Stoner Rock oder Desert Rock – oder was auch immer. Die Bezeichnung der Musik ist nebensächlich. Dieses brachiale, urtümliche Getöse aus Bass- und Gitarrenamps, gepaart mit einer charakteristischen Stimme, ist sinnbildlich für Kyuss. 1988 in Palm Desert gegründet, waren (oder sind) sie die wohl bekannteste Band des Genres. Unlängst aufgelöst, leben die Songs in den Nachfolgeprojekten ehemaliger Bandmitglieder fort. Wenn der ehemalige Kyuss-Sänger John Garcia auf Tournee ist, ist das immer ein besonders Ereignis. Diesmal um so mehr, da auch sein neues Album zu überzeugen vermag. John Garcia and The Band of Gold heisst das Projekt. Von seinen Akustik-Ausschweifungen scheint sich der Amerikaner vorläufig verabschiedet zu haben, und findet zu alter Härte und altem Groove zurück.

Garcia findet zu alter Härte und altem Groove zurück.

Vorerst eröffnen aber Dead Quiet aus Kanada den Konzertabend. Melodiöse Gitarrenriffs und die raue Stimme von Frontman Kevin Keegan heizen die Stimmung an. Eigentlich aber warten alle nur auf John Garcia, wie auch einigen Zwischenrufen zu entnehmen ist. Dann, gegen zehn Uhr, wird es dunkel und der Opener des neuen Albums «Space Vato» dröhnt durch das Viadukt. Hämmernde Gitarren, kompromissloser Stoner Rock wie vor dreissig Jahren. Dann aber wird’s grooviger. Fast lockerflockig kommen Songs wie «Chicken Delight» daher. Das macht genauso Spass wie die Kyuss-Klassiker, welche Garcia und seine Band natürlich ebenfalls im Repertoire haben. Zuerst «Gardenia» und «One Inch Man» – später «El Rodeo», «Green Machine» oder «Supa Scoopa & Mighty Scoop».

Trotz ernster Miene spürt man, dass er den Abend geniesst.

Das lässt das Stoner-Herz natürlich höher schlagen. Garcia scheint einen guten Tag erwischt zu haben (das ist nicht immer so), seine Stimme klingt kräftig, und trotz ernster Miene spürt man, dass er den Abend geniesst. Geniessen tun es auch die Konzertbesucher. Der Bogen F ist ausverkauft.

Gegen Mitternacht endet das Konzert, die meisten müssen morgen zur Arbeit. Die Augenringe waren es wert.