Es rockte gewaltig: Strand of Oaks im Bogen F

Konzert-Kritik: Strand of Oaks
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Facebook: Strand of Oaks

Ein Montag Abend, frühsommerlich warm. Trotz Gewitterregen nicht unbedingt ein Garant dafür, dass sich viele Menschen für ein Konzert im Bogen F im Viadukt einfinden würden. So war es dann auch, und die Vorband Musée Mécanique sowie der Hauptact Strand of Oaks waren dazu verdammt, vor ein paar wenigen Nasen trotzdem ihr Bestes zu geben.

 

Davon zeigten sich die souveränen Musiker aber nicht sonderlich beeindruckt. Musée Mécanique eröffneten den Abend mit einer verzaubernden Mischung aus Indie-Folk und Ambient. Und im Verlaufe des Sets wurde man sich immer mehr bewusst, wie gut ihr Bandname gewählt ist. Ihre Musik hatte neben dem träumerischen Aspekt eine sehr klare, mechanische Note. Fast in jedem Song wurden Effekte vom Synthie verwendet und Glocken- und Xylohphonspiele eingebaut, die dem ganzen einen durchgehenden, latenten Tonus verliehen. Es schien, als würde mehr auf Apparaten und Instrumenten herumgedrückt, als handgemachte Musik gespielt, was aber in keinster Weise negativ gemeint ist. Dies führte jedoch auch dazu, dass die Musik auf Dauer eine Eintönigkeit bekam, die den Spannungsbogen des Sets durchbrach. Ohne grosse Abwechslung ist so etwas für ein Konzert immer etwas schwierig. Trotzdem war dieser Auftakt sehr angenehm und bot einen sanften, gemütlichen Einstieg in den Abend.

 

Massiv und mächtig

 

Fast zu sanft, denn was danach folgte, haute einen im Gegenzug beinahe aus den Socken. Strand of Oaks, der Name war Programm. Eichen sind massiv, stark und haben riesige, breite Baumkronen. Genau so massiv und mächtig kommt die Musik des Amerikaners daher. Die Konzepte seiner Songs sind dabei immer etwa dieselben: es fängt ruhig und vorwarnend an, um wenig später in regelrecht dahindonnernde Soundgewitter auszubrechen. Auf der Bühne wurde darauf geachtet, Frontmann Timothy Showalter stets in subtiles Licht zu tauchen, um der Dramatik und der Magie seiner Musik noch das visuelle Sahnehäubchen aufzusetzen.

 

Indierock vom Feinsten wurde geboten, geprägt durch 70er-Jahre-Rock, geschmückt mit jammernden Gitarrensoli, manchmal sperrig, manchmal zugänglich, aber nie plump. Showalter schien stellenweise beinahe mit seiner Gitarre zu verschmelzen und verkörperte den gequälten, lebenserfahrenen Einzelkämpfer, den er so beherzt besingt, perfekt. Und trotz der Schmerzen und den Enttäuschungen, die er in seinen Texten thematisiert, strotzt seine Musik vor Hoffnung und Lebensmut und geht durch Mark und Bein. «Heal» heisst übrigends passenderweise seine letzte Platte, auf welcher er viele private Schicksalsschläge verarbeitete und die haufenweise musikalische Juwelen birgt. Auffallend war es, dass seine Stimme trotz des doch eher rabiaten, rauen Äusseren ganz klar und jung klang, was für einen spannenden Gegensatz zu der schroffen, energiegeladenen Musik und zur Optik auf der Bühne sorgte.

 

Zwischen den Songs wirkte Showalter beinahe schüchtern und wechselte nur wenige Worte mit dem Publikum. Er war wohl auch viel zu konzentriert und in seiner Musik gefangen, als dass er noch mit Entertainerqualitäten hätte auftrumpfen können, was schliesslich auch gar nicht zur Stimmung gepasst hätte. Und obwohl er beinahe hinter seinen langen Haaren, dem Bart und dem schummrigen Licht zu verschwinden drohte, musste man ihn sofort ins Herz schliessen.

 

Es war eine stimmige Show, und die paar Songs, welche Showalter alleine an der Gitarre performte, waren ein ganz gelungener, intimer Glanzpunkt des Abends.

Natascha Evers / Mi, 03. Jun 2015