Gewaltig und bewegend: Dark Rooms live

Konzertkritik: Dark Rooms im Papiersaal
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Leer ist es an diesem Dienstagabend, als ich mit zwei Freunden in den Papiersaal trete. Bis auf einige wenige Pärchen scheint niemand den Weg ans Dark Rooms Konzert im Sihlcity gefunden zu haben. Bis zum Konzertbeginn werden es etwa zwanzig Leute sein, die sich im Saal einfinden.

 

Wenn die Band von der Anzahl Leute irritiert ist, so lässt sie sich das nicht anmerken. Selbstsicher startet sie mit dem ersten Track «Polaroid» ihres letztjährigen Albums «Distraction Sickness». Die Tontechniker haben während diesem ersten Song noch etwas Mühe damit, die wuchtige Perkussion mit den sanften Melodien der Geige und mit der Stimme von Daniel Hart zu vereinbaren. Zugegeben, sie haben es auch nicht einfach mit dem Sänger: mal nuschelt er in feiner Kopfstimme etwas ins Mikrofon, dann ruft er aus voller Kehle und eine Oktave tiefer.

 

Entdeckt durch «A Ghost Story»

 

Nach diesem etwas holprigen Start wird es schwierig für mich, meine Begeisterung im Zaum zu halten. Die vierköpfige Band aus Los Angeles hat 2013 ein gutes Debütalbum publiziert, von dem sie auch jetzt noch viele Songs spielen. Letztes Jahr haben sie dann mit «Distraction Sickness» einen hervorragenden zweiten Treffer gelandet. Die Songs, die sie den Aufnahmen sehr getreu spielen, zeichnen sich durch markante, schwere und eingängige Rhythmen aus, die von Synthesizern und immer wieder Daniel Harts Geige begleitet werden. Vom zweiten bis zum letzten Song des Sets, von «Beyond the Lens» über «6am & Do It Again» und «The Shadow That Looms O’er My Heart» ist es unverständlich, das die Band in der Schweiz noch kein grösseres Publikum gefunden hat.

 

Tatsächlich ist es auch nur ein glücklicher Zufall, dass ich da bin. Vor etwas mehr als einer Woche bin ich im Film «A Ghost Story» auf die Band gestossen. Daniel Hart hat die Filmmusik komponiert und Dark Rooms haben den sehr passenden Song «I Get Overwhelmed» beigesteuert. Auch dieses Lied spielen sie zu meiner Freude live. Leider schaffen es nur etwa die Hälfte der neun Songs des letzten Albums auf die Setlist. Unter den weggelassenen Titeln befindet sich auch das Gegenstück zum oben genannten Song; «I Get Distracted», was schade ist. Insgesamt funktioniert die Reihe an melodiösen Liedern aber gut und endet gewaltig und bewegend mit «Keep It Inside».

 

Unter den vierzig Augen der begeisterten Anwesenden kehren Dark Rooms noch einmal auf die Bühne zurück. Leider aber nur, um ein Radiohead-Cover zu spielen, das bei weitem nicht an ihre eigenen Produktionen heranreicht.

 

Ein richtig gutes Alternative/Electropop Konzert. Es lohnt sich, diese Band zu hören. Nächstes Mal sollten sie Zürich in einem prall gefüllten Club spielen!

 

Jonas Stetter / Do, 25. Okt 2018