auf, weil wohl nicht jeder die Gesichter kannte. Bei einem Gitarrensolo, wie es Jimi Hendrix noch heute spielen würde, endet der Song und das Video mit dem Gesicht von Dolores.

 

Danach war 20 Minuten Pause.

 

Im zweiten Teil überzeugte Michael Patrick dann mehr. Es gab viel zu lachen,  beispielsweise weil ein weiblicher Fan ein Selfie mit ihm wollte. Im Gegenzug bekam Michael Patrick ein Bier offeriert und der Mann, des Fans durfte das Bier holen. Das Lustige dabei war, dass die gute Frau gar kein Handy dabei hatte. Also musste das Selfie ein anderer Fan machen. 

 

Beim Song «Higher Love» sass er dann mal am Klavier und die Mädels haben ihre Stühle benutzt, damit sie sich nach dem langen Stehen kurz ausruhen konnten und weil der Song langsam war. Ein  Highlight makerierte der Song «Friends R Family». Er traf direkt unter die Haut. Weil wohl jeder manchmal froh ist, dass er seine eigenen Freunde wählen kann. Und darum geht es in diesem Song. Dass Freunde manchmal die bessere Familie sein können.  

 

«Flüsterton» 

 

Die Schweiz sei eine Vielfalt in einer Einheit, weil so viele Leute unterschiedlicher Kulturen zusammen leben würden, sagte Kelly und meinte weiter, dass «ID», gleichzeitig Album- und Songtitel, entstanden sei, weil er sich Inspiration von den unterschiedlichen Musikern holte, die bei «Sing meinen Song» mitmachten und Freunde wurden. Danach sang er: «Flüsterton» von Mark Forster. Nach dem Song bat Michael Patrick um eine Schweigeminute für eine bessere Welt oder für das, was jeden im Saal gerade persönlich beschäftigt. Ruhe. Stille. Das erlebt man eigentlich nie an einem Konzert und trotzdem war es ruhig im Saal mit fast 1500 Leuten. 

 

Langsam neigte sich das Konzert dem Ende zu, was man daran erkannte, das der wohl berühmteste Song auf dem Programm stand: «Shake Away». Sogar die Jungs sangen mit, aber nach über 2 Stunden, merkte man dem Publikum an, dass es müde ist.

 

Michael Patrick, sollte mehr singen und weniger Quatschen. Dann geht ein Konzert auch nicht weit über 2 Stunden. Sonst war er aber ganz gut und man sieht, das er ein Showman ist.

 

Sandra Rohrer / Fr, 26. Jan 2018